Gelsenkirchen. . Bereits vor dem Champions-League-Spiel des FC Schalke 04 gegen Galatasaray Istanbul trafen die Anhänger am Hauptbahnhof und in Buer aufeinander.
Nix da, Blau und Weiß. Die Domplatte war am Dienstagnachmittag in Orange, Rot und Schwarz gehüllt. Ungewohnter Einheitslook für Gelsenkirchener Augen. Im Schatten von St. Urbanus wurde lautstark gesungen. Was eigentlich, wunderten sich die zufällig vorbei kommenden Passanten? „Spielt heute Schalke“, fragt eine Frau irritiert. „Es sind beleidigende, zum Teil recht obszöne Hymnen“, erklärt Ilyas Yolcu.
Anreise der Galatasaray-Fans aus Stuttgart
Der 31-jährige hat sich am Morgen um 7 Uhr in Stuttgart mit einigen Kumpels in sein Auto gesetzt und ist Richtung Gelsenkirchen gestartet. Zum Spiel seiner Mannschaft Galatasaray gegen die Schalker. „Wir werden 3:0 gewinnen“, ist er überzeugt. „Nein“, ergänzt er, „nur 3:1. Ihr seid ja nett, ihr dürft auch ein Tor schießen.“
Beim Gesang hält sich Ilyas zurück. „Sonst habe ich heute Abend im Stadion keine Stimme mehr.“ Mit gedämpften Dezibel erklärt er lieber den Hintergrund der Hymnen. „Sie verunglimpfen unseren einzigen, ernst zu nehmenden Gegner in der Türkei: Fenerbahce“. Wie auf Kommando erschallt dieses „Fenerbahce“ aus etwa 800 Kehlen.
Polizei verteilt Infobrief an die Fans
Beobachtet wird die Spontanfeier von Helmuth und zahlreichen Polizeibeamten, die sich am Rande des Platzes aufgestellt haben. Polizeihauptkommissar Horst Storb verteilt mit seinen Kollegen ein Infoblatt – auch in türkischer Sprache – an die „lieben Fußballfans“, erzählt dass ein Bustransfer ab Saturn die Männerriege ab 18 Uhr zur Arena bringen wird. „Alles ruhig und friedlich“, sagt Polizeisprecher Torsten Sziesze.
Helmuth hat inzwischen Mut gefasst, geht auf die Fangruppen zu, sammelt die leer getrunkenen Bierdosen ein. „Schmeißt sie einfach da vorne hin“, fordert er den Männerclub mit Blick auf eine kleine Fläche zwischen Dom und Behindertenrampe auf. „Und dann muss ich 15 Euro Strafe zahlen?“, fragt ein Fan. „Nö“, erwidert Helmuth. Ich hol’ sie ab. Versprochen.“ Dreht sich um und gibt den Orange-Roten noch mit auf den Weg: „Legt sie flach, die Schalker.“ – „Bleib g’sund“, wünscht ihm Ilyas, schwingt die rote Fahne mit dem weißen Halbmond und stimmt dann doch an: „Fenerbahce!“
Personenkontrollen der Polizei am Hauptbahnhof
Am Hauptbahnhof beziehen die Polizeibeamten gegen 17 Uhr Stellung. Ein Streifenwagen fährt über die Bahnhofstraße, zahlreiche Bullis parken auf der Neustadtseite, Bundespolizisten positionieren einen großer Strahler zur Beleuchtung. Im Bahnhof führen Beamte einige Personenkontrollen durch, prüfen den Inhalt größerer Reisetaschen.
Die Fans bevölkern unterdessen die Innenstadt und stärken sich in Cafés und Kneipen vor dem Spiel. Die Anhänger des türkischen Clubs sind eindeutig in der Überzahl. Einzelne Rufe und Fangesänge hallen über die Fußgängerzone. Doch schon früh herrscht Ausbruchstimmung. Immer mehr Fans machen sich schon um kurz nach 17 Uhr auf den Weg zum Stadion. Die Polizisten versorgen sich unterdessen mit ausreichend Kaffee für eine lange Schicht.
Fangesänge deutlich lauter als sonst
Rund um die Veltins-Arena füllt sich das Areal ab 18 Uhr. Wegen doppelter Einlass-Kontrollen öffnen sich die Pforten bereits drei Stunden vor Anpfiff. Aber auch hier bleibt alles friedlich. Allerdings skandieren die Galatasaray-Anhänger ihre Fan-Gesänge vor und im Stadion wesentlich lauter, als das sonst bei Gästen üblich ist. Aber das fördert höchstens die Stimmung, nicht die Gewaltbereitschaft.
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