Gelsenkirchen. . Nach der brutalen Attacke auf einen Busfahrer will die Bogestra Sicherheitsscheiben einbauen, um Fahrer vor Angriffen von hinten zu schützen.
Am Tag nach dem Überfall ist etwas Ruhe eingekehrt bei der Familie des Busfahrers. Am Dienstag hatte ein wütender Autofahrer den Bus verfolgt, an einer Haltstelle die Tür eingetreten, den Fahrer mit Fäusten und Füßen traktiert und ihn sogar mit einem Messer bedroht.
Der Fahrer wurde ins Krankenhaus gebracht. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut“, sagt einer seiner Söhne, der sich auch per Facebook bei der WAZ gemeldet hatte. Allerdings seien es weniger die körperlichen Blessuren, die der 55-Jährige durch Faustschläge und Fußtritte des Angreifers erlitten hat, mit denen der Vater nun zu tun habe, sondern eher der Schock.
Der Fahrer steht unter Schock
„Er hat Angst“, sagt der Sohn. Angst, dass ihm noch einmal eine solche Attacke widerfahren könnte, Angst, dass der Täter zurückkommen könnte, der nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen schon wieder auf freiem Fuß ist. Das ist so üblich, wenn keine Fluchtgefahr besteht – für die Familie aber nicht gerade beruhigend.
Wann der 55-Jährige, der erst kürzlich sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Busfahrer feierte, wieder hinter dem Lenkrad Platz nehmen wird, ist noch nicht klar. Zurzeit sei er krank geschrieben, vermutlich könne er das Krankenhaus aber im Lauf der Woche verlassen.
Viele Gelsenkirchener wünschen gute Besserung
Der Fall der Attacke des Autofahrers auf den Busfahrer hat im sozialen Netzwerk Facebook viel Aufmerksamkeit erregt. Viele Gelsenkirchener wünschten dem Fahrer auf diesem Wege gute Besserung – und mindestens genauso viele äußerten ihr Unverständnis für ein derartig aggressives Verhalten des Autofahrers.
Dieser Angriff auf einen Busfahrer ist kein Einzelfall. Erst Mitte Mai hatte die WAZ über einen Busfahrer der Vestischen berichtet, der von einem unter Drogen stehender Fahrgast krankenhausreif geschlagen worden war. Nicht zuletzt diese Tat nahm das Nahverkehrsunternehmen zum Anlass, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen.
Alle Busse verfügen mittlerweile über eine Videoüberwachung, Fahrer können einen „stillen Alarm“ auslösen, so dass die Leitstelle sofort Kontakt aufnehmen kann zur Polizei. Zudem nehmen die Fahrerinnen und Fahrer regelmäßig an Deeskalationstrainings teil.
Sicherheitsscheiben schützen Fahrer
Alle neuangeschafften Busse werden mit einer Sicherheitsscheibe an der rechten Fahrerseite ausgerüstet, so dass das Personal vor Angriffen von hinten besser geschützt ist. Norbert Konegen, Sprecher der Vestischen: „Eine geschlossene Kabine wollen wir nicht, Gespräche zwischen Fahrer und Fahrgast sollen weiterhin möglich sein.“
Diesen Weg will auch die Bogestra beschreiten. Zu Testzwecken verfügt erst ein Bus über diese Ausstattung, eine Pilotphase mit mehreren Bussen soll die Praxistauglichkeit prüfen, so Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner. Über die „Kooperation östliches Ruhrgebiet“ wollen Bogestra, Vestische und weitere Unternehmen beraten, welche Sicherheitsstandards für zukünftige Busgeneration umgesetzt werden können.
>>> Der Fahrer wird psychologisch betreut
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Vertreter des Unternehmens und des Betriebsrates haben den Bogestra-Fahrer im Krankenhaus besucht. Gleich nach der Tat kümmerte sich ein Erstbetreuer um ihn. „Das ist fester Bestandteil unseres betrieblichen Gesundheitsschutzes“, erläutert Bogestra-Sprecherin Rösner.
- Erstbetreuer verfügen über eine psychologische Ausbildung. Für weitere Gespräche steht eine Sozialberaterin zur Verfügung