Gelsenkirchen-Resse. Den Acker mit Hilfe eines Navigationsgeräts bestellen: Das erprobt erstmals Landwirt Hubertus Hölscher – aber nicht ohne Kontrolle.
Wer als Bauer seinen Acker mit Hilfe eines Navigationsgeräts bestellt, hat nicht unbedingt ein Orientierungsproblem – sondern macht sich an die digitale Wende: Ortslandwirt Hubertus Hölscher aus Resse hat in diesem Jahr erstmals eine Hightech-Landmaschine eingesetzt, die Maiskörner per Satellitensteuerung zentimetergenau dort sät, wo sie zuvor Dünger ausgebracht hat. „Das spart mir rund 60 Arbeitsstunden und soll die Bodenbedingungen für das Wachstum der Pflanze optimieren. Mal gucken, wie die Ernte am Ende tatsächlich ausfällt.“
An diesem sonnigen Vormittag auf der sechs Hektar großen Pachtfläche in Dorsten-Altendorf-Ulfkotte ist der 45-Jährige jedoch optimistisch. Als der Mitarbeiter des Landwirtschaftlichen Lohnunternehmens Bernhard Brüse aus Olfen mit der Strip-Till-Maschine über den Acker rumpelt, nutzt diese exakt die Furchen, die sie vor einigen Tagen im Abstand von 75 Zentimetern gezogen hat. Genau so soll es auch sein. Den Weg hatte sie digital gespeichert.
Gülle wird gezielt in Furchen gefüllt
„Zunächst wurde eine genau berechnete Menge Gülle in 10 bis 13 Zentimetern Tiefe gefüllt. Heute werden die Maiskörner dann in fünf Zentimetern Tiefe abgelegt, so dass die Wurzeln sofort genügend Nährstoffe zur Verfügung haben“, erklärt Hölscher das Verfahren der GPS-gestützten Streifensaat, bei der nur ein schmaler Bodenbereich mit hoher Präzision bearbeitet wird.
„Sonst habe ich den Acker immer aufwendig gepflügt, breitflächig mit Hilfe von Schleppschläuchen gedüngt und die Gülle in den Boden eingearbeitet. Das entfällt, weil das die Maschine komplett allein erledigt“, so Hölscher. Ganz bewusst werde die Erde in den Furchen nur in 15 bis 18 Zentimetern Tiefe gelockert. „Denn dann verdampft in Trockenperioden nicht so viel Wasser, als wenn alles umgepflügt würde.“
Technik schont Kleinstlebewesen
Bernhard Brüse, Inhaber des Landwirtschaftlichen Lohnunternehmens aus Olfen, lobt unterdessen die Vorteile für die Umwelt: „Die Gülle wird gezielt und sehr geruchsarm ausgebracht. Daher können die Landwirte nahezu komplett auf Mineraldünger verzichten. Außerdem schont das Verfahren Kleinstlebewesen.“ Insgesamt sei die Miete dieser digitalen Technik zwar teurer als die konventioneller Maschinen, diese seien aber auch sehr effektiv.
Hölscher geht davon aus, „dass ein Nullsummenspiel dabei heraus kommt, denn ich spare ja Arbeitszeit, Sprit und Mineraldünger. Die anderen Maschinen hätte ich genauso anmieten müssen.“
Landwirt misst Tiefe der abgelegten Maiskörner nach
So ganz verlässt sich der Resser allerdings nicht auf GPS und Co. Kaum hat der Trecker mit angehängtem Maisleger die ersten Runden am Rande der 224 gedreht, macht sich Hölscher mitsamt Schaufel auf zur Arbeitskontrolle. „Ich muss doch wissen, ob die Maschine die Maiskörner tatsächlich in der vorgeschriebenen Tiefe abgelegt hat“, sagt er und lacht.
Auch in Sachen Wetterprognose setzt er lieber auf die eigene Beobachtungsgabe von Himmel, Wind und Luft, „obwohl ich natürlich auch Apps auf dem Smartphone zu Rate ziehe. Aber ich bin seit 30 Jahren auf dem Acker unterwegs, da macht mir keiner so leicht was vor.“
Das Landwirte-Familien-Gen, es ist in der siebten Generation eben nach wie vor aktiv, digitale Wende hin oder her.