Gelsenkirchen-Buer. . Im Schaufenster des Kunstmuseums Gelsenkirchen ist bis Ende Mai ein Video des Kölner Künstlers Arne Schmitt zu sehen.

Zum vierten Mal öffnet das Kunstmuseum nach längerem Leerstand wieder sein „Gästezimmer“. Diesmal ist hier, im winzigen Eckraum, eine Arbeit des Kölner Künstlers Arne Schmitt eingezogen. Der Fotograf und Videokünstler zeigt seine etwa viertelstündige Videoarbeit „Stadt – Gegenstadt“. Was hier über den Bildschirm flimmert, erinnert frappierend an Szenen mitten aus dem Ruhrgebiet. Tatsächlich aber stammen die Aufnahmen aus dem prosperierenden Mannheim und der Industriestadt Ludwigshafen.

Die Geschichte beider Orte ist eng mit dem Unternehmen BASF verbunden. In beiden Städten zeigen sich die Auswirkungen des Strukturwandels, der vor allem in Ludwigshafen Brüche in der Stadt hinterließ. Schmitt weiß: „Man denkt, das Bahnhofsviertel hört nie auf.“

Unklar ob historisches oder aktuelles Filmmaterial

Der 34-jährige, in der Eifel geborene Künstler, der heute in Köln lebt und arbeitet, recherchierte lange vor Ort. Das daraus entstandene Video ist ein reiner Schwarz-Weiß-Film: „Ich wollte nicht, dass der Betrachter die Szenen zeitlich sofort einordnen kann.“ Nun weiß der Zuschauer nicht so genau, ob es sich um historisches oder aktuelles Filmmaterial handelt. Die Bilder kontrastiert und kommentiert Arne Schmitt mit eingeblendeten Zitaten des Philosophen Ernst Bloch aus einem Essay von 1928.

Die Texte wirken überaus aktuell. Schmitt: „Das klingt alles sehr heutig.“ Bloch kommentierte die Lebenssituation in seiner Heimatstadt Ludwigshafen. Die Zitate beschreiben die schon damals raue Seite der Stadt, aber auch die Hoffnungen, die man einst mit dem industriellen Aufschwung verknüpft hatte. Heute wirkt vieles verfallen.

Wer einen Blick ins museale Gästezimmer werfen will, muss nicht einmal hinein ins Gebäude. Das Video ist durchs Fenster zu sehen und zwar bis zum 30. Mai täglich von 6 bis 22 Uhr. Christiane Wanken, stellvertretende Museumsleiterin: „So ist das Video auch ein Stück Kunst im öffentlichen Raum.“