Gelsenkirchen . 2500 Postkarten mit Motiven der Stadt Gelsenkirchen hat der ehemalige Schulleiter Manfred Gast im Laufe von 40 Jahren gesammelt. Sie zieren 20 Ordner.

Hut und Stock gehörten bei Männern zum guten Ton, das lange Kleid war bei Frauen gesellschaftlich angesagt. Postkutscher stellten Wagen und Pferde ab, um auf dem Altmarkt ihre Waren anzubieten. Auf alten Postkarten kann der Betrachter die mehr als 100-jährige Geschichte der Stadt etappenweise erleben.

2500 Postkarten in 20 Ordnern festgehalten

Bei Manfred Gast, ehemaliger Schulleiter am Grillo-Gymnasium, sind die Jahrzehnte auf 2500 Postkarten in 20 Ordnern festgehalten. Seit fast 40 Jahren sucht der 69-Jährige Erinnerungsstücke, auf denen Vergangenes wieder auftaucht. Da werden auch so manche Sünden politischer Entscheider deutlich. „Die Sammelleidenschaft begann während meines Referendariats, als ich eine Postkarte auf einem Flohmarkt entdeckte“, erinnert sich Manfred Gast an seine erste Postkarte. Da steuerte 1903 ein Gondoliere die Ausflügler in seiner Gondel über den Berger See, suchte ein Naturfreund am Uferweg Erholung auf seinem Hochrad. Als „Ausflugsort mit Sommerfrische lockte Schloss Berge bei Buer in Westfalen“ die Besucher. Manfred Gast schwärmt von der Postkarte: „Sie wirkt auf mich wie ein impressionistisches Gemälde. “

Bismarck-Euphorie sorgt für die Namensänderung

Schloss Grimberg lud 1896 die Besucher als „Sommer Etablissement und Ausflugsort 1. Ranges mit großartigen Kahnpartien“. Dass der Stadtteil Bismarck mal Braubauerschaft hieß, wird auf der Grußkarte aus dem Jahr 1899 deutlich. 1900 sorgte die Bismarck-Euphorie für die Namensänderung. Gebäude und Straße folgten im Laufe der Zeit.

Wer weiß schon, dass Rotthausen, wie auf einer Karte zu lesen ist, 1898 noch zum Rheinland gehörte. 1924 konnten heimische Politiker durchsetzen, dass es nicht nach Essen sondern Gelsenkirchen eingemeindet worden ist.

Viele Gebäude, die das Stadtbild auch heute noch prägen könnten, tauchen wieder auf. Alter Bahnhof, Polizeipräsidium am Machensplatz, Badeanstalt an der Husemannstraße wecken auch bei Manfred Gast nostalgische Gefühle. „Die Postkarten“, glaubt Gast, „sollten zwar schöne Eindrücke von der Stadt vermitteln, doch hatten sie damals auch die Funktion wie später das Telefon.“

So manche Karte verrät durch Abgangs- und Eingangsstempel, dass sie nur einen Tag unterwegs war. Die Bürger bauten auf die Schnelligkeit der Post. Bei der originellsten Postkarte in der Sammlung spielte die Zustellungszeit wohl keine Rolle. Da hatte 1895 Pfarrer Peter eine Tauf- und Geburtsbescheinigung für Paula-Aslla Schürmann ausgestellt und die Karte an seinen Amtsbruder nach Luxemburg geschickt.