Erle. . Mary Roos und Wolfgang Trepper beleidigten sich und ihr Publikum in ihrem Programm auf das Allerfeinste. Und das ausgesprochen unterhaltsam.
- „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ soll Heino einst öfters in die Garderobe bestellt haben
- Derbe Witze, alte Hits und Medien-Bashing bildeten den Kern des unterhaltsamen Programms
- Die 1100 Zuschauer in der Emscher-Lippe-Halle stimmen am Ende singend mit ein
„Leck mich am Arsch, is’ voll hier“, entfährt es Wolfgang Trepper angesichts der knapp 1100 Menschen in der Emscher-Lippe-Halle. Der in Duisburg gebürtige Kabarettist war sichtlich froh, im Ruhrgebiet zu gastieren. „Hier darf man das so sagen“, ist seine Überzeugung. Auch sonst nimmt der 56-jährige kein Blatt vor den Mund, der Satz fällt nicht aus dem Rahmen, das Programm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ lebt von recht derber Sprache.
Nur zwölf Jahre Altersunterschied
Und der rote Faden des Abends ist der muntere Schlagabtausch mit seinem Co-Star, der Schlagersängerin Mary Roos, von ihm sarkastisch als „Helene Fischer der Bronzezeit“ betitelt. Eigentlich trennen die beiden Künstler nur zwölf Lebensjahre, aber Treppers strategischer Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums besteht darin, Roos hochbetagt erscheinen zu lassen. „Zwei Stunden Programm alleine schafft die Schachtel nicht mehr. Die ist so alt, die hat das Tote Meer gekannt, als es noch krank war“. Die Menge johlt. Und dann steht sie da, in einem bezaubernden roten Etui-Kleid und verströmt sogleich die Souveränität einer etablierten Künstlerin mit jahrzehntelanger Bühnenerfahrung.
Schmunzelnd singt sie „Ist dies ein Come-Back oder Revival?“, das würden sich doch die Leute fragen. Auch „Frau Roos, brauchen sie das Geld?“, augenzwinkernd beschließt sie den Song mit „Ja“. Mit Trepper nimmt sie den deutschen Schlager aufs Korn, die Welt, deren Teil sie ist. Zwar sanfter im Ton als der „cholerische Spacken“, wie sie Trepper nennt, aber mit vermeintlichem Enthüllungscharakter. Sie plaudert aus dem Nähkästchen.
„Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ für Heino?
Hat Ricky Shane damals wirklich eine Hotelzimmertür zertrümmert? War er tatsächlich unsterblich verliebt in Daliah Lavi? Und hat Heino ernsthaft bei jedem Konzert „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ für seine Garderobe bestellt? Immerhin haben Roos und Trepper dies als Inspiration für den Show-Titel genommen. Bei der Reise durch die 1960er, 70er, 80er Jahre des deutschen Schlagers bekommt jeder sein Fett weg.
Carmen Nebel, die „Päpstin der Geschmacklosigkeit“, Roger Whittaker, „direkt aus dem Irrenhaus, anders sind seine Texte nicht zu erklären“, Howard Carpendale, „der große weiße Mann aus Südafrika“. Trepper zeigt Oberflächlichkeiten der Gesellschaft und der Medienbranche auf. Er redet vom inhaltslosen Mode-Wahn des heutigen Fernsehens („diese Hose tut nichts für die Schuhe“) oder der abgöttischen Liebe der Deutschen zu Österreichern („Andy Borg, Mozart und den dritten kennen Sie auch“).
Exzellente Begleitband für Mary Roos
Ein kurzweiliges Programm, in dem Mary Roos natürlich ihre großen Hits zum Besten gibt – und der Saal singt mit. Diejenige, „die schon auf die Kinder von Adam und Eva aufgepasst hat“, hat ihr Publikum noch voll im Griff. Dabei wurde sie von einer exzellenten Live-Band begleitet. Die Musiker halfen versiert der gesundheitlich etwas angeschlagenen Roos, wenn aufgrund einer Bronchitis die hohen Töne mal nicht so kommen wollten. Hochachtung vor der Sängerin, die den Konzerttermin nicht abgesagt hat, sondern professionell und ansprechend bestritt.