Gelsenkirchen/Gladbeck. Andrea Weidemann von der Kreishandwerkerschaft hilft Betrieben und Schulabsolventen, bei der Ausbildungsplatzbesetzung zueinander zu finden.

Etwa jeder fünfte freie Ausbildungsplatz in Innungsbetrieben der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West (KH ELW) konnte zum jetzigen Ausbildungsstart nicht besetzt werden. Auf der anderen Seite suchen noch viele Schulabsolventen einen Ausbildungsplatz, die trotz vieler Bewerbungen kein Einstellungsangebot erhalten haben.

Was auf beiden Seiten offenbar noch nicht ausreichend bekannt ist: Die Kreishandwerkerschaft hat dieses Jahr das Projekt „Passgenaue Besetzung“ gestartet. Kleinere und mittlere Unternehmen einerseits und Ausbildungsplatzsuchende andererseits erhalten hier kostenlose Unterstützung, um dem Fachkräftemangel gezielt entgegen zu treten.

Lotsin besucht auch Ausbildungsmessen

Betriebe, die einen Auszubildenden suchen, oder Ausbildungsplatzbewerber können sich bei Andrea Weidemann melden: 0209-97 081 20.

Auf der „Infomesse Ausbildung und Studium“ präsent ist die Lotsin am 15. 9. in Bottrop auf der Zeche Arenberg; oder bei „Kantine statt Mensa“, 27. 9. im Schauburg Kino in Gelsenkirchen

Zuständige Beraterin und Lotsin für die „Passgenaue Besetzung“, mit Büro am Verwaltungssitz an der Gelsenkirchener Emscherstraße 44, ist Andrea Weidemann. „Kleine und mittlere Handwerksbetriebe haben im Arbeitsalltag oft nicht die Ressourcen, um leistungsstarken Nachwuchs zur Besetzung ihrer Ausbildungsstellen zu finden“, so die Diplompädagogin.

Oft stünden sie zudem beim zunehmenden Fachkräfteproblem aufgrund des demografischen Wandels in Konkurrenz mit Großbetrieben, die gute Bewerber abfischten. Hier sei es Ziel des Projektes, „durch direkten Kontakt einen geeigneten Auszubildenden zu finden“.

Kostenlose Hilfe von der Expertin

Die kostenlose Hilfe der Lotsin, über die sie auch mit Anschreiben

Ugur Erdogan (21) hat über eine Maßnahme der Kreishandwerkerschaft einen Ausbildungsplatz erhalten und absolviert gerade eine überbetriebliche Lehrlingsunterweisung mit Bereichsleiter Manfred Sasse in der Elektrowerkstatt
Ugur Erdogan (21) hat über eine Maßnahme der Kreishandwerkerschaft einen Ausbildungsplatz erhalten und absolviert gerade eine überbetriebliche Lehrlingsunterweisung mit Bereichsleiter Manfred Sasse in der Elektrowerkstatt © Oliver Mengedoht

informiert, sieht zunächst vor, „gemeinsam mit dem Ausbildungsbetrieb ein genaues Profil der Ausbildungsstelle sowie der Anforderungen, die an den Auszubildenden gestellt werden, zu erarbeiten“.

Die weitere Bewerbersuche übernimmt dann Andrea Weidemann allein. Dabei kann sie auf ihren selbst erarbeiteten Kandidatenpool zurückgreifen, sie nutzt selbstverständlich aber auch die Kooperation mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern. „Interessenten, die an dem Programm ,Passgenaue Besetzung’ teilnehmen möchten, erreiche ich zum Beispiel auf Ausbildungsmessen“, berichtet Weidemann. Auch im Berufskolleg Gladbeck informierte sie in den Berufsfachschulklassen über das Programm.

Ausbildungsplatzbewerber erhalten dann einen persönlichen Beratungstermin. „Die Bewerbungsunterlagen werden gemeinsam durchgesehen, gegebenenfalls wird der Lebenslauf aktualisiert und das Bewerbungsanschreiben optimiert.“

Wichtig sei auch der persönliche Eindruck. Außerdem informiere sie die Bewerber, dass es Sinn mache, sich nicht zu stark auf nur einen Ausbildungsberuf festzulegen, „und ich zeige auf, welche vielfältigen freien Ausbildungsmöglichkeiten es in der näheren Umgebung gibt.“ Ein beratener Bewerber habe sich so statt als Kfz-Mechatroniker als Anlagenmechaniker beworben – „und sich später bedankt, dass ihm die Ausbildung gut gefällt“.

Auf Wunsch kleine Einstellungstests

Auf Wunsch der Betriebe führe sie auch kleine Einstellungstests durch, um Grundlagen in Mathematik, Deutsch und Allgemeinbildung abzufragen. Beiden Seiten empfehle sie, sich bei Kurzpraktika kennenzulernen. Denn sie habe festgestellt, dass in der Ausbildung Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen den Betrieben oft wichtiger sind als gute Schulnoten. Außerdem bestehe ja zum Beispiel die Möglichkeit, das Angebot der von der Arbeitsagentur finanzierten Ausbildungsbegleitenden (Nach)Hilfen zu nutzen, falls es in der Berufsschule nicht so klappt.

Seit dem Projektstart hat Andrea Weidemann rund 40 Betriebe und 100 ausbildungsplatzsuchende Jugendliche aus Gladbeck, Gelsenkirchen und Bottrop beraten. Einige wurden zunächst in Praktika vermittelt, bei weiteren 25 ist es der Lotsin gelungen, ihnen erfolgreich einen passgenauen Ausbildungsplatz zu vermitteln.