Gelsenkirchen-Sutum. . Mit der Blume durch die Blume: Flower-Festival des Bundesverbandes der Floristen zeigt kreative Möglichkeiten und den Schritt in die Digitalwelt.

Ein Handwerk auf dem großen Sprung in das 21. Jahrhundert, die digitale Welt mit ihren Möglichkeiten – kein Widerspruch. Blumen werden nicht einfach nur zum Strauß, schon gar nicht nur zum Biedermeierstrauß, sondern spiegeln Mode, Trends, Lifestyle und werden eigenständige Element der Gestaltung und Dekoration. Das Flower Festival bietet talentierte Newcomer der Floristenszene auf, ausgewählt von den Landesverbänden, vereint hier beim Bundesverband an idyllischer Stätte.

Denn wer abbiegt auf den historischen Otte-Hof in der, ja, Bauernschaft Sutum bei Schalke, ahnt nur durch ein paar Schlote am Horizont hinter sattgelben Getreidefeldern, dass das hier immer noch mitten im Revier ist. Selbst die Veltins-Arena ist hinter den vielen Bäumen unsichtbar und verborgen.

Treffen der besten Nachwuchskräfte des Landes

Damit stellt der Sitz des Fachverbandes Deutscher Floristen eine ideale und sehr inspirierende Stätte für dieses Treffen der gut 30 wohl besten Jungfloristen dar, die die Verbände von Bayern bis an die Nordsee ausgewählt haben. Alles ist ein bisschen anders und doch gleich, denn als Handwerkszeug dient den Kreativsten immer noch das kurze Schälmesser, die kleine und die große Blumenschere, Bast und Draht, und vor allem viel Fantasie.

Kräuter, Zweige, selbst trocken, Blätter, Ähren, Halme, all das ist inzwischen nicht mehr nur Beiwerk für die Blüten, sondern eigenes Gestaltungselement. Und immer mehr Floristinnen wagen auch den Schritt in die schöpferische und unternehmerische Eigen- und Selbstständigkeit. Dazu nutzen sie längst auch die sozialen Netzwerke, das Internet als Präsentations-Plattform. Was sich hier beim Festival in Referaten und einem lebendigen Austausch zwischen Profi-Bloggern und Profi-Floristen zeigt.

Die langlebige Chrysantheme als Kultblume

Mancher hat sogar seine Muse mit dabei, wie Bloggerin Nora Lange, deren Töchterchen und „Mini-Bloggerin“ Elisabeth (5) aus Meerbusch sie erst zum Blog „allhunkydory“ brachte – damals als werdende Mutter mit viel Zeit zu Hause. Sie inszeniert zum Beispiel Geschirr, Gläser oder Tischdekoration mit blumigen Schwerpunkten.

Kein Wunder, dass an der Zehn-Meter-Flower-Bar zur „Kultblume“ Chrysantheme (über 30 Sorten, langlebig in der Dekoration, daher sogar für Grußkarten geeignet) und in der Werkstatt mit dem bekannten, ganz eigenen Geruch des Blumenladens stets die Kameras der Fachpresse im Anschlag sind.

Blühendes im Blog: „Just chrys“ als Wettbewerb

Das Vokabular intern ist nach wie vor von botanischen Vokabeln geprägt, die Außendarstellung braucht Englisch: Erstmals vergab der Verband mit der Kampagne „just chrys“ den „Influencer Award“.

Soll heißen, die Teilnehmer wetteiferten mit Blütenbomben, Skulpturen aus einfachsten Materialien, Blumenketten oder Traumfängern mit Chrysanthemen und den digitalen Effekten, um ihr Werk in Szene zu setzen.

Dabei bietet der Otte-Hof, schönes Fachwerk – das Wirtschaftsgebäude wurde 1798 von Bauer Johann Heinrich Otte gebaut – selbst die beeindruckenden und nachhaltigen, weil nachwachsenden Motive, allein schon in der bepflanzten Kohlen-Lore an der Einfahrt.

Eben mittendrin im Ruhrgebiet. Und mit Material für die Kreativen auf Streifzug überaus satt bedacht.