Buer/Hassel. . Der evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid drängt auf eine Vereinigung der Lukas- und Trinitatis-Kirchengemeinde. Die zieren sich.
Als Ehestifter versucht sich derzeit der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen/Wattenscheid, Heiner Montanus: Die Hasseler Lukas- und die Trinitatis-Kirchengemeinde Buer sollen sich vereinigen – aus finanziellen Gründen. Nur: Die wollen nicht so recht. Nachdem Hassel-Nord (Lukas) vor rund zwölf Jahren aus entsprechenden Verhandlungen ausgestiegen war und die übrigen drei Gemeinden Buer, Scholven und Hassel-Süd „Trinitatis“ gegründet hatten, blieb die Erkenntnis zurück: eine große Liebe wird das wohl nicht zwischen den Beteiligten.
Trotzdem müssen sie sich aus personellen Gründen Gedanken über einen Zusammenschluss machen: Angesichts rückläufiger Gliederzahlen dürfte die Lukas-Gemeinde 2020, wenn der 100-Prozent-Vertrag des jetzigen Pfarrers Hagen Schillig ausläuft, keine volle Pfarrstelle mehr erhalten, so Kirchenkreis-Sprecherin Katharina Blätgen auf WAZ-Anfrage. Derzeit zähle die Lukas-Gemeinde 2300 Glieder, der „Korridor“ für eine volle Pfarrstelle liegt bei 2500 bis 3000 Gliedern.
Unterbesetzung in „Trinitatis“
Die Großgemeinde „Trinititas“ mit ihren 11 900 Gliedern muss indes nach der Pensionierung von Pfarrer Klaus Venjakob ab 1. Juli mit einer Unterbesetzung zurechtkommen. Dessen 100-Prozent-Stelle wird nur zu 50 Prozent mit Pfarrerin Antje Grüter besetzt – „bis die Sache mit ,Lukas’ geklärt ist“, so Pfarrerin Karla Wessel, Presbyteriumsvorsitzende in „Trinitatis“. Hassel-Nord und Buer sind zwar autonom, bilden aber einen Kooperationsraum, in dem die Pfarrer einander vertreten.
„Auf dieser Ebene läuft die Zusammenarbeit gut“, betont die Pfarrerin. Dennoch sei „Trinitatis“ nicht begeistert von dem Vereinigungsdruck. „Die Gespräche damals sind an inhaltlichen Differenzen gescheitert. Scholven, Hassel-Süd und Buer wollten gemeinsam etwas Neues schaffen, nicht nur eine Struktur-Gemeinschaft bilden“, begründet sie ihre Skepsis. Wolfgang Rossmann, Presbyteriumsvorsitzender der Lukas-Gemeinde, wird konkreter: „Wir waren nicht bereit, das Jugendzentrum ,Bonni’ zu opfern.“
Und heute? Das ,Bonni“ gilt als gesetzt, nachdem es mit öffentlicher Förderung von der Bürgerstiftung „Leben in Hassel“ vom Jugend- zum Stadtteilzentrum ausgebaut wurde. Trotzdem seien viele in Gemeinde und Presbyterium zurückhaltend in Sachen Vereinigung, weil sie fürchteten, später nicht mehr so viel Einfluss auf die Entscheidungen in Hassel zu haben, gibt Rossmann die Stimmung vor Ort wieder.
Annäherungs-Gespräche stocken derzeit
Unter dem Druck des Superintendenten trafen sich die zwei Presbyterien zwar 2017 einmal, um einander näher kennenzulernen. Mittlerweile sind die Gespräche aber wieder ins Stocken geraten. Der Kirchenkreis ist überzeugt, „dass jetzt der Ball im Spielfeld von ,Lukas’ liegt. ,Trinitatis’ ist allein überlebensfähig, ,Lukas’ nach 2020 nicht mehr“, betont Sprecherin Katharina Blätgen.
Rolf Heinrich, früher Pfarrer in der Lukas-Gemeinde und nun im Ruhestand, argumentiert mit der landesweiten Einzigartigkeit des Stadtteilzentrums, an dem über die Bürgerstiftung verschiedene Akteure beteiligt sind, darunter auch die muslimische Gemeinde. „Angesichts dessen wäre es nur folgerichtig, wenn Kirchenkreis und Landeskirche je eine halbe Stelle finanzieren würden.“