Gelsenkirchen. . Caritas startet Bildungsseminare „Älter werden ist nichts für Feiglinge“. Biografiearbeit hilft, wichtige Infos an Unterstützer weiterzugeben.
„Das war wunderbar und lehrreich. Ich komme wieder“, sagt Lothar K. zum Ende einer Kurseinheit im Haus St. Rafael. Der 66-Jährige ist im Ruhestand und beschäftigt sich nun im Kursus der Caritas-Fachstelle Demenz mit seiner Biografie, dem eigenen Älterwerden.
„Gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung haben meist keine klaren Vorstellungen vom eigenen Älterwerden oder vom Krankheitsbild Demenz“, erklärt Projektkoordinatorin Luisa Borgmann den Ansatz der Bildungskurse. Letztere stehen unter dem Titel „Älter werden ist nichts für Feiglinge“ und finden im Rahmen des Projekts „Demenz verstehen“ statt. In 16 Einheiten lernen hier vier bis fünf Menschen, die in den Häusern der Projektpartner – wie zum Beispiel dem Caritas-Haus St. Rafael in Gelsenkirchen – wohnen, was sie selbst, das Älterwerden und schließlich eine Demenzerkrankung ausmacht.
Bilder transportieren die Informationen
In einer der ersten Stunden haben die Teilnehmenden Bilder von sich gemalt und dabei nicht nur für sich, sondern auch für ihre Betreuenden und Angehörigen festgehalten, was sie gerne essen, was sie mögen oder was ihnen Stress macht.
„Die Biografiearbeit hilft den Teilnehmern dabei, sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und für sie wichtige Informationen weiterzugeben“, erklärt Luisa Borgmann. Sie können Unterstützer dabei helfen, Verhaltensweisen von Betroffenen zu verstehen. „Zum Beispiel haben wir herausgefunden, dass eine Teilnehmerin große Angst vor Rolltreppen hat. Durch Nachfragen stellte sich heraus, dass eine Bekannte bei einem Unfall auf einer Rolltreppe verunglückt ist“, so die Caritasmitarbeiterin weiter. Für die Betreuerin sei das ein Aha-Erlebnis gewesen, das viele Situationen erklärte.
Projekt läuft bis 2019
Seit über einem Jahr arbeitet Projektkoordinatorin Luisa Borgmann nun im Projekt „Demenz verstehen“. In dieser Zeit hat sie das Konzept für die Bildungskurse geschrieben und testet sie nun: „Was kommt gut an und was eher nicht?“ Das Ziel: Bis zum Projektende im Dezember 2019 soll ein generell anwendbarer Bildungskurs entwickelt werden, auf den auch andere Träger und Einrichtungen zugreifen können.
>>Schulungen für Bewohner und Mitarbeiter
„Demenz verstehen“ möchte Menschen mit geistigen Behinderungen und die Mitarbeitenden in den Einrichtungen rund um das Themenfeld Alter und Demenz informieren und sensibilisieren. Neben den Bildungskurs für Bewohner werden auch Schulungen für Mitarbeiter der Kooperationspartner angeboten. Das Projekt wird vom Innovationsfonds der Caritas finanziert.