Gelsenkirchen. . Insa Thiele-Eich (34) machte jungen Frauen beim Infotag „Engineer for a Day“ an der Westfälischen Hochschule Mut, ihren Traumberuf zu ergreifen

Im Jahr 2020 soll die 34-jährige Insa Thiele-Eich als erste deutsche Astronautin ins All fliegen – und etwa zehn Tage lang auf der internationalen Raumstation ISS wohnen und arbeiten.

Vorab machte die studierte Meteorologin am Freitag im hohen Norden von Gelsenkirchen Station – und besuchte im Rahmen der Aktion „Engineer for a Day“ in der Westfälischen Hochschule an der Neidenburger Straße Schülerinnen, die sich für ein naturwissenschaftliches Studium interessieren. Und die ließen es sich nicht nehmen, eine echte angehende Raumfahrerin hautnah zu erleben – und sie in Workshops zum Thema Raumfahrt mit Fragen zu löchern.

Ein steiniger Weg zum Traumberuf

Insa Thiele-Eich (re.) sprach auch über überholte Rollenklischees in Kinderbüchern. Ulrike Struwe vom Kompetenzzentrum Technik und Diversity und Chancengleichheit in Bielefeld, pflichtete ihr bei.
Insa Thiele-Eich (re.) sprach auch über überholte Rollenklischees in Kinderbüchern. Ulrike Struwe vom Kompetenzzentrum Technik und Diversity und Chancengleichheit in Bielefeld, pflichtete ihr bei.

„Ich wusste schon im Alter von acht Jahren, dass ich Astronautin werden möchte, wusste aber, dass es ein steiniger Weg werden würde – denn es gab ja bislang keine deutsche Frau, die dieses Ziel erreicht hat“, erzählte Insa Thiele-Eich dann am Nachmittag in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Gender Diversity“.

Sie hoffe, dass ihr möglicher Flug ins All (ob er sich finanziell realisieren lässt, steht derzeit noch in den Sternen) auch anderen Frauen Mut mache, ihren Traumberuf zu ergreifen. Unterstützt wird Insa Thiele-Eich übrigens von der privat finanzierten Initiative „Die Astronautin“, die Deutschlands erste Astronautin sucht und unter anderem von Raumfahrt-Managerin Claudia Kessler angestoßen wurde.

Astronautin will Frauen Mut machen

Die jungen Besucherinnen der Aktion „Engineer for a Day“ in der Westfälischen Hochschule hörten sehr interessiert zu.
Die jungen Besucherinnen der Aktion „Engineer for a Day“ in der Westfälischen Hochschule hörten sehr interessiert zu.

„Claudia Kessler wäre selber gerne Astronautin geworden, und weil das nicht geklappt hat, hat sie sich zum Ziel gesetzt, eine andere deutsche Frau ins All zu schicken. Übrigens ganz ohne Steuermittel – nur mit Crowdfunding“, so Insa Thiele-Eich, die sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren unter mehr als 400 Bewerberinnen durchgesetzt hatte. „Ich hatte bis zum Schluss nicht gedacht, dass ich so weit komme – aber das ist ein Problem, was viele Frauen haben: Dass sie ihre eigenen Erfolge schmälern, obwohl sie eigentlich richtig gut sind“, so die angehende Astronautin, die derzeit – neben ihrem Job als Wissenschaftlerin – unter anderem in Russland für den Flug zur Weltraumstation trainiert.

Ein Ärgernis: Rollenklischees in der Werbung

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Auch, dass schon in Kinderbüchern „typische“ Männer- und Frauenberufe eine Rolle spielten, monierte die Mutter von zwei kleinen Kindern – und erhielt dabei auf dem Podium Zustimmung von Ulrike Struwe, der Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums „Technik, Diversity und Chancengleichheit“, von Andrea Köhnen vom Bundesfamilienministerium, von Katrin Hansen, der Vizepräsidentin der Westfälischen Hochschule und von Moderatorin Johanna Runde.

In der angeregten Diskussion ging es zudem um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die oft sexistische Darstellung von Frauen in der Werbung.

>>Info:

  • Für Insa Thiele-Eich ist der Weltraum kein unbekanntes Terrain: Ihr Vater ist der deutsche ESA-Astronaut Gerhard Thiele, der im Jahr 2000 mit dem US-Space-Shuttle „Endeavour“ ins All reiste.

Die Meteorologin ist verheiratet und hat zwei Töchter – sie zeigt also, dass sich eine Karriere in der Wissenschaft und Familienleben nicht ausschließen.

Astronautin besucht Gelsenkirchen

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