GeLsenkirchen/Essen. . Die Entscheidung über das Abschiebeverbot im Fall Sami A. war umstritten - und führte zu Hassbotschaften. Jetzt gibt es einen Verdächtigen .
Nach der Flut von Drohungen und Beleidigungen an das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen wegen des Islamisten Sami A. ist ein erster Verdächtiger ermittelt worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Essen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Nähere Angaben zu der Person machte die Behörde nicht.
Die Staatsanwaltschaft Essen überprüft seit dem Sommer vergangenen Jahres 27 Mails und Briefe. Darin stehen Todesdrohungen, Beleidigungen, rechtsradikale Äußerungen und Verherrlichungen des Nationalsozialismus, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Anette Milk. Die Suche nach weiteren Absendern dauere an.
Gericht hatte Abschiebe-Verbot bestätigt
Anlass für die Schreiben war die Rolle des Gerichts im Fall Sami A.. Das Gericht hatte das Abschiebe-Verbot des mutmaßlichen Gefährders wegen nicht auszuschließender Foltergefahr in seinem Heimatland Tunesien bestätigt. Sami A. wurde trotzdem abgeschoben. Das Gericht rügte die Abschiebung als rechtswidrig und ordnete die Rückholung an. Erst nach einer diplomatischen Zusicherung Tunesiens, Sami A. drohe keine Folter oder unmenschliche Behandlung, hatte das Gericht das Abschiebe-Verbot Mitte Januar aufgehoben.
Ein Großteil der Schreiben sei anonym eingegangen, sagte Milk weiter. Bei anonymen Mails versuche man, die Absender über die IP-Adresse ausfindig zu machen. Mit den Ermittlungen sei die Polizei befasst.
400 Briefe und Mails sind eingegangen
Insgesamt hatten Verwaltung und Pressestelle des Gerichts nach früheren Angaben knapp 400 Briefe und Mails erhalten. Die Präsidentin des Oberverwaltungsgerichts in Münster, Ricarda Brandts, hatte in diesem Zusammenhang von einem «Shitstorm» berichtet, der über das Verwaltungsgericht hereingebrochen sei. «Es gab Beleidigungen und Bedrohungen in einem für das Gericht bislang beispiellosem Ausmaß», hatte Brandts gesagt. (dpa)