Gelsenkirchen-Beckhausen. . Grausam nennen Tierschützer die „Fuchswochen“ im Januar und Februar, Jäger wie Stefan Lacher werten sie hingegen als Beitrag zum Artenschutz.
Füchse am Rathaus in Buer, auf dem Hauptfriedhof, in Parks und Gärten: Meister Reineke ist auf dem Vormarsch, seit Jahren. War sein Anblick im Gelsenkirchen der 1970er-Jahre noch eine absolute Ausnahme, so schätzt die Kreisjägerschaft die Population heute im gesamten Stadtgebiet auf mehrere Hundert – und beteiligt sich an den vom Landesverband ausgerufenen „Fuchswochen“ im Januar und Februar, in denen die Tiere gezielt gejagt werden. Wie im Bezirk Sutum, wo seit Herbst bislang 43 Exemplare getötet wurden. Warum, erklärt Kreisjägerschafts-Vorsitzender Stefan Lacher bei einem Ortstermin im Grünen: Eben da, wo Fuchs und Hase sich „Gute Nacht“ sagen.
Es ist 10.30 Uhr, als Lacher (55) mit Verspätung eintrifft. Bis um 6 Uhr war er auf der Jagd nach einem dieser Landraubtiere mit dem buschigen Schwanz; vergeblich. „Mir ist keins vor die Flinte gekommen“, ärgert er sich und präsentiert, was er vor einigen Stunden noch auf dem Hochsitz dabei hatte: Neben dem Gewehr mit Schrot- und Kugellauf eine braune Decke, um sich trotz der Winterkälte warm zu halten. Nicht zu vergessen die dunkle Sturmhaube mit Sehschlitz: „Der Fuchs hat schließlich ein gutes Sehvermögen. Ich will ja nicht, dass er mich auf dem Hochsitz entdeckt.“
Tierschützer werfen Fuchs-Jägern „Beuteneid“ vor
Dass Freizeitjäger wie er von Tierschützern scharf kritisiert werden, ist ihm klar. „Tatsache ist aber, die Fuchsdichte hat so zugenommen, dass sie einen erheblichen Einfluss auf den Bestand anderer Tierarten hat.“ Nicht nur Hasen und Fasanen würden durch Füchse arg dezimiert, sondern auch geschützte Arten wie der Bodenbrüter Kiebitz. „Die intensive Land- und Forstwirtschaft ist da nur ein Verursacher, der zweite ist die hohe Zahl der Stadtfüchse.“
Die bundesweite Initiative „Aktionsbündnis Fuchs“ bestreitet das. Durch die Forst- und Landwirtschaft verlören Feldhasen und Auerhuhn Lebens- und Nahrungsraum. Die Jäger erlegten selbst viele Hasen und Rebhühner und töteten den Fuchs als „Jagdkonkurrenten“ aus „Beuteneid“.
Zeichen setzen und Mütze aus Fuchsfell tragen
Lacher jedoch bleibt dabei: Da Füchse sehr anpassungsfähig und nahezu Allesfresser seien, die selbst „Pommes rot-weiß“ nicht verschmähten, hätten etwa Kiebitze kaum eine Chance, ihre Eier auszubrüten und Küken großzuziehen. „Wir Jäger töten nicht aus Spaß, wie so mancher Tierschützer meint, sondern leisten einen Beitrag zur Arterhaltung“, betont der Rotthauser, der das Jagdrevier Sutum mit einem Freund betreibt.
Für den Menschen sei die hohe Fuchsdichte darüber hinaus auch nicht ohne Gefahren. Zwar sei die Tollwut in NRW seit 2008 ausgerottet, doch erhöhe sich das Infektionsrisiko mit Fuchsbandwürmern mit der Zahl der Füchse. Laut „Aktionsbündnis Fuchs“ ist dies „Panikmache“, da die Krankheit selten sei.
Für überzeugend hält Lacher die Argumente der Tierschützer nicht. Er wird weiter jagen – und ein Zeichen setzen: „Ich will mir eine Mütze aus Fuchsfell anfertigen lassen. Ich stehe zu dem, was ich tue.“