Gelsenkirchen. . Beide Unternehmen versprechen sich Synergieeffekte. Bis 2023 sollen 50 000 Menschen in Gelsenkirchen Zugang zum schnellen Internet bekommen.

Von dieser Partnerschaft sollen am Ende beide profitieren: Die Gelsenwasser AG strebt an, 25,1 Prozent der Anteile an Gelsen-Net zu übernehmen. Das zu den größten Trinkwasserversorgern zählende Unternehmen ist über die Gas Westfalen GmbH zu über 90 Prozent im Besitz der Städte Bochum und Dortmund. Daher sind für die endgültige Vollzugsmeldung die Ratsentscheide der beiden Kommunen nötig. Sie sollen im Laufe des Monats vorliegen.

Eine Tochter der Gelsenkirchener Stadtwerke

Thomas Dettenberg
Thomas Dettenberg © Gelsen-Net

Damit wäre Gelsen-Net nicht länger eine hundertprozentige Tochter der Gelsenkirchener Stadtwerke. Als diese Tochter wurde das Unternehmen vor 35 Jahren gegründet. „Mit damals zehn Beschäftigten“, erinnert sich Thomas Dettenberg, Sprecher der Geschäftsführung. Damals, als das seit einer Ewigkeit aus drei öffentlich-rechtlichen Programmen bestehende TV-Angebot Deutschlands peu à peu privaten Zuwachs bekam – womit auch das Kabelfernsehen florierte. „Wir haben quasi ein Kabelgeschäft aufgebaut“, so Dettenberg.

Deutsche Telekom 1998 als Partner ausgesucht

Als 1998 der Telefonmarkt liberalisiert wurde („Ja, das ist schon so lange her“), habe man bei Gelsen-Net überlegt, in das Geschäft einzusteigen. „Die Deutsche Telekom haben wir uns dabei als Partner ausgesucht“, sagt Dettenberg. „Wir waren dann der erste Reseller in Deutschland.“ Reseller – das heißt: Gelsen-Net hat das Angebot der Telekom quasi weiterverkauft. Den Rabatt aufgrund der großen Menge gab Gelsen-Net an die Kunden weiter und konnte so am Markt günstiger auftreten als die Telekom selbst. Mit diesem Prinzip breitete sich Gelsen-Net 2002 auch nach Gladbeck und Bottrop aus. Keine fremden Städte: „Auch dort waren wir schon länger mit unserem Kabelangebot vertreten.“

Klaus Haertel
Klaus Haertel © Joachim Kleine-Büning

2003 folgte ein Partnerwechsel: weg von der Telekom, hin zu Versatel. „Das hat bis heute gehalten und wird auch noch lange so weitergehen“, so Dettenberg.

Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Hat Gelsen-Net früher die Leitungen der Telekom genutzt, baut das Unternehmen heute selbst Leitungen – vor allem Glasfaser – und stellt sie anderen zur Nutzung zur Verfügung. „Wir öffnen unser Netz auch für den Wettbewerb“, erklärt Dettenberg. „Heute ist es also genau andersrum“, sagt Klaus Haertel, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke.

Die Kitas sollen schnellstmöglich folgen

750 Kilometer lang ist das Glasfasernetz von Gelsen-Net (inklusive Bottrop und Gladbeck). Alle 16 Gewerbegebiete Gelsenkirchens und alle 87 Schulen sind heute ans schnelle Internet angeschlossen. Die Kitas sollen schnellstmöglich folgen. „Glasfaser ist die Technologie schlechthin der nächsten 30 bis 40 Jahre“, so Thomas Dettenberg. Und deshalb investiert Gelsen-Net: 20 Millionen Euro in den vergangenen vier Jahren, bis zu 60 Millionen in den kommenden fünf. 2023 sollen 50 000 Privatkunden Zugang zum Glasfasernetz haben. Heute sind es 7500, bis zum Jahresende rechnet Dettenberg mit 12 500.

Auch interessant

Kein modernes Energienetz mehr ohne IT

Durch den Einstieg von Gelsenwasser bei Gelsen-Net sollen sich Synergieeffekte einstellen. „Es geht auch um soziale Aspekte in einer älter werdenden Gesellschaft“, erklärt Haertel. Er macht das am Beispiel einer Toilettenspülung deutlich. So könne die IT von Gelsen-Net etwa in einer Seniorenwohnung einen Alarm auslösen, wenn die Spülung etliche Stunden nicht betätigt wurde. „Sie betreiben heute kein Energienetz mehr ohne IT“, sagt Dettenberg. Denkbar wären auch Abstimmungen beim Tiefbau, so dass nicht zweimal gebuddelt und gezahlt werden muss. „In dieser Konstellation kann man sich gegenseitig befruchten“, ist sich Klaus Haertel sicher. Im Sommer soll es grünes Licht geben.