Altstadt. . Ein halbes Jahr dauerte die Zwangspause für den Tanztee für Menschen mit und ohne Demenz. Im Altstadtcafé geht es jetzt mit Livemusik weiter.

Ein halbes Jahr „Zwangspause“ liegt hinter dem beliebten Tanztee für Menschen mit und ohne Demenz. Der Grund: Janina Gninka hat ihr Café Bardinis in der Bahnhofspassage geschlossen.

Rita Brandt-Matz.
Rita Brandt-Matz. © Heinrich Jung

Das war für Rita Brand-Matz besonders bitter. Sie organisiert die Tanztreffen und erfuhr quasi um eine Minute vor Zwölf, dass der Treffpunkt geschlossen ist. Und das bei regelmäßig über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Also machte sich das Team – dazu gehören Marita Ingenfeld von der Fachstelle Demenz und Andrea Hundert von der Alzheimer-Gesellschaft, aber auch der Musikus der Tanztreffen, Norbert Labatzki – auf die Suche. Die gute Nachricht: Mit neuem Titel geht es jetzt am neuen Ort weiter: „Tanzen wie zu Weka-Zeiten. . .“ heißt es im neu eröffneten Altstadtcafé von Andrea van Gosen an der Robert-Koch-Straße immer am letzten Donnerstag eines Monats. Auch das Bistro Sachs war in der Verlosung, konnte aber mit der gemütlichen Atmosphäre des neuen Altstadtcafés nicht ganz mithalten.

Rappelvoll war es schon bei der Premiere am Donnerstag – obwohl Rollstuhlfahrer das Nachsehen haben. Das WC-Problem für Geheingeschränkte beziehungsweise Rollatornutzer – die Toiletten im Café sind im Keller – löste Rita Brand-Matz ganz unkonventionell: Sie drückte bei Bedarf jeder und jedem 50 Cent für das stille Örtchen auf dem Heinrich-König-Platz in die Hand. Problem gelöst.

Gedächtnis wird angeregt durch Tanzen

Marita Ingenfeld.
Marita Ingenfeld. © Martin Möller

Während Norbert Labatzki in bewährter Weise einen musikalischen Schlagerbogen in die Zeit der 1950- bis 80-Jahre schlägt, sich die Tanzenden im Rhythmus der Melodien wie etwa „Rote Lippen“, „Ganz in Weiß“ oder dem Kufsteinlied auf der Tanzfläche im oberen Bereich des Cafés bewegen, erzählt Expertin Marita Ingenfeld, wie wichtig diese Begegnungen sind.

„Tanzen hat einen therapeutischen Wert. Es regt die Gedächtnisleistung an. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen“, sagt sie. Ihr Appell: „Lasst den Menschen, was sie ihr Leben lang gemacht oder gemocht haben.“ Das Tanzen, den Garten, ein lang gepflegtes Hobby . . . Sie sagt es aus gutem Grund: Das sogenannte limbische System, also die Funktionseinheit des Gehirns, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, werde von Demenz nicht betroffen. Und während sich unter dem Einfluss der dementiellen Erkrankung zwar eine Wesensveränderung einstellen könne, wirkten sich die Dinge, die früher wichtig waren im Leben der Erkrankten, positiv aus. Sie schildert folgende Situation: Ein älterer erkrankter Mann fordert seine erschöpfte Frau zum Tanzen auf, gibt ihr anschließend einen Handkuss. Wie früher. Wie schön.

>> Info: Termine 2018 und Anlaufstellen

Die nächsten Tanztee-Termine im Altstadtcafé, Robert-Koch-Straße 3, stehen bereits fest: 26. Juli, 30. August, 27. September, 25. Oktober und 29. November.

Kontaktmöglichkeiten: Fachstelle Demenz bei der Caritas, 0209 15806-46, oder Alzheimer-Gesellschaft, 0209 169-3538.