Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Selim Sayan hat 2013 sein Modelabel „Navahoo“ gegründet. Inzwischen sind die Jacken des Labels deutschlandweit Bestseller.

2013 beschloss der Ückendorfer Selim Sayan (44), den deutschen Modemarkt mit stylischen Winterjacken zu erobern und gründete das Label „Navahoo“, inspiriert von den Indianer-Filmen, die er in der Kindheit sah. Inzwischen werden seine Jacken bei namenhaften Katalog- und Online-Händlern verkauft. Und Sayan betont: „Unter den

Hinter den Kulissen wird bei Navahoo bereits an neuen Produkten gearbeitet.
Hinter den Kulissen wird bei Navahoo bereits an neuen Produkten gearbeitet. © Joachim Kleine-Büning

zehn am meisten verkauften Winterjacken bei Amazon sind sechs aus unserem Hause, die Plätze 1 und 2 bei den Bestsellern haben wir gleich mehrere Monate lang belegt, darauf bin ich sehr stolz.“

Dabei weiß kaum jemand, dass die Marken „Navahoo - American Culture“ und „Marikoo - Japanese Culture“ aus Gelsenkirchen stammen.

650.000 Jacken werden 2018 verkauft

In den ehemaligen Fertigungsstätten von Steilmann an der Dickampstraße hat die Firma ihre Zentrale, von hier aus werden die Jacken an Zwischenhändler geschickt. „In den vergangenen Jahren hatten wir hier auch einen Lagerverkauf, den mussten wir einstellen, weil wir die Halle als Lagerfläche brauchen. In diesem Jahr werden wir nämlich erstmals 650.000 Jacken verkaufen“, sagt Selim Sayan, der 2018 mit einem „achtstelligen Umsatz“ rechnet.

Dabei hat alles sehr klein angefangen. Sayan, der sein Wirtschaftsstudium an der Bochumer Ruhr-Uni vor knapp 20 Jahren abbrechen musste, um seine junge Familie zu ernähren, verkaufte zunächst Mode auf Märkten, um seine laufenden Kosten zu decken. Mit einer kleinen Verkaufsfläche an der Bochumer Straße machte er sich selbstständig. Bis irgendwann eine neue Geschäftsidee „floppte“ und der Ückendorfer pleite war. „Ich habe von Hartz 4 gelebt, das war echt eine harte Zeit. Aber ich wusste, dass ich unbedingt ‘was mit Mode machen wollte“, blickt der heute 44-Jährige

Selim Sayan schaut der jungen Designerin Aylin Hot über die Schulter: Hier wird schon die Sommerkollektion 2019 entworfen.
Selim Sayan schaut der jungen Designerin Aylin Hot über die Schulter: Hier wird schon die Sommerkollektion 2019 entworfen. © Joachim Kleine-Büning

zurück: „Nach und nach habe ich mir selber beigebracht, wie man Schnitte erstellt, habe unzählige Jacken ausgemessen, um ein Gespür für Proportionen und Konfektionsgrößen zu bekommen und habe mir das Modezeichnen selbst beigebracht, denn alles, was sie heute hier sehen, stammt aus meiner Feder. Parallel dazu habe ich auch den Markt genau analysiert, schließlich hatte ich ja Wirtschaft studiert. Und irgendwann wusste ich genau, was ich will.“

Die Strategie: In jedem Haushalt eine Jacke

Selim Sayan sparte sich einen Flug nach China zusammen und machte sich mit 50 Euro in der Tasche auf den Weg, um dort sein erstes Jackenmuster fertigen zu lassen. „Das war schon sehr abenteuerlich“, sagt er heute. Immerhin: Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, 2016 startete „Navahoo“ in Gelsenkirchen als Zwei-Mann-Betrieb. „Von da an ging es Schlag auf Schlag“, erzählt Sayan lächelnd, der sich auch den Markennamen „Marikoo“ gesichert hat und mit beiden Labels das Preissegment zwischen 39,90 Euro und 149 Euro abdeckt.

Poppige Farben und robuste Stoffe gehören zu den Markenzeichen der Label „Marikoo“ und „Navahoo“.
Poppige Farben und robuste Stoffe gehören zu den Markenzeichen der Label „Marikoo“ und „Navahoo“. © Joachim Kleine-Büning

„Unsere Ware ist hochwertig. Und ich könnte sie wahrscheinlich auch deutlich teurer verkaufen, denn auch die großen Modefirmen lassen ja inzwischen in China fertigen. Aber ich habe die Jackenpreise bewusst günstig gehalten – ich wollte, dass in jedem Haushalt in Deutschland mindestens eine Jacke von mir hängt, denn dann sprechen sich die Vorzüge schneller ‘rum“, erklärt er sein Geschäftsmodell: „Und den Effekt habe ich auch erzielt.“

Das Sortiment wird ausgeweitet

Nach und nach kamen immer mehr Modelle hinzu, im Gelsenkirchener „Showroom“ lassen sich neben warmen Damen- und Herrenjacken inzwischen auch sportliche Sweatjacken finden – „Navahoo“ und „Marikoo“ könnten in den nächsten Jahren also noch deutlich weiter wachsen, wenn das Sortiment ausgebaut wird.

„Aber wir machen das Schritt für Schritt, eins nach dem anderen“, betont Sayans Stellvertreterin Serpil Nazar, die lange in der Glitzermetropole Hamburg lebte, für große Unternehmen als Einkäuferin arbeitete, und nun für den Job in ihre Gelsenkirchener Heimat zurückkehrte.

Jacken sind auch vegan

Das komplette Team der Modefirma Navahoo arbeitet in der Gelsenkirchener Altstadt.
Das komplette Team der Modefirma Navahoo arbeitet in der Gelsenkirchener Altstadt. © Joachim Kleine-Büning

Auch Selim Sayans Familie ist eingebunden. „Wir sind ein richtiger Familienbetrieb aus Gelsenkirchen“, erzählt der Unternehmer lachend – und muss dann weiter, neu angekommene Ware sichten.

>>Info: „Unsere Produkte sind zu 100 Prozent vegan“, betont Navahoo-Geschäftsführer Selim Sayan. 2017 trat er mit „Navahoo“ dem internationalen „Fur Free Retailer Program“ bei. Für den flauschigen Kragenbesatz der Jacken wird Kunstfell verarbeitet.

Mehr Informationen über das Gelsenkirchener Unternehmen gibt es auf navahoo.com