Gelsenkirchen-Bismarck. . Festival am alten Betriebswerk mit 17 heimischen Bands auf zwei Bühnen: Eher gemütlicher Familientreff als ein Hardcore-Meeting für zwei Tage.
Es ist vielleicht nicht ganz die Mitte von Nichts, aber zwischen Parkplätzen und Kleingärten geschieht an geradezu versteckter Stelle eine ungewöhnliche Verwandlung: „Rock am Bahnwerk“ macht aus der verschwiegenen Grimberger Idylle nun schon zum sechsten Male einen Treff der Festival-Enthusiasten.
Einerseits ungewöhnlich, dass das Event außerhalb der Bands und ihrer Fans kaum bekannt ist in der Stadt.
Andererseits auch gut für das Happening, denn es soll den Rahmen nicht sprengen. „Gut 2000 Leute“, kalkuliert Organisator Frank Ukowski vom Schalke-Fanclub „Blauweißer Partywaggon“, „und viel mehr sollen es auch gar nicht werden.“
Von Rockabilly bis zum AC/DC-Cover
So fehlen bei diesem Festival in der Bismarckschen Abgeschiedenheit sowohl die obligatorische Zeltstadt und die endlosen Schlangen von und vor Dixie-Chemietoiletten. Dafür bietet es auch an zwei Tagen sage und schreibe 17 lokale und zumindest regionale Bands auf in einer Bandbreite von Rockabilly bis zum AC/DC-Cover.
Und das in einer geradezu feinfühlig abgestimmten Lautstärke, dass dir vor dem Boxenturm an der „Main Stage“ zwar das T-Shirt (vorherrschende Farbe: Schwarz mit Metal-Aufdruck) flattert, aber weder das Trommel-, noch das Bauchfell.
Mit pinkem Gehörschutz
Weswegen die vielleicht nicht ganz so Hartgesottenen den ersten Lockrufen von der Hauptbühne folgen: „Näher ran, hier ist noch ‘n bisschen Schatten!“ Und sich auch Gitarrist Andre von „Sick#Red“, prompt selbst Gelsenkirchener, nicht scheuen muss, Töchterchen Mia (zweieinhalb) in Begleitung von Mama Sandra mit herzubringen. Natürlich mit pinken Gehörschützern und eigens gewidmetem Solo von Papa vor der Bühne.
Nicht zuviel versprochen haben sich die Jungs vom Partywaggon mit dem Aufbau der zweiten Bühne, auf der in den Umbaupausen gegenüber weiter gerockt wird. „Da wird’s noch ‘mal richtig muckelig“, meint Ukowski breit schmunzelnd.
Normal ist woanders
Das Schmunzeln verging ihm mit der Zeit angesichts der behördlichen Auflagen, als „RaB“ noch im Lokschuppen lief. Draußen ist es einfacher und weit kostengünstiger für die Macher zu schultern, und so brütet die Fangemeinde seitdem in der Sonne. Das alles auch bei familientauglichen Preisen für Eintritt und Verpflegung. Und neben alkoholfreien Cocktails war bei dieser sechsten Auflage ohnehin Mineralwasser mehr gefragt als alles andere. „Normal ist woanders“, Motto des Fanclubs und des Festivals, greift auch hier. Und, um ehrlich zu sein: Da hat mancher biedere Nachbar schon mehr Lärm gemacht als die Bands hier. Und auch schäbigere Musik.
>>>Info: Handgemachte E-Gittaren als Fan-Artikel
Die Bands hatten selbstredend Fan-Artikel von CD über Plektrum, T-Shirt bis zum Aufkleber mitgebracht und boten sie (im Pavillon-Schatten!) an.
Handgemachte E-Gitarren gab’s dazu im Lokschuppen, wer mochte, konnte sich auch ein Tattoo stechen lassen.
O-Ton von der Bühne: „Überraschung für morgen früh.“