Gelsenkirchen. . Das Kunstmuseum Gelsenkirchen widmet sich in seiner Grafikausstellung dem Unheimlichen in der Kunstgeschichte.

Den einen gruselt es in der Geisterbahn, den anderen schaudert’s beim Lesen eines Krimis oder beim Spaziergang durch den nächtlichen Park. Aber auch Kunstwerke können Menschen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen.

Wer mag, kann das zurzeit im Kunstmuseum Gelsenkirchen ausprobieren. Das Haus an der Horster Straße widmet sich in der aktuellen Ausstellung im Grafikkabinett dem Thema „Das Unheimliche“.

Der Sensenmann lauert im Wald

An weißen Wänden dominieren schwarze, düstere Töne, passend zum Thema. Zum Unheimlichen zählten für Künstler zu allen Zeiten vor Schrecken geweitete Augen, aufgerissene Münder, Totenköpfe und weiße Skelette. Der klassische Sensenmann findet sich auch im Grafikkabinett, Tod und Teufel geben sich zudem die Klinke in die Hand. Viele Künstler setzten sich mit der Macht des Todes auseinander, mit dem Leid von Krieg und Gewalt.

„Ob jemand das unheimlich findet, das hängt von der Gemütsverfassung des Betrachters ab“, gibt Anna Niehoff, wissenschaftliche Museumsmitarbeiterin, zu bedenken. Was sensible Zeitgenossen frösteln lässt, lässt andere sicherlich nur mit der Schulter zucken. Wie auch immer: Unter kunsthistorischen Aspekten lohnt sich der Gang durchs Grafikkabinett auf jeden Fall. 13 ausgewählte Werke dokumentieren die große Bandbreite unheimlichen Schaffens.

Werke aus der Zeit von 1910 bis 1989

„Unsere aktuelle Auswahl an Werken betrifft die Zeit von 1910 bis 1989“, sagt Museumsdirektorin Leane Schäfer. Der Fundus an Grafiken, die zum Thema passen, ist allerdings weit größer: „Wir haben alle Mappen und Schubladen gesichtet und stießen auf eine große Zahl unheimlicher Werke.“ Nun präsentiert man einen Querschnitt an Themen, Stilen, Techniken.

„Halluzination“ titelte zum Beispiel Alfred Kubin seine Lithografie, die eine starr dastehende Frau auf einem Waldweg zeigt. Unheimlich? Eher nicht, es sei denn, man deutet die dunklen Schatten im Gesicht der Frau als Furcht einflößend.

Radierung „Tod und Frau“ von Käthe Kollwitz

Hans Otto Schönlebers Linolschnitt „Der alte Mann“ wirkt auf den ersten Blick wie eine idyllische Waldlandschaft. Erst bei genauerem Hinsehen taucht hinter einem Baum der Tod auf. Bedrohlich kommt der „Wald“ von Franz Marten mit seinen harten Schwarz-Weiß-Kontrasten daher. An Dracula erinnert die Radierung „Fledermausfestung“ von Rudolf Weissauer.

Im Zentrum der Schau steht die Radierung „Tod und Frau“ von Käthe Kollwitz, eine eindringliche Auseinandersetzung mit dem Grauen von Kriegen.