Gelsenkirchen-Erle. . Im Elisabeth Krankenhaus beschreiben Pflegekräfte ihre Arbeit und worauf es dabei ankommt: Vertrauen, Professionalität, Kommunikation und Zeit.
„Von Alter und Krankheit gezeichnet wünsche ich mir Verständnis von meinen Mitmenschen.“ So schreibt es eine Patientin in einem Brief, der den Mitarbeitern im Elisabeth-Krankenhaus stetig Motivation ist. So berichtet es Herma Osthaus, die Pflegedirektorin, beim WAZ-Medizinforum. Das Format ist bewährt, die heutige Ausgabe jedoch etwas Besonderes: Vorne stehen und berichten keine Ärzte, sondern Pfleger.
Beide stellen hohe Anforderungen an das Personal
Sie beschreiben, wie ihr Alltag aussieht in dem Krankenhaus, das nur zwei Fachbereiche hat. Die Psychiatrie und die Geriatrie. Beide stellen hohe Anforderungen an das Personal. Das berichtet Dennis Flach, Krankenpfleger in der psychiatrischen Abteilung. Er vermittelt einen „Blick hinter verschlossene Türen“.
Das tut er anhand eines Fallbeispiels, einen Mannes, der mal mitten im Leben stand und sich nach dem Verlust der Arbeit, der Frau und des Kindes das Leben nehmen wollte. „Wir stehen den Menschen in einer großen Krise bei. Der Pflegende geht dabei eine enge, professionelle Beziehung ein.“ In der akuten Situation bedeutet das oft eine Eins-zu-Eins-Betreuung. „Das bedeutet, dass wir den Patienten nicht mehr aus den Augen lassen.“ Immer mit dem Ziel, dass es dem Betroffenen bald besser geht. Oftmals klappt das gut. Der Lohn für solch harte und berührende Arbeit.
Unruhe, nachlassende Gedächtnisleistung, Schmerzen
„Im Mittelpunkt steht der Patient“, so sagt auch Max Eichholtz, Pfleger in der Gerontopsychiatrie. Seine Patienten, allesamt 65 Jahre alt und älter, leiden unter Symptomen von Depression, Ängsten, Unruhe, nachlassender Gedächtnisleistung, Schmerzen.
„Im Team versuchen wir, Krankheitsverläufe aufzuhalten, verlorene Fähigkeiten punktuell zu reaktivieren und Vorhandenes zu stabilisieren.“ Auch hier werde eine Beziehung aufgebaut, mit der Biografie gearbeitet. Und es wird eine Tagesstruktur geschaffen. „Das vermittelt Sicherheit.“
Die verbliebenen Möglichkeiten erkennen
Besonders emotional und voller Empathie berichtet Andra Bähr von ihrer Arbeit in der Geriatrie. Ihr typischer Patient ist über 70 Jahre alt, hat viele Grunderkrankungen und eine eingeschränkte Lebensqualität. Oftmals kommen Patienten vor einer ersten Reha aus einer anderen Klinik her, etwa nach einem Sturz.
„Und dann frage ich mich, ist es dieser eine Sturz, der ein ganzes Leben verändert? Oft sind die Menschen traurig, weinen. Darauf konzentriere ich mich erst einmal. Dafür brauche ich das Vertrauen der Menschen. Ich mache da Mut, wo Menschen an ihre Grenzen kommen.“ Das Ziel der Pflege: Die verbliebenen Möglichkeiten erkennen und fördern. „Unser Motto ist, so viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich.“
Entlassmanagement beginnt schon bei der Aufnahme
Die Hilfe von Britta Schikorra aus dem Entlassmanagement beginnt schon bei der Aufnahme. „Ich begleite den Patienten und die Angehörigen ab dem zweiten Tag, um die Bedürfnisse im häuslichen Bereich abzuklären.“ Ob nun beim Pflegegrad, bei Pflegehilfsmitteln, bei der Beratung in Sachen Inkontinenz, „ein Stück weit nach der Entlassung zu betreuen, das gehört dazu“.
Alles in allem folgen die Pfleger dem Wunsch der Patientin. Die schreibt am Ende ihres Briefes: „Betrachtet mich als Menschen – mit einem Leben voller Geschichten.“