Gelsenkirchen. Arbeitslose Jugendliche lernen in Gelsenkirchen die Welt des Theaters kennen. Dabei haben sie ganz unterschiedliche Ziele: eine Ausbildungsstelle etwa oder auch die Schauspielschule.
15 Jugendliche spurten durch den Lüfter hoch über der Halle des Consol Theaters und rufen „Mähhh!” Nein, das ist hier keine kollektiv ausgebrochene Krankheit. Es handelt sich um ein Auflockerungsspiel zwischen den theaterpädagogischen Übungen. Es ist wieder Stage-Zeit.
Zeit und Raum auf dem Lehrplan
„Es ist eine ganz tolle Gruppe in diesem Jahr, voller Engagement und Neugier”, freut sich Stage-Leiterin Ulrike Brockerhoff über die jungen Leute, die am mittlerweile achten Jahrgang des Projekts teilnehmen. Seit Anfang November erleben sie auf Consol die Theaterwelt in all ihren Facetten.
Heute stehen Zeit und Raum auf dem Programm. Gastdozent Ralf Grobel erklärt den „Stagies” die Übungen, gibt Tipps und Anregungen. Wie verändern sich Bewegungsabläufe und ihre Wahrnehmung, wenn man sie mal schnell, mal langsam ausführt? Wie fühlt es sich an, mit dem Körper mal viel, mal wenig Raum einzunehmen? Welche Motivationen könnten hinter einzelnen Bewegungen oder Aktionen stecken?
Ohne Scheu, temperamentvoll und mit viel Spaß an der Sache setzen die Teilnehmer die Übungen um. Zwei von ihnen sind Patrick Weißer (20 Jahre alt) und Banar Fadir (19). „Wir haben in der kurzen Zeit hier schon einiges gelernt”, erzählt Patrick. „Allein schon das Bewerbungstraining war sehr hilfreich.” Banar pflichtet ihm bei: „Die simulierten Bewerbungsgespräche mit anschließendem Feedback durch die Gruppe haben jedem Einzelnen Stärken und Schwächen aufgezeigt.”
Verborgene Potenziale werden geweckt
Auch intensive Mini-Workshops haben die „Stagies” bereits in den ersten drei Wochen absolviert: Ob ein eigener Stage-Song oder ein Hörspiel geschrieben und aufgenommen werden, ob es darum ging, ein Papiertheater zu konstruieren oder aus Körpersprache und Bewegung eine kleine Aufführung zusammenzustellen: Kreativität und das Wecken verborgener Potenziale stehen bei Stage im Vordergrund.
„Dabei hatte ich erst keine große Lust”, erinnert sich Patrick, der Veranstaltungstechniker werden möchte. Beim Gespräch in der Arbeitsagentur habe alles so bürokratisch, unpersönlich geklungen. „Außerdem geht das Kürzel BVB für Berufsvorbereitende Maßnahme in Gelsenkirchen ja gar nicht”, lacht er. „Aber das ganze Projekt ist sowas Tolles, das sollte noch ganz anders präsentiert werden.”
Banar dagegen kam voller Hoffnung ans Consol: „Ich strebe eine Schauspielausbildung an, daher ist Stage perfekt für mich. Das Faszinierende am Theater ist doch das Zusammenspiel aller verschiedenen Disziplinen.” Dann müssen die beiden wieder los: Der Gesangsunterricht wartet - und in den nächsten Monaten noch viele spannende Lerninhalte rund ums Theater. Die Jugendlichen jedenfalls sind mit Feuer und Flamme dabei: „Ich bin gespannt, wohin das führt”, sagt Ulrike Brockerhoff.