Gelsenkirchen-Buer. Um den Kiosk zwischen Rungenberghalde und Zeche Hugo stimmt die Nachbarschaft noch. Am 25. August ist sie beim Tag der Trinkhallen mit dabei.
Er gehört zum Ruhrgebiet wie die Kohle: der Kiosk. Am Samstag, 25. August, ist es wieder soweit: Am Tag der Trinkhallen wird eingeladen, die Büdchen zu feiern, die für viele zweite Heimat sind. Man hält ein Quätschchen, kauft Dinge, die man im Supermarkt vergessen hat, und vor allem: Man trifft Freunde, diskutiert und erfährt die neuesten Nachrichten aus der blau-weißen Nachbarschaft.
Ingo Zielinski ist ein Ruhri wie er im Buche steht. Weltoffen, flexibel und geerdet, kontaktfreudig, direkt und positiv. „Zu uns kommen alle, die Nationalität spielt keine Rolle. Wir haben hier keine Probleme“, sagt er. Und bescheuerte Menschen gebe es in jeder Nation. Seine zierliche Frau Hatice (48) kann ihm da nur zustimmen.
Von unter Tage nach über Tage
Dass der 52-Jährige im „ersten Berufsleben“ Bergmann war, ist fast schon Ehrensache. Papa war Bergmann auf Westerholt, da war der Berufsweg vorgezeichnet. Er hat auf Consol gelernt, hat nicht vor Kohle, sondern als Schachthauer gearbeitet, die riesigen Fahrstühle instand gehalten. Aber nach einem Unfall auf der Zeche hatte er vom Bergmannsdasein genug und widmete sich mehr dem Leben über Tage.
Das macht er nun schon seit über 15 Jahren und es macht ihm sichtlich Spaß, trotz der unglaublich ausgeweiteten Arbeitszeiten. „Wir haben jeden Tag von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet“, sagt Hatice, die die Trinkhalle zusammen mit Ingo stemmt.
Konkurrenz durch Tankstellen und große Ketten
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„An schönen Sommertagen ist das hier wie auf Ibiza“, freut er sich. Dann sitzt man unter hohen Bäumen in der geliebten alten Bergbausiedlung Schüngelberg – zwischen Rungenberghalde und der Zeche Hugo vor einem Gebäude aus der Vorkriegszeit. „Wir sind ein Teil der Route der Industriekultur und seit zwei Jahren über die alte Bahntrasse super mit dem Fahrrad zu erreichen.“
In seinem Kiosk gibt es alles zu zivilen Preisen. „Was die Trinkhallen kaputt macht, sind die Tankstellen und die großen Ketten, die bis nachts geöffnet haben. Es gab mal Zehntausende an Büdchen im Ruhrgebiet, heute sind es noch ungefähr 8000“, bedauert der ehemalige Bergmann, der sich über die funktionierende Nachbarschaft freut. Man hilft sich gegenseitig , ist nicht nur tolerant, sondern auch befreundet. Wenn es laut wird, wie am kommenden Samstag, dann feiern die türkischen Nachbarn mit. Und die libanesischen. Und die marokkanischen. . .
Kabarett und Comedy, Bonbons und Bier
Kleinkunst ist am Samstag, 25. August, bei Jockels Büdchen angesagt. Von 15 bis 22 Uhr gibt es an den teilnehmenden Buden Kabarett, Comedy, Poetry Slam, Musik, Bonbons und Bier. Das Programm der drei Gelsenkirchener Büdchen liefert die Ruhr Tourismus GmbH.
Für Stimmung sorgen bei Jockel: C. Heiland, Özgür Cebe, Roland Heinrich, Katinka Buddenkotte, Dagmar Schönleber und Matthias Reuter, Künstler mit und ohne Migrationshintergrund, wie die Seite www.tagdertrinkhallen.ruhr verspricht.