Gelsenkirchen. . In der WDR-Reihe „Unser Land in den 80ern“ gerät Gelsenkirchen in den Fokus. Forscher attestierten der Stadt den zweithöchsten Freizeitwert.

Gelsenkirchen ist das Letzte – was hat die Quintessenz der ZDF-Studie zur Lebensqualität in 401 Kreisen und Städten der Republik doch die Gemüter erhitzt. Jetzt gerät Gelsenkirchen erneut in den Fokus – aber mit einem ganz anderen, viel liebevolleren Zungenschlag. Die zehnteilige Reihe „Unser Land in den 80ern“ lässt in der vierten Folge am heutigen Freitag (20.15 Uhr) ein wahrhaft stürmisches Jahrzehnt voller Umbrüche wieder aufleben.

Dauerwelle und aufwendig toupierte Haare – Standard in den 1980er-Jahren.
Dauerwelle und aufwendig toupierte Haare – Standard in den 1980er-Jahren. © WDR

Manches überdauert die Zeit

Der nostalgische Streifzug durch das Jahr 1983 ist emotional hoch aufgeladen, bedient die komplette Gefühlspalette und zeigt kontrastreich die kleinen und großen Dramen sowie Themen auf, die es seinerzeit in die Schlagzeilen schafften. Mancher Betrachter wird dazu vielleicht sagen: „Und ewig grüßt das Murmeltier“, wenn ihm bewusst wird, dass viele Dinge von damals bis in die heutige Zeit ihre Tragkraft bewahrt haben.

Pelzmäntel auf Gelsenkirchens Straßen waren 1983 keine Seltenheit.
Pelzmäntel auf Gelsenkirchens Straßen waren 1983 keine Seltenheit. © WDR

Der Reigen von Parallelen zur Neuzeit, sehr launig kommentiert vom bekannten Bochumer Autor Frank Goosen, erinnert beispielsweise an den Jahrhundertsommer 1983, der mit Temperaturen jenseits der 40 Grad Mensch und Tier auf eine schweißtreibende Belastungsprobe stellte. Ergebnis damals wie heute nach Wochen der Dürre: Dramatische Ernteausfälle und Bundesgrenzschützer, die mit Wasserwerfern Bäumen statt gewalttätigen Demonstranten tüchtig einschenken.

Schon damals: dicke Luft in den Städten

Da ist dicke Luft in den Städten, weil bleihaltige Abgase von millionen Autos ohne Katalysator durch die Straßen wabern oder ganze Waldstriche dem vorzeitigen Tod geweiht durch sauren Regen, da marschieren zu Ostern Hundertausende für Frieden und Abrüstung – und da bekommt der Computer eine eigene Sendung, da stürmt Nena die Spitze der internationalen Charts und da erlebt das Magazin Stern seinen journalistischen Gau wegen der angeblichen Hitler-Tagebücher.

Schon damals eine Attraktion: das Musiktheater im Revier.
Schon damals eine Attraktion: das Musiktheater im Revier. © WDR

Da ist aber auch ein Gelsenkirchen, dem Hamburger Forscher dank zweier Pferderennbahnen, Zoo, einer pulsierenden Einkaufsmeile, dem Musiktheater, Kinos und mehr den zweitbesten Freizeitwert der Republik bescheinigen. Eines, das tausendfach trauert, als die 1-3 Pleite gegen Uerdingen den Abstieg aus der Bundesliga besiegelt, dessen Fans aber – damals wie heute – jede Widrigkeit weiter zusammen schweißt. Nicht anders als die Menschen, denn so viel kleiner ist die Angebotspalette in Gelsenkirchen nicht geworden, oder? Was war noch mal 401? Ach egal.

>>> Prominente Paten als Sprecher der TV-Reihe

In der Reihe „Unser Land in den 80ern“ bekommt jedes Jahr seine eigene Dokumentation: Seit dem 10. August läuft die Serie immer freitags um 20.15 Uhr im WDR Fernsehen.

Der WDR hat zehn prominente Persönlichkeiten als Paten und Sprecher der Filme gewonnen. Mit dabei sind u.a. Annette Frier, Ann-Kathrin Kramer, Dietmar Bär, Frank Goosen, Mariele Millowitsch und Jörg Hartmann.