Gelsenkirchen. . Am Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht und auf Sommerzeit gewechselt. Der Mediziner beklagt vermehrte Schlafstörungen bei Patienten.

„Endlich Sommerzeit“, sagen die einen. „Jetzt geht die verflixte Umstellung schon wieder los“, meinen die anderen. Was viele Bürger in vollen Zügen genießen, dass es ab Ende März abends länger hell ist, weil am Sonntag die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt werden, findet ein anderer Teil der Bevölkerung ätzend.

Im Februar 2018 hat sich das EU-Parlament gegen die Sommerzeit ausgesprochen und die EU-Kommission aufgefordert, Vor- und Nachteile zu prüfen. „Ich weiß gar nicht, was das soll. Ich wäre dafür, dass man generell die Sommerzeit beibehält. Dann kann man mit der Arbeit beginnen, wenn es hell ist, das ist ein vernünftiger Rhythmus“, meint Landwirt Klaus Drießen.

Seit 1996 werden EU-weit die Uhren umgestellt

Seit 1996 stellen alle EU-Länder zweimal im Jahr, im März und im Oktober, die Uhren um. Bauern, die die Abschaffung dieser Umstellung fordern, kann er nicht verstehen. Denn die Tiere hätten damit maximal an einem Tag Probleme. Dann wär auch das Vieh wieder im Einklang mit der Zeit. „Natürlich haben auch die Rinder eine innere Uhr“, sagt Drießen.

Bei der Sommerzeit werde um 4.30 Uhr morgens gemolken. „Nach der Umstellung im Herbst wundern sich die Kühe dann, ob der Bauer verschlafen hat. Die warten dann schon, wann es losgeht. Aber das ist genau ein Tag und dann hat sich das wieder reguliert“, sagt der Landwirt, der zurzeit 400 Milchkühe und 180 Jungtiere hat. Was die Kinder und die Umstellung der Sommer- und Winterzeit betrifft, hat Drießen eine klare Meinung. „Kleine Kinder kriegt man ja abends sowieso nicht ins Bett und morgens nicht raus.“

Keine Auswirkung auf Wildtiere

Wildtiere orientieren sich an den Lichtverhältnissen, bekommen von der Zeitumstellung nichts mit, außer dass der Verkehr bei der Umstellung auf die Sommerzeit Ende März eine Stunde früher einsetzt und dass das zu Problemen führen könnte, statistische Zahlen habe er aber nicht, sagt Frank Ahrens, Direktor des Zoom. „Unsere Tiere orientieren sich an den Tierpflegern, weil sie wissen, wenn sie kommen, passiert etwas. Wirkliche Veränderungen kann man durch die Zeitumstellung an den Tieren aber nicht feststellen.“

Was ihn selbst betreffe, so hat der Zoodirektor im Sommer, wenn es hell ist, überhaupt keine Probleme, früh aufzustehen. Normalerweise fängt der Arbeitstag des 58-Jährigen um 7 Uhr an, im Sommer ist dann ja eigentlich erst sechs Uhr, wenn seine Arbeit startet. Die Sommerzeit findet Frank Ahrens persönlich hervorragend, weil man dann im Sommer nach der Arbeit noch lange im Hellen draußen sitzen kann. So sehen das auch viele, die es genießen, spätnachmittags nach Büroschluss eine Stunde länger die Sonne zu sehen.

Schlafstörungen werden verstärkt

Vom halbjährlichen Zeitwechsel hält Dr. Ali Ekber Firat von der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie im Bergmannsheil so gar nichts. Er ist spezialisiert auf Schlafprobleme und leitet das Schlaflabor der Klinik. „Es gibt viele Menschen, die richtig daran zu knacken haben, wenn die Zeit umgestellt wird. Vor allem Personen, die ohnehin Schlafstörungen haben, leiden zum Teil zwei, drei Wochen lang, bis sie wieder im Rhythmus sind.“

Der Arzt, der aus der Türkei kommt, betont, dass es eine solche Zeitumstellung in seinem Heimatland nicht gebe. „Das ständige Hin und Her ist für viele Menschen wirklich ein Problem. Empfindliche Menschen werden launisch und haben mit Müdigkeit zu kämpfen.“ Er könne verstehen, dass man sich nach einem langen und dunklen Winter auf die Sonne freut

„Aber dann“, rät der Mediziner, „sollte man vielleicht die Sommerzeit generell als Zeit festlegen und keinen Wechsel mehr vornehmen.“

>> EU fordert Abschaffung

Die EU möchte gerne die Sommerzeit wieder abschaffen, die 1981 eingeführt worden ist. Grund: Sie verfehle die Wirkung, nämlich Energie einzusparen. Zudem, so die EU, führe der veränderte Rhythmus bei den Menschen zu erhöhten Gesundheitsrisiken und es passierten bis zu 30 Prozent mehr Verkehrsunfälle in der Woche nach der Zeitumstellung