Gelsenkirchen. 657 von 1075 Wach-Schichten der Bundespolizei am Gelsenkirchener Hauptbahnhof waren nicht besetzt. Entspannung ist frühestens 2019 zu erwarten.

Der Personalmangel der Bundespolizei mit ihrer Wache am Gelsenkirchener Hauptbahnhof ist offenbar nach wie vor hoch. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der grünen Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic von den Bündnisgrünen hervor. Auch Jürgen Lipker von der Gewerkschaft (GdP) der Polizei schlägt dahingehend laut Alarm.

Alternativ bleibt da oft nur die örtliche Polizei

Zwei von drei Schichten können in Gelsenkirchen nicht besetzt werden, hieß es im vergangenen Jahr noch grob, in Zahlen für das abgelaufene Jahr kann das jetzt exakt ausgedrückt werden: 657 von 1075 Schichten sind nach Angaben des Bundes am Gelsenkirchener Hauptbahnhof nicht besetzt worden, das sind 61 Prozent. Hilfesuchende, die die Klingel der Wache drücken, landen damit per Funknotruf zumeist in der übergeordneten Dienststelle am Dortmunder Hauptbahnhof. Und damit ist Hilfe sehr weit weg. Alternativ bleibt da oft nur die örtliche Polizei.

Mihalic wird sich an den Innenminister wenden

Irene Mihalic ist darüber besorgt und wütend zugleich: „Das Bundespolizeirevier Gelsenkirchen wird mehr und mehr zur Briefkasten-Firma. Das beeinträchtigt die innere Sicherheit im Bahnhofsbereich massiv. Es ist unverantwortlich, dass der Bund den Einsatz der Bundespolizei an der innereuropäischen Grenze in Bayern auf Kosten der Sicherheit im Bahnhofsumfeld von Großstädten wie Gelsenkirchen realisiert.“

Mihalic kündigte daher an, sich an den künftigen Innenminister zu wenden, damit in ihrer Heimatstadt umfassend etwas geschehe. Bei der Bundespolizei sieht man die Lage weniger dramatisch. Pressesprecher Volker Stall verwies auf die laufende Einstellungsoffensive.

20 bis 30 Praktikanten

Als Folge davon „verstärken regelmäßig 20 bis 30 Praktikanten unsere Dienstgruppe“. Das führe dazu, dass auch das Revier in Gelsenkirchen öfter besetzt werde als in der Vergangenheit. Die Bundespolizisten verweilen nach Angaben der Pressestelle ein bis zwei Monate vor Ort. Wenn sie wieder abgezogen werden, um anderweitig praktische Erfahrung zu sammeln, vergehen nur ein paar Wochen, bis die nächsten Verstärkungen kommen. „Eine spürbare Entspannung der Personalsituation“, sagte Stall, „ist allerdings erst 2019 zu erwarten.“

Zur Einordnung dieser Aussagen muss man folgendes wissen: Neben dem Revier Gelsenkirchen gehören zur Inspektion Dortmund die Reviere Essen, Hagen, Bochum, Recklinghausen und der Flughafen Dortmund. Planmäßig verfügt die Bundespolizei Dortmund über rund 320 Mitarbeiter. Verteilt auf die Reviere, stoßen also in etwa drei bis vier Nachwuchskräfte zu den Kollegen nach Gelsenkirchen.

Tor für viele Einreisende aus dem Schengen-Raum

Zieht man noch die Darstellung der Gewerkschaft der Polizei hinzu, so erhält das Bild von den personellen Aufstockungen bei der Bundespolizei in Gelsenkirchen weitere Risse. Und zwar beispielsweise auf Grund von Abordnungen zu anderen, größeren Dienststellen, etwa zum Drehkreuz Essen, durch Auslandseinsätze oder durch Grenzschutzaufgaben. „Ich sehe keine Möglichkeit, dass Gelsenkirchen künftig rund um die Uhr besetzt sein wird“, glaubt Jürgen Lipker, GdP-Vorsitzender der Kreisgruppe Westfalen Ruhr.

Allein der Dortmunder Flughafen, Tor für viele Einreisende aus dem Schengen-Raum, binde regelmäßig zahlreiche Kräfte, die von Gelsenkirchen dorthin abgezogen würden. Auch Lipker rechnet mit einer spürbaren Verbesserung „erst ab 2019“. Wenn die neuen Bundespolizisten ihre Ausbildung vollständig abgeschlossen haben.

>>Daten und Fakten zum Revier

Das Zuständigkeitsgebiet der Dienstgruppe Dortmund, zu der das Gelsenkirchener Revier gehört umfasst 6000 Quadratkilometer . Es reicht von Mülheim über Herne, den Kreis Recklinghausen bis hin nach Hattingen, Hagen, Lüdenscheid und Werdohl, um nur einige Städte zu nennen.

  • Der Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei in Gelsenkirchen erstreckt sich zwischen den Glasfronten des Hauptbahnhofes – überwacht und bestreift (im Idealfall) im Dreischichtbetrieb unter der Woche, im 12-Stunden-Rhythmus am Wochenende, die U-Bahn ausgenommen.