Altstadt. . Manfred Paas verabschiedet sich nach 21 Jahren von der Propsteipfarrei St. Augustinus und vielen Aufgaben. Nur Ruheständler wird er jedoch nicht.

Zwölf Umzüge hat Manfred Paas in seinem Arbeitsleben hinter sich gebracht. Nummer 13. nach 21 Jahren steht nun an. Und er wird einschneidender sein, als die Ortswechsel zuvor. Paas, bald 68, gibt sein Gemeinde- und Pfarramt auf. Am Sonntag wird er in „seiner“ Kirche St. Augustinus verabschiedet. Der Essener Bischof hatte seinen Verzicht auf die Pfarrei aus Alters- und Krankheitsgründen angenommen.

Aus seinem Pfarrhaus ist Paas schon ausgezogen. Aktuell packt er die letzten Bücherkisten in seinem Büro. „Ich bin jetzt der höchste Priester der Stadt“, sagt er lächelnd – Paas bewohnt nun an der Kirchstraße eine Wohnung in der sechsten Etage. „Sehr zufrieden“ blickt er auf die Jahre in der Propsteipfarrei zurück. „Allein schon wegen der vielen Ehrenamtlichen, die sich hier so stark einsetzen.“

Paas geht für drei Sabbat-Monate ins Kloster

Die Nachfolge ist geklärt. Auf MP folgt MP: St. Urbanus-Propst und Stadtdechant Markus Pottbäcker leitet künftig beide Pfarreien und übernimmt die Aufgaben von Manfred Paas. Vor Ort wird ihn ab März 2018 Pastor Mirco Quint unterstützen. „Ich bin sehr froh, wie es jetzt weitergeht“, sagt Paas. „Das Bistum scheint da ja mit einer sehr guten Personalentscheidung für Kontinuität zu sorgen.“

21 Jahre lang war Propst Manfred Paas Pfarrer in St. Augustinus. Sein Anspruch für die „Kirche mitten in der Stadt: Mit Christus – nahe bei den Menschen“.
21 Jahre lang war Propst Manfred Paas Pfarrer in St. Augustinus. Sein Anspruch für die „Kirche mitten in der Stadt: Mit Christus – nahe bei den Menschen“. © Martin Möller

Am Vorabend und in der Sonntagsmesse wird Paas noch einmal die Heilige Kommunion austeilen. Dann wird er sich von den Gläubigen verabschieden. Und auch von seinen vielfältigen Aufgaben in Leitungsgremien der Pfarrei, der Kliniken St. Augustinus und als oberster Dienstherr von 2900 Beschäftigten. Paas geht erst in drei Sabbat-Monate, die er in klösterlicher Umgebung in Österreich verbringen will, dann in den Unruhestand. Er wird in Wattenscheid weiter seelsorgerisch tätig bleiben, als Pastor in besonderem Dienst in St. Gertrud. „Klar ist das die Zielgerade für mich. Aber ich will ja auch etwas Neues machen.“

Zusammenschluss mit den KKEL wird aktuell geprüft

Neues – das hat Paas in seinem Priesterleben begleitet: als Pastor, Pfarrer, Propst und Prälat in verschiedensten Bereichen. Hafenseelsorger in Duisburg war er, Kaplan im Sauerland, Jugend- und später Olympiaseelsorger. „Vier Tage nach den Paralympics in Atlanta ging es nach Gelsenkirchen. Das ging ratzfatz.“

„Das Leben lebt von Veränderungen“, hat der Priester als Überschrift für den Abschiedstext im Gemeindebrief der Propsteipfarrei St. Augustinus gewählt. Viele Änderungen hat er mitgestaltet, oft agiert, mal reagiert: Jugendkirche und Philipp-Neri-Zentrum in der Neustadt fallen in seine Amtszeit, die Gründung des Kinderhospizes, die grundlegende Erneuerung des Marienhospitals und der Zusammenschluss der Krankenhäuser in Ückendorf, Erle und Buer. „Wir haben versucht, auf Notsituationen adäquat zu antworten“, betont Paas. „Wir sind nicht die gewesen, die hier geschrien haben, wenn es um neue Aufgaben ging.“ Der Konzentrationsprozess geht weiter. Aktuell wird der Zusammenschluss mit den KKEL, den Katholischen Kliniken Emscher-Lippe, geprüft. „Das ist eines der vielen Themen, die man nicht abschließen kann in seiner Dienstzeit“, sagt Paas.

22 000 Katholiken in der Pfarrei

St. Augustinus wurde zur „Kirche mitten in der Stadt. Mit Christus, nahe bei den Menschen“ – so versteht Paas den Auftrag der Citypastoral. Die Kirche als Mittelpunkt für 22 000 Katholiken in der Pfarrei und 5600 in der Gemeinde blieb, rundum ist der Wechsel Konstante. Die aus der Finanznot des Bistums geborene Gemeindereform vor knapp einer Dekade hat zu Schließungen, zur Aufgabe von Standorten, zu manchem Frust geführt. Dauerhaft geholfen hat sie nicht. Es geht weiter. In Ückendorf, in Bulmke sind die Kirchendächer über 60 Jahre alt. Sie müssten erneuert werden. „Wir werden uns immer fragen müssen: was braucht man auf Dauer“, glaubt Paas. Der Pfarrentwicklungsprozess ist über zwei Jahre gelaufen. In jedem Stadtteil soll ein kirchlicher Raum präsent bleiben. „Aber es kann sein, dass man da in einigen Jahren nachjustieren muss“, sagt der Pfarrer. Die Seelsorge, die Nähe zu den Menschen, die vielen Begegnungen, das „ist mir immer das Wichtigste gewesen“, sagt Paas. „Über Taufen, Trauungen, Beerdigungen und viele Besuche stehen einem so viele Menschen vor Augen. Ich gehe sehr dankbar, auch dankbar für diese Vielfalt.“