Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Künstler Werner Ryschawy wird „Artist in Residence“ im US-Bundesstaat Oregon. Vorab ist seine Kunst im Revier zu sehen

Seine Zeichnungen sind auch schon einmal dreidimensional: Wie dünne Striche ragen sie dann kunstvoll aus Wandobjekten heraus. Der Gelsenkirchener Künstler Werner Ryschawy experimentiert gerne mit seinen Materialien, um Bilder und Objekte genau so umzusetzen, wie er sie im Kopf hat. Minimalistisch, gradlinig, schwarz-weiß wirken die Werke oft auf den ersten Blick – und wer den zweiten Blick wagt, der entdeckt die feinen Details, die der Gelsenkirchener hineingearbeitet hat: Seine Werke sind mit Kohlestiften gemalt und mit Kerzenwachs veredelt, so dass eine samtig-glänzende Oberfläche entsteht, unter der die Kohle dahinschmilzt.

Aus Fliegengitter formt Werner Ryschawy derartige Werke dreidimensional, oder lässt mit kinetischen Objekten, die sich an der Decke aufhängen lassen, die Schatten spielen an der Wand.

Drahtobjekte in kleinen Guck-Kästen

Die Skulpturen von Werner Ryschawy spielen auch mit Licht und Schatten
Die Skulpturen von Werner Ryschawy spielen auch mit Licht und Schatten © Dietmar Wäsche

Bei seinen Material-Experimenten kommen dem Künstler, der in der Altstadt lebt, zudem immer wieder neue Ideen. So hat er erst kürzlich kleine „Guck-Kästen“ gestaltet, die seine Drahtobjekte in völlig neuer Form zeigen.

„Es macht einfach Spaß, immer wieder Neues zu entdecken“, erzählt der 68-Jährige, der im vergangenen November den mit 1500 Euro dotierten Kunstpreis des Vestischen Künstlerbundes erhielt. Mit den topografischen Zeichnungen „obsolet“ hatte er sich gegen 24 andere Künstler durchgesetzt.

Der Kohleausstieg wird zum Thema

2018 geht Ryschawys Erfolgsstrecke weiter: Erst kürzlich waren seine Arbeiten in der „Triennale-Ausstellung“ im Bochumer Kunstmuseum zu sehen, in wenigen Wochen wird in der Kunstkirche Christ-König in Bochum in einer Werkschau, die den Kohleausstieg thematisiert, ein riesiger „Kohleklumpen“ von Ryschawy über den Besuchern schweben, den er aus verschiedenen Materialien geformt hat.

Die „schwebende Skulptur“ sieht nun einem überdimensionalen Kohlestück zum Verwechseln ähnlich. „Derzeit arbeite ich noch an der richtigen Beleuchtung“, erklärt Werner Ryschawy – und ist schon beim nächsten Objekt.

Sammler lud den Gelsenkirchener in die USA ein

Überhaupt gibt es in Ryschawys Atelier in der Herner Künstlerzeche „Unser Fritz“ überall so viel zu entdecken, und da sind die 1400 Handzeichnungen, die in den Schubladen entlang der Wände gelagert werden, noch nicht einmal mit eingerechnet. Gerade hat er sich für einen Kunstwettbewerb in Hamm beworben, und bevor er im Herbst Arbeiten in der Ausstellung „Lebensläufe“ in Gelsenkirchen zeigt, wird Ryschawy vier Wochen lang im US-Bundesstaat Oregon als „Artist in Residence“ leben und arbeiten.

Künstler-Kollegin Annegret Reichmann vermittelte den Kontakt an die amerikanische Westküste. „Sie hatte ausgewählte Werke von mir in einer Ausstellung dort gezeigt. Daraufhin hat sich der Sammler Sheldon Hurst bei mir gemeldet und mich eingeladen“, sagt Werner Ryschawy, der den ganzen September in Portland, das für seine ausgefallene Kunstszene bekannt ist, verbringen wird.

In Bayern geboren, im Revier zu Hause

>>Info: Werner Ryschawy wurde 1949 in Regen in Bayern geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Gelsenkirchen. 1976 erhielt er das Stipendium für bildende Kunst der Stadt. Seit 2002 ist er Mitglied der Ateliergemeinschaft „Unser Fritz“ in Herne, an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen.

Mit weiteren Künstlern des Bochumer Künstlerbundes gestaltet Werner Ryschawy vom 16. Juni bis 29. Juli die Ausstellung „Ruhe! Licht aus!“ in der Kunstkirche Christ König am Steinring 34 in Bochum.