Gelsenkirchen. . In den Schwimmbädern ist der Fachkräftemangel spürbar. In den Hochzeiten behelfen sich die Betreiber mit Rettungsschwimmern als Saisonkräfte.

Die Lust, am Beckenrand Aufsicht zu führen, schwindet. Im Sommer 2017 gab es bundesweit 2000 offene Stellen. Doch ohne Aufsicht gibt es keinen Badebetrieb. Die WAZ hat daher bei den Stadtwerken (SG) und beim Gesundheitspark Nienhausen als Badbetreiber nach der Situation in Gelsenkirchen gefragt.

„Im Moment haben wir bei der SG zwei vakante Vollzeitstellen für das Berufsbild Fachangestellter für Bäderbetriebe“, erklärt Stadtwerke-Sprecherin Janin Meyer-Simon. „Diese Fachkräfte werden für das Zentralbad und das Sport-Paradies benötigt.“ Darüber hinaus suchen die Stadtwerke Gelsenkirchen auch immer aufs Neue Rettungsschwimmer, sie übernehmen meist in der Freibadsaison die Aufsicht am Beckenrand. Wie groß der Bedarf an diesen geringfügig Beschäftigten ist, konnte Janin Meyer-Simon „allerdings jetzt noch nicht näher beziffern“.

Schwer, Stellen zu besetzen

Martina Kloß vom Gesundheitspark Nienhausen kann da etwas mehr Auskunft geben: „Für unsere Freibadsaison benötigen wir insgesamt zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe – diese Stellen sind bereits besetzt – sowie zwei Teilzeitkräfte mit 19,5 Stunden.“ Des Weiteren benötige der Bäderbetrieb stets zwischen 15 und 20 kurzfristig oder geringfügig beschäftigte Beckenaufsichten – „aktuell fehlen uns da noch mindestens zehn solcher Mitarbeiter.“

Sowohl Stadtwerke als auch Gesundheitspark berichten, dass es beschwerlich sei, Stellen zu besetzen. Wobei man hier differenzieren muss. Die Schwimmmeister sind Fachangestellte für Bäderbetriebe – so lautet die offizielle Berufsbezeichnung, der Name Bademeister ist längst verpönt. Ihr Aufgabengebiet ist zudem größer als das einer Saisonkraft als Aufsicht. Beiden gemein ist der Schutz der Schwimmer.

Viele Gründe für Fachkräftemangel

Die Fachkräfte sind oft noch zuständig für die Technik des Pools, die Hygiene. Sie müssen kleinere Verletzungen behandeln, für so etwas wie Ruhe und Ordnung im Wasser, am Beckenrand und im Rest der Anlage sorgen. Sie geben Schwimmunterricht und sollen auch im Blick halten, ob irgendwer mit dem Smartphone unziemliche Fotos macht.

Dass Stellen vakant bleiben, hat vielerlei Gründe. Schwimmmeister arbeiten, wenn andere Ferien machen, im Schichtdienst und an Wochenenden. Und weil Frei- oder Hallenbäder fast immer ein Zuschussgeschäft sind und nach Gewerkschaftsangeben nahezu überall Sparzwang herrsche bei Anlagen, Bauten und Belegschaften, wachse der Fachkräftemangel in Bädern ebenso wie in den Stadtverwaltungen.

Rettungsschwimmer im Einsatz

In den Kommunen behelfen sich die Arbeitgeber daher wie geschildert mit Saisonkräften: Rettungsschwimmern, die die Becken beaufsichtigen. Aber selbst für diesen Job werden offenbar die Bewerber knapp. Viele zieht es eher an Nord- und Ostsee als in ein Stadtbad. Am Strand stellt sich mehr Urlaubsgefühl ein, die Bezahlung ist etwas besser, die Klientel am Meer ist entspannter und umgänglicher als die am Großstadt-Becken, wo selbst Polizeieinsätze nicht mehr ungewöhnlich sind.

>>Wer was verdient

Fachangestellte für den Bäderbetrieb werden nach der Entgeltgruppe 5 des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst entlohnt. Das Einstiegsgehalt beträgt 2250 Euro. Als Schwimmmeister beginnt das Gehalt bei 2543 Euro.

  • Rettungsschwimmer besitzen mindestens das Schwimmabzeichen Silber (DRSA Silber) und haben einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Die Verdienstmöglichkeiten schwanken, sie liegen in etwa bei 1800 Euro in Vollzeit.