Gelsenkirchen-Buer. . Prof. Udo Jorczyk hat mit Ingenieuren und Studenten der Westfälische Hochschule ein neues digitales Sicherheitssystem gegen Hacker entwickelt.
Dass gravierende Sicherheitslücken in Prozessoren, dem Herzstück eines jeden Computers oder Smartphones, herausgefunden wurden, darüber wurde inzwischen mehrfach berichtet. Das Problem, so Experten, bestünde insbesondere bei Prozessoren des amerikanischen Unternehmens Intel. Sensible Daten wie Passwörter seien auf Milliarden von mobilen Geräten, PCs und Großrechnern durch Hacker ausspionierbar. System-Updates sollten mögliche Angriffe stoppen, sorgten aber zeitgleich dafür, dass gerade alte Geräte ihre Arbeitsprozesse erheblich verlangsamten. Eine neue Technologie im Bereich der digitalen Sicherheit wurde nun kürzlich an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen erarbeitet.
Bankgeschäfte deutlich sicherer
Zum Schutz der Datenkommunikation von mobilen Geräten entwickelte Prof. Udo Jorczyk zusammen mit Ingenieuren und Studenten des Bereichs Elektrotechnik das sogenannte „Enigtix“, ein Gerät, das von der Größe her an einen Funkschlüssel erinnert. Bankgeschäfte übers Smartphone könnten dadurch deutlich sicherer werden, ebenso wie der Zugriff mit mobilen Geräten – dazu zählen natürlich auch Tablets oder Notebooks – auf Daten-Clouds, Automobiltechnik, Krankenhausdaten oder andere Firmendaten.
„Enigtix ist von den Prozessor-Sicherheitslücken nicht betroffen, da wir keine Passwörter übertragen“, sagt Jorczyk und fährt fort: „Wir setzen bei der Entwicklung von sicheren Systemen wie Enigtix auf Hard- und Software. Die reine Verwendung von Software kann die geforderte Sicherheit nicht gewährleisten. Insbesondere bei Bankgeschäften mit dem Smartphone sollte man auf höchste Sicherheit bedacht sein. Erst kürzlich wurden 31 Banking-Apps als unsicher eingestuft.“ Bei „Enigtix“ wird ein Passwort quasi in einen Chip geschrieben und komplett verschlüsselt. Eine Rückgewinnung des Passwortes ist nicht möglich. Das Passwort wird zu keinem Zeitpunkt übertragen, auch nicht verschlüsselt. Somit können die übermittelten Daten durch Hacker nicht entschlüsselt werden.
Die Sicherheit von „Enigtix“ wird durch die Verwendung einer Zwei-Faktor-Authentifizierung deutlich erhöht. Setzt man heute üblicherweise zur Authentifizierung auf den Benutzernamen und ein Kennwort, so verwendet „Enigtix“ eine nicht kopierbare digitale Identität und als zweiten Faktor den Fingerabdruck des Nutzers.
Eine Gesichtserkennung anstelle des Fingerabdrucks ist in Vorbereitung. Per Funk lässt sich „Enigtix“ auch mit dem Smartphone verbinden. Das Smartphone leitet dann die verschlüsselten Informationen weiter.
>>> Marktchancen werden zurzeit geprüft
Das System „Enigtix“ wurde zum Patent angemeldet. Ein Prototyp ist entwickelt worden. Derzeit werden die Marktchancen und die mögliche Ausgründung eines Start-Ups geprüft.
Als besonders positiv werden die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt und der damit verbundene hohe Bedarf an digitaler Sicherheit von Firmen und Privatpersonen gesehen.
Angewandte Kommunikationstechnik, IC-Entwurf und digitale Signalverarbeitung sind Tätigkeitsbereiche von Udo Jorczyk.