Gelsenkirchen. . Immer mehr Schwangere suchen Anlaufstellen wie Donum Vitae, Diakonie oder Sozialdienst katholischer Frauen auf. Anteil der Migrantinnen nimmt zu.

Die Beratungsstellen, die schwangeren Frauen und ihren Familien finanzielle und seelische Hilfe anbieten, verzeichnen einen signifikaten Anstieg der Beratungszahlen in dieser Stadt.

„Dabei ist vor allem die Zahl der Ratsuchenden, die nicht zur Schwangerschaftskonfliktberatung zu uns kommen, sondern weil sie Rat und Hilfsangebote für das Leben mit dem Baby suchen, eklatant gestiegen“, erklärt Annette van den Boom, die geschäftsführende Beraterin der Beratungsstelle Donum Vitae für Bottrop, GE und Gladbeck e.V., die seit vergangenem Jahr an der Overwegstraße 49 zu finden ist.

Donum Vitae verzeichnet ein Plus von 46 Beratungen

Mit 645 Beratungsgesprächen im Jahr 2017 führte ihre Beratungsstelle 46 Beratungen mehr durch als im Vorjahr, die Zahl der „Erstberatungen“ stieg dabei von 513 auf 581.

„Gut die Hälfte der ratsuchenden Frauen hat einen Migrationshintergrund – und hier ist auch die Zahl der Frauen, die eine Übersetzung benötigen, stark gestiegen. Inzwischen versteht jede zweite zugewanderte Frau, die bei uns Rat sucht, kein Deutsch mehr, im Vorjahr war es noch jede fünfte Frau. Die meisten davon sind Flüchtlinge. Und die kommen jetzt vermehrt, weil sie jetzt sicher fühlen und angekommen sind in dieser Stadt – und damit bereit sind für Familienzuwachs“, so van den Boom.

Frauen beschäftigen sich wieder mit Familienplanung

Diesen Trend hat auch Ulrich Knudsen, Leiter der evangelischen Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen und Schwangerschaftskonfliktberatung an der Urbanusstraße 13, festgestellt. Die Beratungsstelle hat auch einen Standort an der Munckelstraße 32 in der Altstadt. „Viele Frauen, die sich jetzt hier heimisch und in Sicherheit fühlen, beschäftigen sich wieder mit dem Thema Familienplanung. Bei uns war dieser Trend allerdings schon zwei Jahre vorher zu spüren, die Beratungszahlen bei der Diakonie sind im Jahr 2015 rasant gestiegen, inzwischen sind sie auf hohem Niveau stabil“, so Knudsen.

In über 30 Prozent der Fälle ist Übersetzungshilfe nötig

Im Jahr 2016 habe man in 288 Fällen Frauen im Bereich der

Vor der Niederlassung der ev. Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen sowie Schwangerschaftskonflikt-beratungan an der Urbanusstraße in Buer: (v.l.) Pfarrer Ulrich Knudsen Fachbereichsleiter, Pädagogin Martina Brill und Sozialarbeiterin Irmhild Grootens.
Vor der Niederlassung der ev. Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen sowie Schwangerschaftskonflikt-beratungan an der Urbanusstraße in Buer: (v.l.) Pfarrer Ulrich Knudsen Fachbereichsleiter, Pädagogin Martina Brill und Sozialarbeiterin Irmhild Grootens.

Schwangerschaftskonfliktberatung beraten und in 738 Fällen Frauen (und auch Männer) zu allen Bereichen, die im Schwangerschaftskonfliktgesetz vorgesehen sind (allgemeine Beratung – und hier vor allem die Beantragung von Mitteln aus der Bundesstiftung Mutter und Kind). „Das waren in der Gesamtsumme 1026 Fälle. In 477 davon hatten die Ratsuchenden keine deutsche Staatsangehörigkeit, in 32,4 Prozent aller Fälle war eine Übersetzungshilfe nötig“, berichtet Ulrich Knudsen. Und schiebt zum Vergleich noch ein paar Zahlen hinterher: „2017 haben wir in 293 Fällen Frauen im Bereich der Schwangerschaftskonfliktberatung beraten und in 699 Fällen Frauen (und auch Männer) zu allen anderen Bereichen rund um das Thema Schwangerschaft. Gesamtsumme: 992 Fälle. In 37,3 Prozent davon war eine Übersetzungshilfe nötig.“ Auch hier also ein leichter Anstieg.

Anteil der geflüchteten Frauen ist gestiegen

„An unseren beiden Beratungsstandorten (Mitte und Buer mit insgesamt zwei Vollzeitstellen) sind die Beratungszahlen fast gleichbleibend hoch gewesen. 2017 kamen 923 Frauen zur Schwangerenberatung, 2016 waren es 958 Frauen. Verändert hat sich jedoch auch bei uns der Anteil der geflüchteten Frauen, die Beratung in Anspruch nehmen: von 207 im Jahr 2016 ist die Zahl auf 264 Frauen 2017 gestiegen. Der Anteil der zugewanderten Frauen aus EU Ost ist mit 150 Frauen 2017 etwa gleichbleibend (2016 waren es 172)“, erklärt Kirsten Kremer, Teamleiterin der Schwangerschaftsberatung beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer.

Sprachbarriere bringt neue Probleme mit sich

Die gestiegene Zahl Ratsuchender, die kein Deutsch verstehen, stellt die Beratungsstellen derweil vor ganz neue Probleme: „Die Beratungen dauern mit Übersetzer doppelt so lange, weil jeder Satz zwei Mal gesprochen werden muss“, sagt Annette van den Boom. Zudem gebe es oft Schwierigkeiten, Übersetzer zu finden. „Manche Frauen bringen ihre minderjährigen Kinder als Übersetzer zur Schwangerschaftskonflikt-beratung mit. Aber das lassen wir natürlich nicht zu. Manche Gespräche und Entscheidungen sind einfach nicht für Kinderohren gedacht“, so die Beraterin. Sie würde sich daher über Bürger freuen, die sich ehrenamtlich als Übersetzer in der Beratung engagieren. „Wir suchen sowohl Übersetzer für arabische Sprachen als auch für Rumänisch und Bulgarisch“, sagt van den Boom.

Diakonie kooperiert mit der Arbeiterwohlfahrt

Ulrich Knudsen in der ev. Beratungsstelle kann indes auf einen Übersetzerpool zurück greifen. „Wir haben beim Diakoniewerk ein Ausländer- und Flüchtlingsbüro mit vielen muttersprachlichen Helfern, die Flüchtlinge auch zur Schwangerschaftsberatung begleiten. Auf diesem Feld kooperieren wir zudem eng mit der Awo, die ebenfalls Helfer zu den Gesprächen mitschickt. Das könnte zwar in Zukunft schwieriger werden, weil das Land NRW die Förderungen in diesem Bereich anpassen will, aber bislang klappt das bei uns gut.“

>>> Info: So erreichen Sie die Beratungsstellen

Und so sind die Beratungsstellen zu erreichen: Donum Vitae an der Overwegstraße 49, Telefon 0209 1 70 27 30, Email: info@donumvitae-bot-ge-gla.de

Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid e.V., Ev. Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen, Schwangerschaftskonfliktberatung, Urbanusstr. 13 und Munckelstraße 32, Telefon 0209 3 73 44, ev.beratung.ge@meinediakonie.de

Sozialdienst katholischer Frauen und Männer, Hochstr. 47 und Kirchstr. 51, Telefon 0209 92 33 00, sekretariat-buer(at)skfm-ge.de und sekretariat@skfm-ge.de