Gelsenkirchen-Horst. . Anwohner der Bottroper Straße beklagen die Zunahme des Schwerlastverkehrs. Enge Straße wird als Abkürzung zwischen den Autobahnen genutzt.

Wenn’s sein muss, dann setzt Sylvia Pleiss ungewöhnliche Mittel zur Kontaktaufnahme ein: „Ich hab’ mich todesmutig auf die Straße geschmissen, die Lkw-Fahrer angehalten und gefragt: Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin?“ Jetzt weiß sie aus erster Hand, warum die Bottroper Straße in Horst eine zunehmende Verkehrsbelastung zu verkraften hat. Ob Tanklastzug, Viehtransport oder Speditionsfahrzeug: Die tonnenschweren Fahrzeuge wechseln über die Bottroper Straße zwischen A2/A52/B224 und A42. Anwohnerin Sylvia Pleiss: „Das ist der kürzeste Weg, den das Navigationsgerät empfiehlt. Zudem werden zwei Autobahnabfahrten und damit Mautgebühren gespart.“ Doch das ist nicht das einzige Ärgernis entlang der Verbindungsstraße zwischen Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop.

Schlaglöcher, Lärm durch Raser- und Poserszene

Hans Krämer ärgert sich über die tiefen Schlaglöcher in der Fahrbahn. Auch wenn im vergangenen Herbst nach dem Ortstermin mit der Verwaltung ein Loch verfüllt wurde: Die Wände wackeln noch immer, wenn der Schwerlastverkehr sich seinen Weg bahnt durch die enge Straße.

Mesut Ersin beklagt die Parksituation: „Meine Einfahrt wird regelmäßig zugestellt. Oder es wird so dicht geparkt, dass ich mit meinem Lkw nicht vom Garagenhof in die Bottroper Straße abbiegen kann.“ An Wochenenden sei die Situation nicht besser: Er berichtet von jungen Pkw-Fahrern, die die Bottroper Straße als Rennstrecke und zum Posen benutzen. Und im Umfeld von türkischem Restaurant und italienischer Gaststätte werde rücksichtslos auch auf dem Bürgersteig geparkt. Die Folge erläutert Melanie Jung: „Dann kann man mit dem Kinderwagen nicht mehr auf den Bürgersteig, dann muss man die Fahrbahn benutzen.“

Dreimal die Außenspiegel abgefahren

Was es bedeutet, wenn Lkw-Fahrer ihre Fahrzeuge mit den hohen Aufbauten nach dem Dienst vor der Haustür abstellen, bekommt Mario Mercuri tagtäglich zu spüren: „Dann gibt es in der Wohnung kein Tageslicht mehr.“ Besonders brenzlig sei es geworden, als die Stadt die Schilder abmontierte, die das halbseitige Parken erlaubten. Seitdem ist es auf der Bottroper Straße besonders eng. So eng, dass an Sylvia Pleiss’ Wagen dreimal im vergangenen Jahr der Außenspiegel abgefahren wurde.

Dass Angebot der Stadt, Leitlinien auf die Fahrbahn zu malen, halten die Anwohner für nicht ausreichend. Sie fordern eine Lkw-Führung über die B224 bzw. durch das Gewerbegebiet Brauck und über Wiesmannstraße/Kärntener Ring/Turfstraße. Mesut Ersinabschließend: „Die Geschwindigkeit auf der Bottroper Straße muss deutlich reduziert werden. Die Parksituation muss überwacht und es muss geblitzt werden, auch abends und in der Nacht.“

>> Tempo 30 auf der Landstraße

Tempo 30 auf einer Landesstraße wie der Bottroper Straße einzurichten, ist nicht ganz einfach. „Das ist nur vor direkten Zufahrten zu Kindergärten und Altenheimen möglich“, musste Sylvia Pleiss lernen. Beispiel Brauckstraße, nur wenige Meter weiter westlich in Gladbeck. „Aber auf der Roßheidestraße, auch eine Landesstraße, gilt auf der gesamten Strecke Tempo 30“, wundert sich Pleiss.

>> Leitlinien sollen bessere Orientierung geben

Der Ärger der Bewohner der Bottroper Straße ist Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) bestens bekannt. Er hatte sich bei der Verwaltung für einen Ortstermin eingesetzt. Mit dessen Ergebnis sind die Anlieger nicht zufrieden.

Die Bottroper Straße als Landesstraße L 633 gehöre zum Vorbehaltsstraßennetz der Stadt und diene auch zur Aufnahme des überörtlichen und des Schwerlastverkehrs. Für eine Hauptverkehrsstraße sei die Belastung mit 8700 Fahrzeugen pro Tag gering, der Lkw-Anteil mit 590 Fahrzeugen jedoch hoch. Eine Änderung der Verkehrsführung sei nicht möglich, da die Bottroper Straße und in ihrer Verlängerung die Brauckstraße in Gladbeck und die Horster Straße in Bottrop eine Zubringerroute zur B224 und zu den Autobahnen A2 und A42 sei.

„Aufgrund von Last- und Breitenbeschränkungen auf der A42 müssen die Schwertransporte über die Bottroper Straße geführt werden.

Suche nach Alternativen

Eine alternative Führung über die Straße An der Rennbahn scheidet ebenfalls wegen der bestehenden Lastbegrenzungen an den Brücken aus“, betont die Verwaltung. Die Fahrbahnbreite von zehn Metern sei ausreichend, auch wenn am rechten Fahrbahnrand geparkt werde. Als problematisch beurteilt die Verwaltung das Fahrverhalten von Lkw- und Busfahrern, weil eine Fahrbahnmarkierung fehlt. Diese Leitlinien sollen nun aufgebracht werden.

Gill will es dabei nicht belassen: „Ob Streifen oder Tempo 30: Da hält sich doch keiner dran.“ Er will die Verkehrssituation Bottroper Straße zum Thema in der Bezirksvertretung West machen. Und er setzt auf die Lernfähigkeit der Stadt: „Die Verwaltung kann viel machen – wenn sie will“, ist er überzeugt.