Gelsenkirchen. . Das Projekt „Ankommen, sich orientieren und Arbeit finden“ speziell für Zugewanderte geht ins zweite Jahr. Die Träger ziehen erste Bilanz.
Das kleine Wörtchen „Afi“ steht für etwas Großes. Es ist die Abkürzung für „Ankommen, sich orientieren und Arbeit finden“. Anfang 2017 ging das auf vier Jahre angelegte Projekt, für das insgesamt 2,4 Millionen Euro Landesmittel fließen, an den Start. Die Zielgruppe: Zugewanderte aus Rumänien und Bulgarien mit Bleibeperspektive. Nach einem Jahr zogen die Afi-Kooperationspartner am Mittwoch eine erste Bilanz.
Gafög „steuert die Stärken“
Arbeiterwohlfahrt, VHS, die städtische Jugendberufshilfe, RE/init, das Jobcenter und zuvorderst die Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög managen das Projekt Seite an Seite mit dem Ziel, jährlich 400 Teilnehmer ins Projekt aufzunehmen, die Menschen zwischen 18 und 45 Jahren bei Bedarf in Sprachkursen fit zu machen und in Arbeit zu vermitteln. Die Gafög hat dabei eine Schlüsselfunktion, wie Uwe Gerwin, Referatsleiter Zuwanderung und Integration der Stadt, gestern betonte. „Sie lenkt und steuert die Prozesse.“
Das heißt: „Wir sind das Entree für diese Maßnahme, das Zugangsmodul“, erläuterte Gafög-Geschäftsführer Stefan Lob. „Wir steuern die Stärken. Die Menschen kommen zuerst zu uns zum Grünen Weg. Wir lernen sie und sie unsere Fördermöglichkeiten kennen.“ Geschaut werde, zu was die Leute befähigt seien. Und, so Lob weiter: „Wer mit der Intention einer nachhaltigen Integration kommt, dem wollen wir helfen.“
Delia oder „Durch Deutsch lernen in Arbeit“
Die RE/init an der Feldhofstraße kommt ins Spiel, wenn es um mangelnde Deutschkenntnisse geht. 200 Leute – 50 pro Jahr – sollen im Projektzeitraum ausreichende Sprachkenntnisse erwerben können. Mit 42 Leuten im ersten Jahr ging auch diese Rechnung auf.
Ein Vorteil dieser Kurse ist nicht zuletzt, dass muttersprachliche Sprachlehrerinnen dahinter stehen, die – ähnlich wie bei der Awo-Integrationsagentur – eine gute Kommunikation gewährleisten. „Delia“ werden diese Kurse kurz genannt – „Durch Deutsch lernen in Arbeit“. Fachbereichsleiterin Petra Hanke berichtete, dass mangelnde Motivation äußerst selten der Grund für den Abbruch sei. Wer aufhöre, tue das in aller Regel, weil er ein Arbeitsverhältnis beginne. Was durchaus ein Minijob sein könne.
60 Arbeitsvermittlungen im ersten Jahr
Durch Sprachkompetenz und Motivation der Leute, sagte Gafög-Chef Lob, habe man im ersten Projektjahr bereits 60 Arbeitsvermittlungen „unterschiedlicher Güteklassen“ gestemmt. Ein Drittel hätte einen Minijob aufgenommen, zwei Drittel eine sozialversicherungspflichtige Arbeit – zum Teil befristet oder in Teilzeit. Auch die Akzeptanz der Betriebe steige. Tätigkeitsfelder seien etwa Bauhelfer, Reinigung oder Küche.
Stadträtin Annette Berg sagte zur „Startmarke 1 Jahr“ der individuellen Hilfe: „Die Menschen, die am Projekt teilnehmen, wollen sich hier ein neues Lebens aufbauen und suchen entsprechende Perspektiven.“ „Afi“ hilft.
>> Info: Lob: „Individualisiertes Arbeiten“
Ein Vorteil der Afi-Projektarbeit ist laut Gafög-Geschäftsführer Lob, dass man die Leute nicht von Behörde zu Behörde schicken müsse, sondern völlig „individualisiert arbeiten“ könne. Ein Vorteil, den alle Beteiligten am Mittwoch unterstrichen.
Bei RE/init e.V. lernen die Teilnehmer nicht nur die deutsche Sprache. Zum Programm gehört auch Jobcoaching.