Gelsenkirchen. . Der Wald in unserer Stadt ist krank. Gerade Laubbäume kämpfen mit den Folgen von Sturm und Dürre. An der Münsterstraße werden 412 Bäume gefällt

Der Wald in NRW sei in „einem besorgniserregenden Zustand“, erklärte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kürzlich anlässlich des neuen Waldzustandsberichts. Auch Gelsenkirchen bildet dabei keine Ausnahme: Die Bäume im Stadtgebiet leiden. An der Münsterstraße müssen jetzt sogar 412 Laubbäume gefällt werden, weil sie so krank sind, dass sie die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährden.

Die Gründe für das Leiden der Bäume auf den rund 1400 Hektar großen Waldflächen in Gelsenkirchen sind vielfältig. „Wir haben immer noch mit den Spätfolgen des Sommersturmes Ela (2014, Anm. d. Red.) zu kämpfen“, erklärt Revierförster Matthias Klar (RVR). Die 250 Hektar Wald, die Klar rund um Gelsenkirchen betreut, hätten zudem massiv unter der anhaltenden Dürre in den vergangenen Monaten gelitten. „Der Sturm hat die Wurzeln der Bäume beschädigt“, so der Fachmann. Die Reaktion darauf erfolge verzögert, ein bis drei Jahre später. „Viele Schäden vor allem im Laubwaldbestand kommen erst jetzt zum Vorschein.“ Die Dürre habe vor allem jungen Laubbäumen zugesetzt. „Deren Wurzeln sind noch nicht so tief, die sind einfach vertrocknet.“

Borkenkäfer kommt bei Trockenheit

Der Nadelwaldbestand, der in Gelsenkirchen freilich nur fünf Prozent der Gesamtwaldfläche ausmacht, bekam die direkten Folgen des über Monate ausbleibenden Regens zu spüren: Hier nistete sich der Borkenkäfer ein. Klar: „Der kann die Bäume kapputtmachen.“

Sollte der Winter kalt und trocken werden, könnten die Borkenkäfer sich noch weiter vermehren. Ein warmer und feuchter Winter wäre hingegen schlecht für diese Tiere: Wärme zehrt die Energie der in der Winterstarre steckenden Käfer auf und Pilze setzen ihnen zu.

Abgase und Salzwasser sind Gilft

Nicht nur der Wald ist krank. Auch Straßenbäume sind betroffen: In der Münsterstraße sollen ab dem 9. Dezember etwa eine Woche lang auf einer Fläche von rund zwei Kilometern vom Tierheim bis zur Ewaldstraße auf beiden Seiten Laubbäume gefällt werden. „Der Bestand von 2020 Bäumen in diesem Bereich ist von Baumdoktoren untersucht worden“, betont der Revierförster. Ergebnis: 20 Prozent ist in einem so schlechten Zustand, dass er eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer darstellt. „Die Maßnahme ist mit Stadt und Straßenbau NRW abgestimmt. Es gibt keine Alternative. In diesem Zustand sind die Bäume gefährlich.“

Für Straßenbäume Gift sind vor allem Abgase, Salzwasser durch Winterstreu und Bodenschäden, die durch Baustellen verursacht werden.

Auch Pilzbefall schadet den Bäumen

Dass es dem Wald in Gelsenkirchen nicht gut geht, bestätigt auch Ulrich Schwarz. Der Forstingenieur bewirtschaftet für die Gelsendienste 400 Hektar städtischen Baumbestand. „Die Schäden, die der Baumbestand durch Stürme und Trockenheit genommen hat, sind jetzt noch gar nicht abzusehen“, meint Schwarz. Er beobachte zudem Pilzbefall, etwa an Eschen und Platanen. Der Forstingenieur: „Und praktisch alle Bäume haben besonders viele Früchte wie Zapfen, Eckern und Eicheln hervorgebracht – eine zusätzliche Belastung für die Pflanzen.“ Wie man den Bäumen helfen könne? „Unmittelbar können wir gar nicht viel machen. Wir können auf Regen hoffen.“

Auch Andreas Lill hat sich in den vergangenen Monaten mit den Folgen von Sturm Ela und Sturm Friederike, der Anfang diesen Jahres tobte, beschäftigt. Der Förster kümmert sich um den Waldbestand des Grafen Carlo von Westerholt – eine Fläche von rund 200 Hektar, die bis ins Stadtgebiet Herten reicht. Andreas Lill: „Wir sind jetzt so weit, dass wir alle kranken Bäume gefällt und abgeräumt haben.“

<<<< Baumarten

  • Der Wald in Gelsenkirchen besteht hauptsächlich aus Laubbäumen (95 Prozent). Vertretene Baumarten sind Eichen, Hainbuchen, Birken, Pappeln, Rubinien und Erlen.
  • Das größte Waldgebiet auf Gelsenkirchener Boden bildet die Resser Mark. Weitere Waldflächen liegen etwa im Emscherbruch und im Westerholter Wald.