Gelsenkirchen. St. Georg-Kinder wechseln von Bulmke nach St. Augustinus in die Altstadt. Kirchenschließung brachte Gemeindeleben zum Erliegen. Zuwachs erwünscht.

Gekonnt ist gekonnt: Innerhalb weniger Minuten reckt sich die Jurte im Garten zwischen der St. Augustinus-Kirche und dem Gemeindebüro gen Himmel. Eifrige Hände werkeln an dem Zelt, spannen Seile, rammen schwungvoll mit dem Hammer Heringe in den Boden und bringen das dunkelgrüne Tuch auf Spannung und in Form. Die Pfadfinder von St. Georg sind gekommen – aber nicht nur für einen kurzen Zwischenstopp, sondern um zu bleiben.

Dem Rotstift zum Opfer gefallen

„Wir schließen uns der Großgemeinde St. Augustinus an“, erklärt Katrin Walter. Die 31-Jährige ist die Leiterin der Pfadfinder des Stammes Exodus. Sein Auszug aus Bulmke hat weniger mit Repressalien zu tun wie diejenigen, die die Israeliten in Ägypten in biblischer Vorzeit zu erdulden hatten, sondern vielmehr mit ganz weltlichen Dingen: Dem Rotstift der Kirche ist auch St. Georg zum Opfer gefallen. Beide Gruppen eint, eine neues Zuhause gefunden zu haben.

Pfadfinder-Leiterin Katrin Walter
Pfadfinder-Leiterin Katrin Walter © Olaf Ziegler

Teilhaben am Gemeindeleben, das wollen die 20 Mädchen und Jungen nach ihrem Umzug in die Altstadt. „Am Sonntag stellen sich die Kinder offiziell der Gemeinde vor“, sagt Pastor Mirco Quint. Und zwar während des großen Familiengottesdienstes um 10 Uhr in der Propsteikirche an der Ahstraße. Mit dabei sind auch viele Kommunionkinder und Kita-Dötze, die die Feier mitgestalten.

Christliche Wertvorstellungen sind prägend

Gestalten und Brücken bauen, das sind Anliegen, die sich Kinder und Betreuer auf ihre Fahnen geschrieben haben. Die christlichen Wertvorstellungen sind für sie prägend, wie Quint erklärt. Fleiß gehört dazu, ebenso Mildtätigkeit und Mäßigung. Derlei Tugenden lernen die Kinder im friedlichen Miteinander – etwa bei gemeinsamen Zeltlagern an Pfingsten.

Verantwortung übernehmen

Max (14), Leon (16) und Mats(15) aus Schalke und Feldmark können davon berichten. Rund fünf Jahre sind die drei Jungs schon dabei. Sie sagen: „Der Zusammenhalt ist am schönsten, niemand ist sich zu schade, etwas für den anderen zu tun.“ Hinter diesem unscheinbaren Etwas steckt weit mehr, als man ad hoc vermutet – und von Jugendlichen im besten Trotzalter erwarten würde: Holz sammeln für Lagerfeuer, Kartoffeln schälen für gemeinsame Essen oder auch Toilettenputzen – Einordnung, Verantwortung übernehmen lernen – eine Schule fürs Leben, wie Walter und Quint meinen.

Pastor Mirco Quint von der St. Augustinus-Gemeinde Gelsenkirchen-Altstadt.
Pastor Mirco Quint von der St. Augustinus-Gemeinde Gelsenkirchen-Altstadt. © Olaf Ziegler

Freuen würden sich die Pfadfinder von Exodus, wenn noch mehr Kinder zu ihnen stießen. Immerhin ist Gelsenkirchen eine multikulturell aufgestellte Stadt und auch die Wölflinge und Wichtel von St. Augustinus möchten dem in nichts nachstehen. Deshalb laden sie am Sonntag, 30. September, nach dem Gottesdienst zum „Tag der offenen Jurte“ im Garten hinter der Kirche ein.

Bis 14.30 Uhr ist für ein reichhaltiges Spiel- und Bastelangebot gesorgt, bei dem es sich trefflich kennenlernen lässt – Eltern inbegriffen.

Regelmäßige Treffen

Die Pfadfinder treffen sich regelmäßig montags um 18 Uhr im St. Augustinus-Haus. Mitmachen können Mädchen und Jungen ab sieben Jahren.

Weitere Auskünfte erteilt der Kirchenladen unter der Rufnummer 0209 9258 5801, im Internet stehen unter www.dpsg-exodus.de weitere Informationen bereit.