Gelsenkirchen-Schalke. . Probleme werden offen angesprochen beim Infoabend zum Thema „Roma als neue Nachbarn in Schalke(-Nord)“. Aber: Es fällt kein Wort von Rassismus.
„Zuwanderung ist nicht konfliktfrei“, schickte Burkhard Wüllscheidt, Stadtverordneter von Bündnis 90/Die Grünen, als Moderator der Informationsveranstaltung im Katharina-von-Bora-Haus vorweg. Konflikte und Kontroversen tauchten in der gut besuchten Versammlung zum Thema „Roma als neue Nachbarn in Schalke(-Nord)“ allerdings auf.
Alle Beteiligten dokumentierten an diesem Abend gleichwohl ihre Bemühungen um eine gute Nachbarschaft und die Lösung der Probleme in den Wohnvierteln. Genauso trat aber auch ihre Ohnmacht und Belastung im Alltag zutage.
Es ist nicht einfach
Für die Stadtverwaltung hatte Uwe Gerwin, Leiter des Referates für Zuwanderung und Integration, zunächst ein paar aktuelle Daten präsentiert. Demnach sind in Schalke zurzeit etwa 1000 Rumänen und Bulgaren gemeldet, damit 5 Prozent, gut 21 000 Bewohner insgesamt, in Schalke-Nord 550 gegenüber 4 600, damit etwa 12 Prozent. Bei seiner Zusammenfassung „und oft ist alles in Ordnung“ regte sich bereits Unmut im Saal des Gemeindehauses.
Weshalb er umgehend einräumte: „Nicht mit allen, und es ist nicht einfach.“ Und darauf hinwies: „Diese Menschen genießen als Bürger der EU Freizügigkeit.“
Vor allem am Aspekt der Kommunikation zeigte sich Konfliktpotenzial. Roman Franz, Vorsitzender des Landesverbandes Deutsche Sinti und Roma, unterstrich mehrfach, dass diese Menschen zum großen Teil Analphabeten seien. „Sie kommen aus der tiefsten Provinz, haben zuhause keine Rechte, werden mit Steinen beworfen und Vergewaltigungen auf offener Straße sind an der Tagesordnung. Sie haben hier ein Recht auf Unterstützung“, erklärte er drastisch.
Ton wird hitziger
„Die müssen hier die Sprache lernen“, schob er nach. Und hielt das auch den Berichten der Bewohner des Stadtteils entgegen, die von Beschimpfungen, Beschwichtigungen und Ignoranz erzählten, die sie im Umgang mit rumänischen oder bulgarischen Neu-Nachbarn häufig erleben müssten.
Der Ton wurde hitziger, dabei konnte aber auf dem Podium festgestellt werden, dass „kein Wort von Rassismus gefallen ist, und alle versuchen, mit den Nachbarn klar zu kommen“. Die Fragen der Zuhörer wurden drängender, wen sie noch einschalten sollten, wenn ständig die Mülltonnen überfüllt seien, in Wohnungen Lagerfeuer angesteckt würden oder häuslicher Lärm bis in die Nacht die Nachbarschaft empfindlich störe.
„Wir können noch besser werden“
Tatsächlich boten die Teilnehmer auf dem Podium, Venetia Harontzas vom Nachbarschaftszentrum Lalok Libre, Heike Lorenz für die Diakonie und Admir Bulic für die Awo auch direkt an, in Konfliktfällen zumindest zu vermitteln. Wobei alle die sprachlichen Schwierigkeiten bestätigten.
Auch der Verweis an das letztlich zuständige Ordnungsamt blieb nicht aus. Gerwin führte etwa an, dass seit 2013 schon etwa 40 Häuser geschlossen wurden, auffällig als „Schrott-Immobilien“, die gerade an Bulgaren oder Rumänen in Not vermietet wurden. Er räumte ein, es müssten weitere, vor allem niederschwellige Angebote, etwa beim Spracherwerb, gemacht werden. „Wir können noch besser werden“, zeigte er sich für die Stadtverwaltung zuversichtlich.
<<<<800 Kinder in Kursen
- Etwa 7500 bulgarische und rumänische Staatsbürger sind derzeit in Gelsenkirchen angemeldet, fasste Uwe Gerwin, Referatsleiter Zuwanderung und Integration, zusammen. Davon seien etwa zwei Drittel Rumänen. Und: „Die können natürlich auch beispielsweise aus Duisburg kommen.“
- Circa 800 Kinder seien derzeit in Sprachkurse oder Förderunterricht vermittelt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatte es eine Namensverwechslung gegeben. Statt von Roman Franz war von Romeo Franz die Rede gewesen. Das war falsch. Wir bitten um Entschuldigung.