Bottrop/Gelsenkirchen. . Einst interessierte sich Ikea auch für einen Standort in GE. Das Scheitern war 2012 ein Politikum. Jetzt sparen Kritiker von einst aber mit Häme.

Diese Nachricht machte gestern auch in Gelsenkirchen schnell die Runde: Ikea wird nicht nach Bottrop kommen. Die Entscheidung gegen den Standort unweit der Gelsenkirchener Stadtgrenze sei eine Folge der gesamten neuen Expansionsstrategie“, erklärte Ikea-Sprecherin Chantal Gilsdorf.

Ursprünglich hatte Ikea vor, an der B 224 eine Filiale zu eröffnen. Die Planungen waren entsprechend fortgeschritten und mit Gladbeck und Gelsenkirchen abgestimmt. Denn die Ansiedlung war immer auch als regionales Projekt gesehen worden. Mit dem Haus wollte das Unternehmen das nördliche Ruhrgebiet bis hoch ins Münsterland abdecken.

Als Ikea vor etwa acht Jahren mit der Standortsuche begann, war auch Gelsenkirchen eine Option. „Das war damals ein schwieriges Unterfangen“, erinnert sich Stadtsprecher Martin Schulmann. „Ikea ist ein sehr, sehr schwieriger Partner.“ 2012 erteilte die Stadt dem schwedischen Möbelriesen nach zwei Jahren Verhandlungen und Prüfungen eine Absage (Details: Info unterm Text).

Später zeigte sich Oberbürgermeister Frank Baranowski aber froh, dass Ikea sich für Bottrop entschieden hatte: Zwei Kilometer hinter der Stadtgrenze hätte Ikea für Gelsenkirchen beschäftigungstechnisch einen ähnlichen Effekt wie auf dem eigenen Stadtgebiet. Diese Theorie lässt sich nun nicht mehr überprüfen.

Die CDU, von der es seinerzeit massive Kritik am Vorgehen der Stadt in den Verhandlungen mit Ikea gab, sparte sich Häme. Fraktionsvorsitzender Wolfgang Heinberg: „Ich bin weit davon entfernt von Unternehmensschelte, wir kennen nicht die strategisch-unternehmerischen Hintergründe für die getroffene Entscheidung. Wir stehen am Ende eines langen Prozesses wie ein Schluck Wasser in der Kurve dar, weder Gelsenkirchen noch Bottrop machen das Rennen um ein attraktives Handelsunternehmen. Das scheint mir kein gutes Zeichen für die beteiligten Städte zu sein und für Gelsenkirchen ist es doppelt bitter: Weil das Gelände, das ursprünglich für die Ansiedlung von Ikea gedacht war, noch immer nicht ein neuer Ort für neue Arbeitsplätze in Gelsenkirchen ist.“

Das Bottroper Haus wäre laut Gilsdorf ein „klassischer Autostandort“ geworden – und davon wolle das Unternehmen weg. Schulmann ist skeptisch, wo Ikea Flächen solcher Größenordnung in Innenstadtnähe finden will. Sollte der Weltkonzern durch die Neuausrichtung irgendwann noch mal Interesse an einer Fläche in Gelsenkirchen bekunden, werde man dies nicht ablehnen. „Es wäre fatal, nicht mit so einem großen Player zu sprechen.“ Man müsse sich aber offenbar von Anfang an vertraglich besser absichern, „damit man nicht mit einem Luftschloss plant“.


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Der schwedische Möbelriese zeigte bei seiner Standortsuche im Revier 2010 auch Interesse am Gewerbepark A 42 in Schalke-Nord. 2012 kochte die CDU das Thema politisch hoch – auch weil die Verwaltung keine Chance für ein Ansiedlungsbegehren sah. Im Gespräch war zunächst ein Mega-Markt mit 25 000 Quadratmetern Fläche für das übliche Ikea-Angebot und 30 000 Quadratmetern für Branchen von Textil bis Elektro.

Rechtliche und planerische Gründe (an der A 42 ist Gewerbe- und Industrienutzung vorgesehen) sowie das regional abgestimmte Einzelhandelskonzept sprachen aus Sicht der Stadt gegen Ikea. Planungsdezernat, Einzelhandelsverband und IHK sprachen sich damals gegen das Konzept aus.

Seit 2017 steht fest: Pilkington zieht mit seiner Logistik-Tochter AGR und 120 Beschäftigten von Bochum in den Gewerbepark A 42. Logicor baut den Hallenkomplex dort 2018 auf.