Nun ist amtlich: In Gelsenkirchen soll es ab Sommer 2019 zu Fahrverboten kommen. Gut so? Oder eher nicht? Ein Kommentar am Ende der Woche.
Wenn wir nach Essen gucken, wo ab Sommer 2019 in 18 Stadtteilen kein altes Diesel-Auto mehr fahren soll, dann könnten wir hier mit Blick auf die kurze Schalker Meile noch sagen: Glück gehabt! – Glück gehabt? Wenn überhaupt, dann haben die Damen und Herren der Deutschen Umwelthilfe Glück gehabt. Glück, dass die Zeiten, in denen wir leben, so sind, wie sie sind. Glück, dass gefühlt alles reguliert ist und kaum einen Spielraum zulässt. Glück, dass Grenzwerte unser Leben bestimmen – völlig egal, wie sinnfrei sie zustande gekommen sind.
Ich bin immer davon ausgegangen, dass wir vom Weltklima reden. Weil wir nur ein Klima haben, nur eine Atmosphäre. Dann verstehe ich nicht, warum es fürs Weltklima besser ist, wenn Herr Müller mit seinem alten (wobei das bei Euro-5-Fahrzeugen mit dem „alt“ sehr gewagt ist) Diesel demnächst nicht 650 Meter über die Kurt-Schumacher-Straße fährt, sondern einen kilometerlangen Umweg über die Grothus- oder Bismarckstraße nimmt. Um das zu kapieren, muss man vielleicht Jura studiert oder zu viel Stickstoffdioxid eingeatmet haben.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Klimaschutz, Umweltschutz – das ist wichtig! Sehr wichtig! Aber Verhältnismäßigkeit sollte man auch nicht unterschätzen. Hier werden die Falschen bestraft. An der verfahrenen Situation trägt kein Gelsenkirchener die Schuld! Dann hilft es letztlich auch niemandem, dass ich der Stadt einen Vorwurf natürlich machen kann: die zu vielen Baustellen! Wenn man jetzt von GE-Zentrum nach Buer zeitweise über eine Stunde braucht, dann herrscht de facto schon ein Fahrverbot – weil man viel zu oft zum Stehen verdammt ist und somit unnötig Schadstoffe ausstößt. Aber sonst? Wenn schon die Opposition sagt, es sei hier alles zur Verbesserung der Luftqualität getan worden, wird da was dran sein. . .
Die Geschichte der Fahrverbote ist eine große Lachnummer – wenn sie nicht so traurig wäre. Den Betroffenen wird das Lachen vermutlich im Halse stecken bleiben.