Gelsenkirchen. . Der bekannte Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz arbeitet zurzeit am Gelsenkirchener Musiktheater und inszeniert Schostakowitsch.
Das Publikum kennt und schätzt ihn als Schauspieler und Sänger. Diesmal aber kommt Dominique Horwitz als Regisseur ins Musiktheater im Revier zurück. Mit einer nicht minder überraschenden Produktion. Denn mit dem Namen des Komponisten Dimitri Schostakowitsch verbindet das Publikum alles andere als eine leichtfüßige Operettenrevue. Die aber feiert nun in der Regie von Dominique Horwitz am Samstag, 31. März, im Großen Haus Premiere.
„Moskau, Tscherjomuschki“ heißt die Ende der Fünfzigerjahre entstandene musikalische Komödie, die das MiR dem prominenten Künstler angetragen hat. Der freut sich nach seinem letzten Gastspiel mit dem „Reformhaus Lutter“ im November vergangenen Jahres, erneut in Gelsenkirchen arbeiten zu können. Horwitz lacht und strahlt während des Kantinen-Gesprächs in der Probenpause: „Ja, das ist ein tolles Haus hier mit einem wirklich tollen Publikum.“
Ein Sehnsuchtsraum, alle Wünsche gehen in Erfüllung
Und ein großartiges Stück: „Es handelt von einer katastrophalen, ungeheuren Wohnungsnot in einem Ausmaß, das dem westlichen Zuschauer gänzlich fremd ist.“ Die Revue beschreibt die Suche und die Sehnsucht unterschiedlicher Figuren nach einer Wohnung im Jahre 1956 in Moskau. „Tscherjomuschki“ heißt der Ort der Träume, und meint eine Neubau-Siedlung am Rande der Metropole. Eine Metapher für einen Raum, an dem alle Wünsche in Erfüllung gehen sollen.
„Wir kennen heute zwar auch Wohnungsnot“, sagt der 61-Jährige, „weil der Staat zu wenige Sozialbauten errichtet, dennoch funktioniert hier das System.“
Bei seiner gesellschaftskritischen Sicht auf Schostakowitschs Revue geht es Horwitz um die inhaltliche Überspitzung ins Heute und um die Frage: „Was ist krank an unserem heutigen System?“ Und da stößt der Mann, der seit rund 15 Jahren in Weimar zu Hause ist, auf diese Probleme: „Auf unsere Bereitwilligkeit, uns überwachen zu lassen, was zur totalen Manipulation führt.“ Er registriert eine zunehmende Tendenz, Austauschbarkeit zu akzeptieren: „Wir unterstützen unsere eigene Verdummung und pflegen die Selbstausbeutung.“
Die Szenerie ist erschreckend heutig
Das Bühnenbild von Pascal Seibicke, verspricht der Theatermacher, wird das Publikum von der Welt Schostakowitschs „in unsere schöne neue Welt führen“. Dominique Horwitz: „Was wir da zu sehen bekommen, das mutet futuristisch an, ist aber erschreckend heutig.“ Konkreter heißt das: Auf der Bühne werden eine Spielzeugfabrik zu sehen sein und ein Schlafsaal. Das ist der ganze Lebensraum der Arbeiter, die Reliquien aus vergangener Zeit produzieren. „Mehr“, sagt Dominique Horwitz, „braucht der moderne Mensch schrecklicherweise nicht.“
Die Kostüme in der Revue werden heutige sein. Die Musik Schostakowitschs spiegele grandios und sarkastisch die Gesellschaftskritik.
Erst vor wenigen Tagen brachte Dominique Horwitz mit „Chanson d’Amour“ seinen zweiten Roman auf den Markt, geht bald auf Lesereise und startet ein neues Gesangsprogramm. Unter dem Titel „Me and the devil“ erklingen Songs aus dem „Freischütz“ und „Black Rider“ von Tom Waits. Aber erst mal gibt’s Operette in Gelsenkirchen . . .
>> Die Premiere, Termine und die Tickets
Moskau, Tscherjomuschki“ feiert am 31. März, 19.30 Uhr, im Großen Haus des MiR Premiere. Die Neue Philharmonie Westfalen spielt unter Leitung von Stefan Malzew. Mit dabei der Opernchor und ein Tanzensemble. Bis 31. Mai gibt es noch sieben Termine. Karten und Infos: 0209 4097 200.