Gelsenkirchen. . Der Neujahrsempfang im Musiktheater stand ganz im Zeichen der Digitalisierung und der Begegnung von Menschen. Über 800 Gäste waren dabei.

Normalerweise heißt es im Musiktheater: Bitte alle Mobiltelefone ausstellen! Am gestrigen Freitagabend aber waren die Opernhaus-Gäste ausdrücklich eingeladen, ihre Handys auf Empfang zu stellen, zu twittern, zu chatten, zu fotografieren. Verkehrte Welt? Nein, sondern ein Besuch in „Smart City“. Denn ohne Twitter, Facebook und Smartphone läuft fast nichts mehr im Leben, auch nicht beim Neujahrsempfang der Stadt Gelsenkirchen.

„Die vernetzte Stadt“ stand beim traditionellen Treffen im Musiktheater, zu dem Oberbürgermeister Frank Baranowski zu Jahresbeginn über 800 Vertreter von Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirchen, Vereinen und Verbänden eingeladen hatte, im Mittelpunkt. Mit dabei auch viele junge Menschen, die besten Absolventen Gelsenkirchener Schulen, Hochschulen, Berufsausbildungen 2017, die längst in eine digitalisierte Welt hineingewachsen sind. Und 20 Studenten, die in den Foyers bereitwillig Nachhilfe gaben in Sachen „Zwitschern“.

Die Tücken der modernen Technik

Dass die moderne Technik auch ihre Tücken hat, demonstrierte dieser Abend im Zeichen des digitalen Wandels allerdings auch. „Alexa“, das sprechende Wunderwerk, das eigentlich auf alles eine Antwort hat, versagte kläglich. Moderator Matthias Bongard, der launig durch den Abend führte, bekam auf jede Frage nur eine Antwort von Alexa: „Ich kann Dich momentan leider nicht verstehen.“ Vorführeffekt!

Moderator Matthias Bongard führte launig und unterhaltsam durchs Bühnenprogramm.
Moderator Matthias Bongard führte launig und unterhaltsam durchs Bühnenprogramm. © Olaf Ziegler

Alles andere aber lief beim Stadtempfang reibungslos. Filmemacher Frank Bürgin stellte Gelsenkirchen in einem kurzen Spot als bestens vernetzte Stadt vor. Und auch Oberbürgermeister Frank Baranowski befand in seiner Rede: „Wir haben in Gelsenkirchen aufs Gaspedal gedrückt, weil wir von Anfang an vorn dabei sein wollen.“ Digitalisierung müsse gestaltet werden, auch kommunal: „Gelsenkirchen mag eine Stadt mit strukturellen Problemen sein, aber was die Digitalisierung angeht, sind wir eine strukturstarke Stadt.“

Optimistische Grundstimmung

Der OB vermittelte eine optimistische Grundstimmung: „Gelsenkirchen wird zu einem Labor der Zukunft.“ Für die Menschen: „Wir nutzen die Digitalisierung für Integration, für Teilhabe, für Bildung.“

Gute Laune verbreiteten auch Künstler des Musiktheaters, die mit flotten Schlagern aus der aktuellen Produktion „Fifty-Fifty“ für leichte Unterhaltung von „Ich war noch niemals in New York“ bis „Downtown“ sorgten. Per Twitter konnten sich die Gäste während des Empfangs sogar zwei Songs selbst auswählen. Smart und schnell.

Über neue Technik aus der Sicht eines Wissenschaftlers plauderte Moderator Bongard mit einem echten „Technikfolgen-Abschätzer“. Prof. Armin Grunwald ist Kopf des weltweit größten Instituts für Zukunftseinschätzung in Karlsruhe. Der aber auch betonte: „Ich bin kein Prophet!“ Seine Einschätzungen unterfüttert er stets wissenschaftlich, benennt Risiken und Nutzen: „Das Vorurteil, dass die ältere Generation durch neue Technik abgehängt werden könnte, hat sich nicht bestätigt, im Gegenteil.“

Mit Wissenschaft und Witz

Mit Witz ging Kabarettist Andreas Rebers das Thema an: „Eigentlich hätte man diese ganze Veranstaltung mit Glasfaser machen sollen, dann wäre sie auch schneller vorbei gewesen!“ Dabei hatten alle viel Zeit mitgebracht und kamen später in den Foyers an Büffets und Theken noch lange ins Gespräch.