Gelsenkirchen/Hamburg. . Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider ist „Alter Herr“ der Burschenschaft Germania, die der Verfassungsschutz schon lange im Visier hat.
„In Bundestag und Burschenschaft“ titelt die Tageszeitung (taz) ihren Bericht über den Gelsenkirchener AfD-Bundestagsabgeordneten Jörg Schneider. Den das Hamburger Bündnis gegen Rechts den „ersten rechtsextremistischen MdB seit 60 Jahren“ nenne.
Schneider, der bei der Bundestagswahl 2017 Gelsenkirchen mit 17 Prozent zu einer AfD-Hochburg im Westen machte, gehört der Hamburger Burschenschaft Germania an, was er gegenüber der taz offen einräumt haben soll. Von 1988 bis 1992 sei er aktives Mitglied gewesen, seit 1992 „Alter Herr“ der Verbindung.
Der Kontakt zu den Germanen dürfte mit Schneiders Ausbildung zu tun haben. Von Oktober 1988 bis April ‘92, nachzulesen in seiner Biografie auf der Homepage des Bundestags, studierte Schneider Maschinenbau an der Universität der Bundeswehr Hamburg (heute Helmut-Schmidt-Universität).
Germania 2013 im Verfassungsschutz-Bericht
Die Burschenschaft Germania ist nicht nur rechtsoffen, sondern klar rechtsextrem, schreibt die taz. Seit Jahrzehnten falle sie mit eindeutigen Positionen und Verbindungen auf. 2013 erwähnte der Hamburger Verfassungsschutz die schlagende Verbindung erstmals in seinem Jahresbericht.
Seit 2014 widmet der Verfassungsschutz den Germanen jährlich ein eigenes Kapitel. Weit nach der aktiven Zeit Schneiders bei der Hamburger Germania, meint Schneider, der der taz sagte: „Versuche, mich nun mehr als 25 Jahre danach wegen meiner Aktivenzeit zu diskreditieren, sind völlig haltlos.“
„Ablehnung der Demokratie“
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts, das Schneiders Mitgliedschaft öffentlich machte, sieht das anders: Als Alter Herr unterstütze man seine Burschenschaft weiter, es sei von einer engen Verbindung auszugehen. Tatsächlich trennt auch der Verfassungsschutz nicht zwischen Aktiven und Alten Herren.
Über das Klima in der Burschenschaft Anfang der neunziger Jahre, während Schneiders aktiver Zeit, schreibt der Hamburger Verfassungsschutz in einem bis heute nicht veröffentlichten Bericht, der der taz in Auszügen vorliegt: „Nationalistisches, rassistisches und antisemitisches Gedankengut ist (…) innerhalb der aktiven Teile der Burschenschaft weit verbreitet.“ Weiter heißt es laut taz: „Aus ihrer Ablehnung der Demokratie und ihrer Befürwortung des ‚Führerprinzips‘ machen viele ‚Germanen‘ keinen Hehl.“
Die WAZ-Redaktion bemüht sichum ein Statement von Jörg Schneider. Bisher ohne Erfolg.