Gelsenkirchen. . Das Kunstmuseum Gelsenkirchen zeigt ab Sonntag, 26. November, Arbeiten des Kölner Künstlers Peter Reichenberger, alle gemalt „Ohne Pinsel“.

  • Der Kölner Maler Peter Reichenberger gilt in der Kunstwelt als ein noch zu Entdeckender
  • Das Kunstmuseum Gelsenkirchener widmet dem 2004 Verstorbenem eine große Ausstellung
  • Alle Arbeiten entstanden ohne Pinsel, nur mit den Fingern und den Händen

Das ist das Faszinierende an der Szene: Es gibt noch immer neu zu entdeckende Künstler. Einer davon heißt Peter Reichenberger. Der 2004 verstorbene Kölner Maler schuf ein faszinierendes Werk mit einer ganz individuellen, außergewöhnlichen Handschrift. Dennoch blieb ihm Zeit seines Lebens der ganz große Ruhm verwehrt. Das Kunstmuseum Gelsenkirchen widmet nun dem Meister der Malerei „Ohne Pinsel“ eine umfassende, retrospektiv angelegte Ausstellung mit über 50 Werken in der Alten Villa.

Komposition mit den Fingern

Museumschefin Leane Schäfer entdeckte das Oeuvre durch einen Zufall in einer Kölner Galerie: „Ich habe diese Bilder gesehen und bin einfach nicht mehr davon losgekommen.“ Es sind Farben, Formen und Strukturen, die das Auge magisch in diese Malerei hineinziehen. Dabei malte Peter Reichenberger ausschließlich mit seinem Körper, nutzte Fingerkuppen, Hände, Ellbogen, um großformatige, abstrakte Tableaus zu erschaffen.

Ein hölzernes Fingerobjekt steht am Anfang des musealen Rundgangs und gibt zugleich den Fingerzeig auf das, was kommt. Reichenberger nutzte Mitte der Siebziger erstmals seine Fingerkuppen, um Farbe in seriellen Drucken aufs Papier oder die Leinwand zu bringen. So entstanden zunächst schwarz-weiße, aber schon bald auch leuchtend farbige Arbeiten.

Ein strenges Konzept

Der Maler benutzte ein überaus strenges Konzept, strukturierte jedes Werk penibel durch. So gibt es zu fast jedem Bild auch eine sogenannte Partitur, die das jeweilige Farb-, Form- und Kompositionskonzept aufzeichnet.

Gelsenkirchen stellt den Maler auf drei Etagen in drei großen Werkblöcken vor. Da sind zum einen die seriellen, rhythmischen Fingerkuppenarbeiten mit ihren bewegten Strukturen. „Ein wohl einmalige Art des Farbauftrags“, ist Leane Schäfer überzeugt. Der zweite Teil widmet sich Abdrücken von Finger- und Handkanten und der dritte schließlich den Handtellerabdrücken. Die Ausstellung deckt einen Zeitraum von einem Vierteljahrhundert ab.

Eines der Gemälde von Peter Reichenberger, die ab Sonntag im Kunstmuseum zu sehen sind.
Eines der Gemälde von Peter Reichenberger, die ab Sonntag im Kunstmuseum zu sehen sind. © Thomas Schmidtke

Die Malerei ist weder erzählerisch und noch gegenständlich, aber auch nicht gestisch informell. Manches erinnert an Op- oder Minimal-Art, anderes wirkt von weitem wie eine große monochrome Farbfläche. Manches scheint durch die vielen aufgetragenen Schichten gar in die Dreidimensionalität zu gehen. Funkelnde Juwele allemal. Sehenswert!

>> Die Eröffnung und das Katalogbuch

Die Ausstellung wird am Sonntag, 26. November, um 11.30 Uhr eröffnet und wird bis zum 28. Januar zu sehen sein.

Das Kunstmuseum an der Horster Straße ist geöffnet von dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Katalogbuch aus dem Jahre 2013 kostet 30 Euro.