Gelsenkirchen. . Das Bild „Bacchanale“ im Kunstmuseum entpuppte sich 2010 als Raubkunst und wurde 2016 den rechtmäßigen Erben übergeben, die es verkauften.

Das Gemälde „Bacchanale“ von Lovis Corinth, bis 2016 im Besitz des Kunstmuseums Gelsenkirchen, ist wieder aufgetaucht: Das Landesmuseum Hannover hat das großformatige Gemälde für 650 000 Euro angekauft und zeigt es bereits in seinen Ausstellungsräumen. Bekanntlich hatte sich das Gemälde, das die Stadt Gelsenkirchen im Jahre 1957 in einer Kölner Galerie erworben hatte, im Jahre 2010 als Raubkunst der Nazis entpuppt.

Museumschefin freut sich über die Lösung

Nach zähen Verhandlungen wurde das großformatige Bild im Jahre 2016 an die beiden rechtmäßigen Erben der ursprünglichen, jüdischen Besitzer zurückgegeben und dann gleich zum Verkauf auf dem Kunstmarkt angeboten. Zunächst in Maastricht, dann in einer Londoner Galerie. Die Stadt Gelsenkirchen erhielt als Wertausgleich 65 000 Euro.

„Dass das Gemälde nun dauerhaft in Deutschland bleibt und auch öffentlich gezeigt wird, darüber bin ich sehr froh“, sagte gestern auf Nachfrage der WAZ Gelsenkirchens Museumschefin Leane Schäfer. „Das ist ein renommiertes Haus mit einer ausgezeichneten, umfassenden Corinth-Sammlung, da ist das Gemälde sehr gut aufgehoben.“ Lovis Corinth (1858-1925) schuf das Bild der weinseligen Bacchanten im Jahre 1896.

Bild bleibt der Öffentlichkeit erhalten

In den Verhandlungen mit dem Berliner Anwalt der Erben war es zuletzt ein wesentlicher Wunsch der Stadt Gelsenkirchen, das Bild möge auch nach der Rückgabe wenigstens ab und zu öffentlich ausgestellt werden. Dieser Wunsch hat sich nun tatsächlich erfüllt.

Leane Schäfer war bereits im Sommer letzten Jahres als intime Kennerin des Gemäldes vom Museum Hannover um Amtshilfe bei einem Gutachten über das Bild gebeten worden. „In einem NDR-Fernsehbericht über eine aktuelle Ausstellung im Landesmuseum Hannover konnte ich dann später irgendwo im Hintergrund das Corinth-Bild entdecken.“ Zu dem Zeitpunkt nannte das Schild am Bild noch als Herkunftsbezeichnung „Privatbesitz“. Vor wenigen Tagen nun konnte das Schild ausgetauscht werden. Es gehört nun dem Landesmuseum Hannover.

Landesmuseum Hannover mit großer Corinth-Sammlung

Mit dem monumentalen Gemälde konnte das Landesmuseum, das 119 Werke von Corinth besitzt, ein Hauptwerk aus der Münchener Zeit des großen Impressionisten ankaufen. Leane Schäfer: „Das schließt nun eine fundamentale Lücke in der Sammlung.“ Ein teurer Ankauf, den Hannover vor allem Stifter und Sponsoren ermöglichten, darunter die Ernst von Siemens-Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder, der Förderkreis der Landesgalerie und die Kunstfreunde Hannover. „Eine solche Summe“, bedauert Schäfer, „hätten wir in Gelsenkirchen nicht zusammenbekommen, um das Bild in unserem Bestand halten zu können.“

Neuankauf von Kunstwerken

Prof. Katja Lembke, Museumsdirektorin in Hannover, betonte: „In der zukünftigen Präsentation werden wir auch an die dunkle Geschichte des Bildes erinnern.“

Das Bild erzählt auch von einer Katastrophe. Der jüdische Unternehmer Alfred Michaels Salomon hatte das monumentale Gemälde um 1920 gekauft. Vor ihrer Emigration 1937 war die Berliner Familie gezwungen, ihren gesamten Besitz zu verkaufen. Nur Ehefrau Martha Salomon überlebte den Holocaust. Gelsenkirchen kaufte das Bild, das sich dann als Raubkunst herausstellen sollte, in einer Kölner Galerie.

Nach Rückgabe an die Erben sprach der Rat der Stadt dem Kunstmuseum den Wertausgleich zu – für den Neuankauf von Kunstwerken.

>> Dokumentation der Bildgeschichte

Das Kunstmuseum Gelsenkirchen wird mit einer hochwertigen Abbildung der „Bacchanale“ und einer Dokumentation an die wechselvolle Geschichte des Bildes erinnern.

Auch über den neuen Standort des Gemäldes in Hannover wird die Tafel, die zurzeit noch erstellt wird, informieren. Die Ausstellung „Silberglanz“ (inklusive Corinth) läuft noch bis 18. Februar.