Bismarck. . Im Consol Theater wurde es ein „bisschen politisch“ – denn der Gelsenkirchener Literaturverein hatte zu diesem Thema einen Wettbewerb gestartet.

Gedichte, Slams, Kommentare oder Kurzgeschichten: Bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung der Lesetour der „Ruhrpoeten“ stand in der Kellerbar des Consol Theaters das Thema Politik („Bisschen politisch mal werden“) im Vordergrund. Vorgetragen wurden eine Auswahl der 98 eingereichten Texte zum vierten Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb sowie Kostproben des zum ersten Mal durchgeführten Jugendwettbewerbs.

Eine literarische Reise in Worten

Schauspielerin Tina Häntzschel und Erzählprofi André Wülfing nahmen das Publikum über den Abend hinweg mit auf eine literarische Reise. Hierbei erreichten sie unter anderem die Stationen Demokratie, Integration, Gleichberechtigung und auch Armut und Reichtum. Angesprochen wurden die politischen Themen mal plakativ, doch meist unterschwellig.

Gerade Kritik an der Gesellschaft stand oftmals im Mittelpunkt der Erzählungen. Bilder verschiedener Menschen, verschiedener Orte, verschiedener Situationen entstanden in den Köpfen der Zuschauer dabei lediglich durch Worte, Mimik und Tonalität der Vorleser. Mal lustig, mal ernst, mal kämpferisch oder auch mal nachdenklich – das Klima der Texte wechselte sich ab. Auffällig: viele der verlesenen Werke hatten das Thema Generationen aufgegriffen und es mit der aktuellen politischen Situation in Verbindung gebracht.

Mit den verkehrten Klischees gespielt

Interessiert verfolgte das Publikum die Lesung mit den Wettbewerbsbeiträgen.
Interessiert verfolgte das Publikum die Lesung mit den Wettbewerbsbeiträgen. © Joachim Kleine-Büning

So gab es den „traditionell gestrickten Großvater“, der mit seinem „heterophoben“ Ansichten gegen die Ehe seines Sohnes mit einer Frau war. Hier schien man absichtlich mit den verkehrten Klischees zu spielen. Auch die Siegertexte des Wettbewerbs wurden an diesem Abend präsentiert: Platz zwei, das Gedicht „Ohne Titel“ von Marlies Blauth, bewies, dass man nicht viele Worte benötigt, um sich politisch auszudrücken. Den ersten Platz hatte der Text „zu viel Spaß“ von André Patten belegt, der zwar (absichtlich) an Satzzeichen gespart hatte, sein Anliegen dafür aber umso mehr mit seiner Wortwahl auf den Punkt brachte, in Sätzen wie diesem: „Liebe interessiert es gar nicht wie wir heißen.“

Liedgut mit englischen und deutschen Texten

Für unterhaltsame musikalische Momente zwischendurch sorgte Max Kühlem an Gitarre und Keyboard. Er hatte eigenes und bereits bestehendes Liedgut mit englischen und deutschen Texten mitgebracht. Kathrin Butt und Georg Kentrup vom Vorstand des Vereins „Ruhrpoeten“ moderierten den Abend im Wechsel. Und da der Verein „Ruhrpoeten“ in Gelsenkirchen gegründet wurde und hier nach wie vor seinen Sitz hat, war der Tourauftakt in Gelsenkirchen natürlich ganz bewusst gewählt.

>> Ausgewählte Texte in Buchform

Ausgewählte Texte des Wettbewerbs sind in einer Anthologie im Klartextverlag erschienen: ISBN-13: 978-3837519259.

Die nächsten Termine der Lesetour sind in Bochum, Hagen, Castrop-Rauxel und Herne. Das Leseteam setzt sich aus zehn professionellen Erzählern und Schauspielern zusammen, mehr Info: ruhrpoeten.org