Gelsenkirchen-Bismarck. . Abwasserkanal entlang des Sellmannsbaches im Gelsenkirchener Süden ist ein neuer Meilenstein auf dem Weg zur Renaturierung des Flusses

„Wir bringen das Leben in und an die Gewässer zurück“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Er ist Bauherr des Generationenprojekts Emscherumbau, in das bis 2021 gut fünf Milliarden Euro investiert sein werden. Eine Infrastrukturmaßnahme, die in ihrer Größendimension von 430 Kilometern Kanalstrecke einzigartig ist in Deutschland.

Ein Baustein dieses Projekts ist der Bau eines Abwasserkanals entlang des Sellmannsbaches in Bismarck und Bulmke. Im dritten Bauabschnitt entstehen der 680 Meter lange unterirdische „Stauraumkanal Wiesmannstraße“ zwischen dem Pumpwerk Bismarck und der Ebersteinstraße sowie ein Pumpwerk zur Weiterleitung des Mischwassers.

Absturzbauwerk als Verbindung

Die Baustelle der Emschergenossenschaft am Sellmannsbach in Gelsenkirchen.
Die Baustelle der Emschergenossenschaft am Sellmannsbach in Gelsenkirchen. © Joachim Kleine-Büning

An der Ebersteinstraße ist ein gigantisches Absturzbauwerk mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern im Bau. Es ist als Verbindung erforderlich, weil das städtische Abwasser auf einem höheren Niveau ankommt als der Kanal der Emschergenossenschaft. Die Arbeiten bis zum letzten Bauabschnitt an der Wanner Straße werden 2019 abgeschlossen sein. Elf Millionen investiert die Emschergenossenschaft in den Kanal, der gemeinsam mit Gelsenkanal gebaut wird. In Gelsenkirchen sind bis heute schon 592 Mio von geplanten 845 Mio Euro verbaut. „Wir befinden uns auf der Zielgeraden“, weiß Uli Paetzel, der 40 von 56 Kanal-Kilometern auf Gelsenkirchener Gebiet bereits als erledigt abhaken kann.

Geruch der „Köttelbecke“ soll verschwinden

Mit der Verbannung des Abwassers unter Tage wird auch der Geruch der „Köttelbecke“ den Bewohnern nicht mehr in die Nase steigen. Oberbürgermeister Frank Baranowski lobt die technische Meisterleistung, die auch Lebensqualität der Menschen in der Stadt positiv verändern wird.

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (3 von links) und der Vorsitzende der Emschergenossenschaft Dr. Uli Paetzel (2. von rechts) machten sich vor Ort ein Bild vom Stand der Bauarbeiten.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (3 von links) und der Vorsitzende der Emschergenossenschaft Dr. Uli Paetzel (2. von rechts) machten sich vor Ort ein Bild vom Stand der Bauarbeiten. © Joachim Kleine-Büning

Die ehemalige „Köttelbecke“ werde sich zu einem idyllischen Bachlauf entwickeln. Wenn der letzte Kanal verbaut ist, will die Emschergenossenschaft gemeinsam mit der Stadt die Renaturierung der Bäche und der Emscher planen.

So könnte an der Ebersteinstraße die einstige Grabelandfläche naturnah gestaltet werden. Projektleiter Dirk Hellmich weiß, „dass die Betonschalen in dem Bach entfernt werden und die Böschung entlang des Baches abgeflacht wird. In Abstimmung mit städtischen Planern kann sich das Gewässer durch eine Verbreiterung des Sohlebereichs selbst entwickeln.“

Bürger sollen ganz nah ans Wasser kommen

Bürger sollen an offenen Stellen direkten Zugang zum renaturierten Bach bekommen. Dort, wo ausreichend Platz vorhanden ist, werden Betriebswege entstehen, die auch als Fuß- oder Radwege genutzt werden können. Einige Betonsohleschalen sollen als Erinnerungsstücke verbleiben...

>>Info: Die P lanung für den ökologischen Umbau der Emscher und deren Zuflüsse stimmen Emschergenossenschaft und Gelsenkanal gemeinsam ab.

An der Baustelle Ebersteinstraße bieten die Bauherren ab 18. Januar wieder eine Bürgersprechstunde an. Donnerstags stehen Experten zwischen 8.30 und 9.30 Uhr zu Gesprächen und zur Information bereit.