Hassel. . Das Hasseler Plan:B-Büro hat vier Monate früher als geplant geschlossen. Womöglich muss die Stadt Fördergelder zurückzahlen.

Kein Job, zu wenig Geld, alleinerziehend, Scheidung: Die Einsatz-Bandbreite des fünfköpfigen Hasseler Plan:B-Ladens, sie war groß. 2016 im Stadtteilzentrum „Bonni“ am Eppmannsweg eröffnet, sollte er erwerbslose Menschen beraten – ohne lange Wege, versteht sich. Bis jetzt: Die Stadt hat die Einrichtung überraschend Ende Mai geschlossen. Offiziell werden „personelle Wechsel“ als Hintergrund genannt. Tatsache ist aber, dass die Fallzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben – und deshalb womöglich ein Teil der öffentlichen Fördergelder in Höhe von 1,07 Millionen Euro zurückgezahlt werden muss.

Als das Projekt im März 2016 startete, ging die Stadt als federführende Koordinationsstelle von rund 3500 Ratsuchenden aus. Diese Zahl nannte sie auch beim Antrag auf Förderung beim Bundes-Innenministerium und Europäischen Sozialfonds, die „Plan:B“ mit 580 000 bzw. 490 000 Euro bezuschussten. „Je weniger Teilnehmende für ein Projekt gemeldet werden, desto weniger Förderung wird an den Träger ausgezahlt“, erläutert Schäfer. Geliefert habe die Zahl die Agentur für Arbeit.

Stadtsprecher Oliver Schäfer begründet die geringere Zahl der Beratungsfälle mit Personalengpässen aus Krankheitsgründen.
Stadtsprecher Oliver Schäfer begründet die geringere Zahl der Beratungsfälle mit Personalengpässen aus Krankheitsgründen. © Kleine-Büning

Mitarbeiterin erkrankte

Insgesamt wurden nach Angaben Schäfers zwar 6670 Fälle bearbeitet, als Teilnehmende gewonnen werden konnten aber nur 1260 Hasseler. Bei den übrigen habe es sich um „Bagatellfälle oder um Personen (gehandelt), die nicht zur Zielgruppe zählten“, so Schäfer weiter. Die Diskrepanz von 2240 Fällen erklärt er damit, dass eine Mitarbeiterin mit Projektbeginn dauerhaft erkrankt sei und deren Stelle erst mit erheblicher Verzögerung nur stundenweise habe neubesetzt werden können.

Offenbar war die Personalknappheit nicht der einzige Grund für die geringen Fallzahlen: Sah die Stadt sich doch veranlasst, die Aufmerksamkeit potenzieller Klienten durch eine zusätzliche Outdoor-Theke, Beach-Fahnen und Flyer zu wecken. Offensichtlich nicht mit dem erwarteten Erfolg, wie die Bilanz belegt.

Dass das zunächst bis Ende September befristete Hasseler Projekt schon Ende Mai aufgegeben wurde, begründet Schäfer (auch) mit „personelle(n) Wechsel(n)“. „Der Laden wäre ebenfalls im September geschlossen worden, wenn sich die Zahlen anders entwickelt hätten“, betont er. Ob und in welcher Höhe Fördergelder zurückgezahlt werden müssen, sei noch völlig unklar. Neben dem Bundes-Innenministerium, dem Europäischen Sozialfonds und der Stadt – sie steuerte 80 000 Euro bei – waren auch die Diakonie und die Bürgerstiftung „Leben in Hassel“ als Kooperationspartner beteiligt. Letztere stellte die Räume im „Bonni“.

Teilnehmerin bedauert frühes Aus

Zu Aufgaben und finanzieller Beteiligung der Diakonie wollte diese auf Anfrage nichts sagen und verwies auf die Stadt, welche wiederum auf die Diakonie deutete. Nach WAZ-Informationen stellte die Diakonie die Mitarbeiter.

Teilnehmer wie Susanne Schmidt (46) bedauern das vorzeitige Aus von Plan:B. „Mir hat die Beratung sehr geholfen, nach langer Arbeitslosigkeit meinen Alltag zu organisieren. So habe ich den Mut gefasst, mich zu bewerben und eine tolle Stelle als Teilzeitkraft gefunden.“ Sie bezweifelt, dass Betroffene sich auf den Weg zum Plan:B-Laden in Schalke machen. Dieser ist nun für die umfassende Beratung Erwerbsloser zuständig.