Gelsenkirchen. Schlagersängerin Helene Fischer trat am Dienstagabend in der Veltins-Arena auf. 45.000 Fans waren von der zweistündigen Show begeistert.
Sechs Outfits für gut zwei Stunden Show-Spektakel: Auf der Bühne in der nahezu ausverkauften Veltins-Arena überzeugt Helene Fischer am Dienstagabend nicht nur musikalisch, sondern auch mit einem Faible für abwechslungsreiche Mode.
In einem kurzen, knappen Jeans-Höschen und kniehohen blauen Stiefeln betritt Deutschlands Schlagerkönigin um 20.40 Uhr die Bühne der Arena. Genauer gesagt: Ein Bühnenlift befördert sie effektvoll ins Zentrum des Geschehens, in dem sie den Abend mit ihrer aktuellen Single „Flieger“ beginnt. 21 weitere Songs und Medleys sollen folgen. Und schon bei Lied Nummer 2 rastet das Publikum zum ersten Mal aus: „Phänomen“ können fast alle 45.000 Fans unter dem offenen Dach der Schalker Arena mitsingen.
Etliche Besucher sind Wiederholungstäter bei Helene Fischer
Die 33-Jährige und ihr Team haben sich auch für die diesjährige Stadion-Tour einige Besonderheiten einfallen lassen. Zu einem Medley ihrer Songs „Feuerwerk“, „Mitten im Paradies“ und „Hundert Prozent“ lässt sich die Fischer in einem Pick-up einmal rund um den Innenbereich der Arena kutschieren. Stehend Auto fahren durch jubelnde Massen – das kennt man sonst nur vom Papst. Allerdings singt der dabei nicht. Für all die Fans, die so ihrem Idol für zumindest ein paar Sekunden ganz nah sein können, ist die Fahrt um die Blöcke ein ganz besonderer Moment. So auch für ein junges Mädchen, das ganz stolz ein Plakat mit der Aufschrift „Mein 1. Konzert mit dir“ hochhält. Der Papa daneben hat kein Schild. Zum wievielten Mal er wohl Helene Fischer live sieht?
Etliche Schlager-Fans in Gelsenkirchen sind Wiederholungstäter. „Ich weiß ja nicht, wer vor drei Jahren dabei war“, sagt sie an einer Stelle. Der Rest des Satzes geht in Jubel und Applaus unter. Viele erinnern sich offenbar gerne zurück an den Juni 2015, als Helene Fischer zuletzt das Schalker Stadion füllte.
In der Mitte hing das Konzert etwas durch
Nach vier Songs verschwindet sie erstmals hinter der Bühne: Zeit für Outfit Nummer 2. Jetzt wird’s elegant – zurück kommt sie in einem silbernen Glitzerkleid. In diesem singt sie auch die erste Ballade des Abends. „Wir wollen heute Abend eine riesige Party feiern“, sagt sie, „aber dazu gehören auch die leisen Töne.“ Das Lied „Lieb mich“ sowie eine langsame Version des Songs „Von hier bis unendlich“ ihres gleichnamigen Debüt-Albums aus dem Jahr 2006 nutzen etliche Zuschauer allerdings, um Getränkenachschub zu holen. Jene leisen Töne scheinen nicht ganz so gut anzukommen wie die Gassenhauer mit der Schlager-Baseline.
Doch die meisten ihrer Ohrwürmer hebt sie sich für den späteren Abend auf – worunter der Mittelteil des Konzerts, den sie im mittlerweile dritten Outfit bestreitet, ohne Not leidet. Statt auch diesen Teil mit Liedern zu bestücken, die jeder Fan mitsingen kann (auf Hits wie „Lass mich in dein Leben“ und „Marathon“ warten ihre Anhänger in Gelsenkirchen vergeblich), will sie hier beweisen, dass sie auch Songs anderer Künstler zu ihren machen kann. Was ihr bei einer rockigen Version von „Verdammt, ich lieb‘ dich“ (Matthias Reim) noch gut gelingt. Ob Helene-Fischer-Fans allerdings auf ein Duett mit Schlager-Newcomer Ben Zucker gewartet haben, mit dem sie Westernhagens „Freiheit“ singt? Ein 90er-Jahre-Dance-Medley mit Klassikern wie „Rhythm Is A Dancer“ und „Sing Hallelujah“ gibt sie ebenfalls zum Besten. Trotz der stampfenden Bässe: Es sind andere Songs, eben Helene-Fischer-Songs, die die Menschen von den Sitzen reißen.
Spektakuläre Show von Helene Fischer auf Schalke
Ein Garant dafür ist „Atemlos durch die Nacht“. Spätestens jetzt ist die Arena das, was Helene Fischer schon früher am Abend über sie gesagt hat: ein „Emotionskessel“. Mit ihrem wohl größten und bekanntesten Erfolg leitet die Sängerin das Finale des Abends ein: Jetzt reiht sich Hit an Hit: „Ich will immer wieder … dieses Fieber spür‘n“, „Die Hölle morgen früh“ und „Mit keinem andern“. Auch die letzten Tanz- und Bewegungsmuffel lassen die Sitzflächen ihrer teils teuer bezahlten Stühle nun ungenutzt hinter sich. Jetzt singt jeder mit!
Und die Show wird auf den letzten Metern von Song zu Song spektakulärer. Feuer und Feuerwerk, Laser und Konfettikanonen – die ganze Bandbreite optischer Effekte wird gezündet. Mittendrin: Helene Fischer, die nun im roten Kleid über die Bühne fegt oder – passend zu „Herzbeben“ – auf einem großen Herz Rodeo reitet.
"Zeit, ein letztes Mal durchzudrehen“ in Gelsenkirchen
Für den ganz großen Schlusspunkt zieht sie sich ein letztes Mal um – denn jetzt wird’s nass! In ein wenig Latex gehüllt tanzt Helene Fischer über den langen Laufsteg, den ihre Bühnentechniker fast unbemerkt in eine große Pfütze verwandelt haben. „Es ist Zeit, ein letztes Mal durchzudrehen“, ruft sie ihren Fans zu. Dabei macht sie das selbst am besten: Fast pitschenass verabschiedet sie sich. „Wir sehen uns wieder, wenn ihr wollt.“ Die meisten werden das wohl wollen…
Als nächstes tritt Helene Fischer am Freitag, 6. Juli, um 19.30 Uhr in der Düsseldorfer Esprit-Arena auf. Auch für diese Konzert sind noch Restkarten ab 76,80 Euro verfügbar. Noch bis Mitte September tritt Fischer in etlichen Stadien dieser Republik auf – unter anderem im Berliner Olympiastadion (8.7.), im Hamburger Volksparkstadion (14.7.) und in der Frankfurter Commerzbank-Arena (20.7.). Zum Abschluss der Tournee wird sie auch in der Stadthalle in Österreichs Hauptstadt Wien auftreten (11./12.9.).