Gelsenkirchen. Zum Weihnachtssingen auf Schalke kamen 30.000 Singwütige nach Gelsenkirchen. Schalke 04 hatte zum zweiten Mal in die Arena geladen.

Sagt die Frau beim Eintritt: „Wo ist denn der Rasen?“ Antwortet der Mann: „Der ist ausgefahren.“ Darauf die Frau: „Aber sieht schon aus wie ein Stadion.“ Längst nicht alle, die es am Vorweihnachtsabend in die Veltins-Arena gezogen hatte, waren ausgewiesene Fußballfans. Schalke-Kluft war so gut wie gar nicht zu sehen – und das hatte nichts mit den eisigen Temperaturen zu tun.

Zum zweiten Mal hatte S 04 zum Weihnachtssingen in die Arena geladen, nach Angaben der Veranstalter waren dem Ruf rund 30.000 Besucher gefolgt. Gemeinsam wurde gesungen – kräftig und manchmal auch sanft. Wie das am besten geht, zeigten die Profis. Die ehemalige „No Angels“-Sängerin Lucy Diakovska, „Pur“-Frontmann Hartmut Engler und die Gelsenkirchener Newcomerin Lary heizten die festliche Stimmung an.

Ein Spielfeld voller Tannenbäume

Nele (mitte) kam am Samstag zum Weihnachtssingen in die Veltins Arena.
Nele (mitte) kam am Samstag zum Weihnachtssingen in die Veltins Arena. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

„Oh! Ist das schön!“ meinte eine Besucherin, als sie den Innenraum betrat. Das abgedeckte Spielfeld war voller Tannenbäume – zwar ungeschmückt, aber dennoch hübsch anzuschauen. Die Frontseite der Südkurve war gesperrt, ebenfalls für Tannenbäume. Viele Weihnachtssänger hatten sich fein gemacht: mit roten Elchgeweihen und Nikolausmützen auf dem Kopf.

Es war ein Vorfest, das besonders den Kindern gefiel; viele waren mit den Eltern oder Großeltern gekommen, so auch die achtjährige Laura: „Ich mag am liebsten O Tannenbaum“, sagt sie. Der heimliche Wunsch wurde ihr erfüllt. Kim Pitsch, die den Abend zusammen mit Stadionsprecher Dirk Oberschulte Beckmann, moderierte, sang den Weihnachtshit mit zarter Stimme – und Laura sang leise mit.

Am Eingang wurden Hefte mit den Texten verteilt

Weihnachtslieder-Singen auf Schalke.
Weihnachtslieder-Singen auf Schalke. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Die ebenfalls achtjährige Chantal aus Herten war mit ihren Eltern gekommen. Sie trägt einen französischen Vornamen und hat tatsächlich einen französischen Favoriten, wenn’s um Weihnachten geht. „Petit Papa Noël mag ich gerne.“ Ein außergewöhnlicher Geschmack, der leider nicht belohnt wurde. Ein wunderschönes Lied, in der Tat, doch in Deutschland relativ unbekannt. Kann man nicht bringen, schließlich sollen alle mitsingen. Damit das auch klappte, wurden beim Eintritt Hefte mit den Texten verteilt.

„Alle Jahre wieder“, „Süßer die Glocken nie klingen“, „Leise rieselt der Schnee“ – 21 der beliebtesten Weihnachtslieder sangen die 30 000, bis der Abend dann mit „Stille Nacht“ seinen Höhepunkt und sein Ende fand. Unterstützt wurden sie von einer professionellen Band, die dem Reigen einen leichten Soulrock-Anstrich verlieh.

Zahlreiche Chöre sangen live mit

Darüber hinaus wurde einigen Chören die Möglichkeit zum Auftritt gegeben, darunter der MGV 01 Gelsenkirchen Bismarck. Beeindruckend war auch das Arena-Debüt einer ganz speziellen Truppe: „04 spielt die Musik“ setzt sich aus Sängern zwischen sechs und 70 Jahren zusammen. Ein Teil der Einnahmen dieses Abends soll übrigens wohltätigen Zwecken zugute kommen.

Es waren rundum gelungene zwei Stunden. Lucy Diakovska gab in ihrem blauen Schottenrock eine sehr sympathische Figur ab. Sie ist zwar bulgarischer Herkunft, doch ihr gepflegter Akzent klingt leicht niederländisch. Das ist süß. Und dass ein ebenfalls bestens aufgelegter Hartmut Engler mit seiner Band noch vor zwei Wochen das Publikum in der Dortmunder Westfalenhalle beglückt hat – geschenkt. Schalke vergibt, Weihnachten ist das Fest der Liebe.

>>Info: Einen Videoclip vom Weihnachssingen finden Sie auf unserer Facebookseite https://www.facebook.com/WAZGelsenkirchen/