Gelsenkirchen-Schalke. . Vor dem Konzert des bekannten Musikers gibt es eine Entdeckung: Philipp Eisenblätter. Wie er die aussverkauften Auftritte in der Kaue berieselte.

Mit Vorgruppen ist es ja oft so eine Sache. Nicht selten strapazieren sie die Geduld des Publikums, das wegen des „Stars“ gekommen ist. Mit dem 32-jährigen Philipp Eisenblätter verhielt es sich anders – er stahl dem Stoppok (fast) die Show. Auf diesen Duisburger muss man aufpassen; er könnte der Bob Dylan des Ruhrgebiets werden.

„Wenn man keine beschissene Plattenfirma hat, kann man das machen“, erklärte der selbstständige Stefan Stoppok seinen spontanen Entschluss, Eisenblätter an zwei hintereinander ausverkauften Abenden am Wochenende in der Kaue vor ihm auftreten zu lassen. „Er spielt jetzt ein paar Lieder, und dann komme ich mit dem vollen Brett.“

Ritt durch 45 Jahre Karriere

Und das lieferte er: „Adam und Eva“, „Den anderen Weg“, „Zeit für ein Wunder“, „Tanz“, „Dumpfbacke“. Der 62-Jährige bot einen strammen Ritt durch seine rund 45 Jahre währende Karriere. Fünf Gitarren standen ihm für seinen rund zweistündigen Solo-Auftritt zur Verfügung. An einer Stelle sagte er am Samstag zum Publikum: „Gestern war super!“ – „Heute ist scheiße“, entgegnete ihm ein Besucher ironisch-schlagfertig. Gelsenkirchen. Stoppok ist in Essen aufgewachsen. Er liebt das.

Es ist erstaunlich, mit welcher Spiellust, Energie und Dynamik der Wahl-Hamburger seinen Set durchzieht. Der hat noch immer richtig Bock auf Rock. Und Blues, Country, Folk. Stoppok macht den Stilmix zu seiner Eigenart. Er macht Musik für die weichen Kerle unter den rauen Schalen, für die ehrlichen Häute. Er ist bodenständig, ehrlich, sensibel, schroff, gefühlvoll. Stoppok – das ist der Soundtrack zur Currywurst.

Stoppok lehnt sich aus dem Fenster

Und er lehnt sich auch mal gern aus dem Fenster. Im Nachhall zur unglücklichen Echo-Verleihung sagte er: „Die Plattenindustrie schnappt sich junge Künstler und behämmert sie, wie Max Giesinger und andere Idioten.“ Kollegenschelte. Muss nicht sein.

Bei aller Souveränität Stoppoks darf Philipp Eisenblätter als echte Entdeckung gelten. Klar, er steht noch zu nah am Mikrofon, er verstellt seine Singstimme, er nuschelt ein bisschen. Aber er hat das Potenzial, ein – wenn auch kleiner – Dylan des Ruhrgebiets zu werden. Sein „Duisburg-Lied“ gilt vielen schon jetzt als Hymne an seine Heimatstadt. Es erreicht zwar nicht die Stadiontauglichkeit eines „Bochum“, aber da ist schon was. Auch Songs wie „Wo fängt der Himmel an?“ oder „Glück auf, Baby, Ciao“ zeigen: Hier kommt noch mehr. Sein erstes Album heißt „Gaunerstück“.