Gelsenkirchen. Der Mathematiker Gerd Faltings erhielt 1986 als erster Deutscher die begehrte Fields-Medaille. Was viele nicht wissen: Der Mann stammt aus Buer.
Er hat sich riesig gefreut über die hohe Auszeichnung für den Bonner Wissenschaftler Peter Scholze (30), der am Mittwoch in Rio de Janeiro die begehrte Fields-Medaille erhalten hat. Und ein bisschen hat Gerd Faltings auch gehofft, damit selbst aus dem Fokus des öffentlichen Interesses zu geraten. Das Gegenteil aber ist der Fall. Denn Faltings wurde 1986 als erster Deutscher überhaupt mit der Medaille, eine Art Nobelpreis für Mathematik, ausgezeichnet.
Scholze ist erst der zweite Deutsche, dem der Spitzenpreis zuerkannt worden ist. Der erste ist inzwischen ein weltberühmter und renommierter Wissenschaftler und – ein waschechter Gelsenkirchener, geboren mitten in Buer.
Arbeitsplatz ist das Max-Planck-Institut in Bonn
Wir erreichen den 64-jährigen Professor am Donnerstag an seinem Arbeitsplatz im Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, dort, wo auch Peter Scholze lehrt. Dort, wo beide in diesen Tagen gefragte Gesprächspartner sind. Faltings lacht und seufzt: „Ich hatte gehofft, dass jetzt nur noch mein Kollege im Mittelpunkt stehen würde.“ Der Mann ist freundlich, unaufgeregt, bescheiden, mag keinen Medienrummel.
An seine eigene erste große Auszeichnung erinnert er sich dennoch gerne. Wobei: „Damals hat die Medaille gar nicht so einen großen Eindruck auf mich gemacht. Ich war jung verheiratet, meine erste Tochter war gerade geboren, ich startete ins Berufsleben.“ Rückblickend sagt er, was die Medaille doch auch bewirkt hat: „Ich fahre heute erster Klasse durchs Leben.“
Der Vater war Physiker, die Mutter Chemikerin
Eine gute Stelle zu bekommen, auch dabei habe der Preis geholfen. Was rät er dem neuen Preisträger? „Einfach so weiter machen, wie bisher.“ Die Gefahr, dass dieser Mann nun abhebe, bestehe ohnehin nicht. Er selbst habe stets nur die Sachen gemacht, die fachlich für ihn wichtig gewesen seien.
Gerd Faltings wurde in Buer geboren, wuchs hier in einer naturwissenschaftlich orientierten Familie auf, machte sein Abitur auf dem Max-Plack-Gymnasium. „Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit“, erinnert er sich. Sein inzwischen verstorbener Vater arbeitete als Physiker bei der damaligen Scholven-Chemie, die Mutter war Chemikerin. Der Sohn hatte schon auf der Penne Spaß an Mathe: „Bis heute reizt mich an der Mathematik, dass es so eindeutig ist, was richtig und was falsch ist.“ Und er mag sie, weil er sie halt versteht: „Ich hätte kein Französisch-Professor werden können.“
Besuche in der Heimatstadt sind rar geworden
In Gelsenkirchen besuchte der Professor oft Eltern und Freunde, blieb der Stadt verbunden. Inzwischen lebt die 94-jährige Mutter bei einer seiner beiden Töchter in Braunschweig, so sind die Besuche in der Heimatstadt rar geworden.
Das unglaubliche Talent Faltings wurde früh entdeckt. Wäre das auch heute so? „Ja, sehr gute Leute fallen spätestens im Studium auf.“ Was mag das Genie jenseits der Rechenkunst? „Ich gärtnere gern und spiele Klavier, auch wenn ich kein Talent habe.“