Gelsenkirchen. . Zahl der Fälle hat sich in Gelsenkirchen mehr als verdoppelt – wie auch in NRW. Opfer sind Senioren. Schaden liegt bei über 100 000 Euro.

Trickbetrüger fokussieren sich immer mehr auf Senioren als finanziell lukrative Opfer. Zum Verhängnis wird den Älteren zumeist ihre Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft sowie ihre altersbedingte Gebrechlichkeit, die die körperliche und geistige Wehrhaftigkeit einschränkt. Die Maschen der Täter dabei sind ebenso listenreich wie vielfältig – das Spektrum reicht von vermeintlichen Wasserwerkern über Kriminalbeamte bis hin zu lang nicht mehr gesehenen Enkelkindern.

Ersparnisse für den Lebensabend

Gerade der „Enkeltrick“ hat die Zahlen in den Statistiken der Polizeibehörden nach oben getrieben – landesweit und ebenso im Stadtgebiet. Waren es im Jahr 2016 noch 22 Fälle, so verzeichnete die hiesige Polizei im Jahr 2017 bereits 48 solcher Straftaten (+118 Prozent). Damit folgt Gelsenkirchen dem Landestrend: NRW-weit hat sich die Enkeltrick-Abzocke mit 11 700 Fällen im Vorjahr mehr als verdoppelt (+124 Prozent).

Besonders fies dabei: Neben teurem Schmuck, der oft mit vielen emotionalen Erinnerungen verbunden ist, verschwinden nicht selten die Ersparnisse für den Lebensabend der überlisteten Senioren. Das Landeskriminalamt (LKA) bezifferte die Schadenssumme auf 15 Millionen Euro (2016: acht Millionen Euro). In Gelsenkirchen, heißt es aus Ermittlerkreisen, betrage der Schaden „weit mehr als 100 000 Euro“. Genauere Angaben gab es dazu nicht.

Notgroschen werden oft Zuhause aufbewahrt

Weil aber oft mehr als nur Notgroschen in den heimischen vier Wänden aufbewahrt werden, verwundern diese hohen Summen nicht. Die höchste bekannt gewordene Beute landesweit lag laut LKA bei 500 000 Euro im vergangenen Jahr – von einem einzigen Opfer. In der Aachener Region kam ein Täter mit dem Enkeltrick auf 300 000 Euro. Und in Gelsenkirchen erregte Ende Februar ein Fall Aufmerksamkeit, als ein Trickbetrüger die Hilfsbereitschaft einer 82-jährigen Dame aus Horst ausnutzte und neben ihrer Geldbörse auch noch stattliche 26 000 Euro aus der Wohnung mitgehen ließ.

Die Vorgehensweise der Täter lässt sich so zusammenfassen: Die Betrüger geben sich am Telefon als Enkel, Neffen, Nichten oder sogar Kinder der Senioren aus. Sie täuschen eine Notlage vor und bitten ihre Opfer um hohe Geldbeträge. In der Annahme, ihren nahestehenden Verwandten zu helfen, übergeben die Senioren Geld an einen Boten, der vom vermeintlichen Verwandten geschickt wurde.

Polizei informiert regelmäßig

Die Polizei informiert regelmäßig und warnt die Bürger über viele Kanäle über die Maschen der Trickbetrüger – Zeitung, Radio, Fernsehen sowie soziale Medien und Veranstaltungen. Stets verbunden mit dem Appell, „misstrauisch und wachsam zu sein“.

Auch das schlägt sich in den Zahlen nieder: Trotz der gestiegenen Fallzahlen in Sachen Enkeltrick haben die Ermittler ebenso festgestellt, dass es parallel dazu einen Anstieg der Delikte gegeben hat, die im Versuchsstadium stecken geblieben sind: 20 waren es 2016, ein Jahr später schon 41.

>>>Über die statistische Erfassung

Es ist nicht einfach, genaue Zahlen zu bekommen. Das hängt laut Polizei mit der u nterschiedlichen Art und Weise, wie diese Taten verübt wurden, zusammen. Es gibt vielerlei Formen von Trickbetrug oder Trickdiebstahl. Diese müssen unterschiedlich erfasst werden und können nicht herausgefiltert werden. Daher sind Abweichungen nach oben oder unten bei den Zahlen möglich.

Dies macht keinen Unterschied in der Bearbeitung und Verfolgung dieser Straftaten aus.