Horst. . Die Glashalle von Schloss Horst verwandelte sich am Wochenende in ein Eldorado für kreative Poetry-Slammer und ihre Fans.
- Erstmals wurde im Schloss Horst von Gelsenkirchen die Veranstaltung „Best of Poetry Slam“ präsentiert
- Die „Slammer“ kamen aus ganz Deutschland, das Publikum war international besetzt
- Der heimliche Star des Abends war die Moderatorin Leonie Warnke, die forderte: „Neues muss her!“
Die A43 war schon voll, auf der A42 gab’s einen Stau. Und die Ausfahrt Schalke war völlig verstopft. Aufgrund des Heimspiels der Knappen gegen die Mainzelmännchen fing der Poetry Slam auf Schloss Horst mit gut halbstündiger Verspätung an. Rund 100 Besucher waren gekommen, das ist relativ viel; die Schnittmenge zwischen Fußballfans und Leuten, die sich an Textergüssen erfreuen, scheint gering.
Das Publikum ist international
Ein Arm erhebt sich, als Leonie Warnke in den Zuschauerraum fragt, wer denn als Jury mitwirken wolle. Die 25-Jährige möchte wissen, was die junge Frau denn dazu befähige, über die Qualität von Texten zu urteilen. Darias trockene Antwort: „Weil ich einfach cool bin!“ Neben der Hernerin melden sich noch andere, darunter ein junger Mann aus Nijmwegen. Poetry Slam – das ist eine Szene für sich.
Fünf junge Menschen tragen an diesem Abend ihre Texte vor. Sie kommen aus ganz Deutschland: Hinnerk Köhn aus Hamburg, Rainer Holl aus Leipzig, Tom Schildhauer aus Köln, Jule Weber aus Bochum. Als Special Guest hat Theresa Sperling aus Nordhorn an der Grenze zu den Niederlanden den ersten Auftritt. Die 46-Jährige erhält die volle Punktzahl – die, die nach ihr kommen, schneiden ebenfalls sehr gut ab. Es geht nicht ums Verlieren oder Gewinnen.
„Respektiert die Poeten!“
Aber es gibt einen Star an diesem Abend: Die Moderatorin Leonie Warnke ist ein Naturtalent. Schon als sie die Regeln eines diesmal besonderen Poetry Slams erklärt, erweist sie sich als wahre Rampensau. „Respektiert die Poeten!“, unterweist sie das Publikum. „Ich will keine Buhs hören.“ Dann geht sie in die Knie, richtet sich auf und probt mit den Gästen angemessene Applausarten. Die Auftretenden würden ausschließlich selbst verfasste Texte vortragen, nichts Abgeschriebenes, keine Plagiate. Neues muss her! „Goethe und Schiller fanden wir schon in der Schule langweilig“, ruft Warnke.
Die Gelsenkirchenerin ist Veranstalterin des Abends. Es ist ein „Best of Poetry Slam“. Die Kriterien für die Auswahl der Mitwirkenden? „Die Bandbreite der Texte war wichtig, es sollte geschlechtermäßig gemischt sein, und etwas Lokales sollte auch dabei sein. Und private Vorlieben habe ich natürlich auch“, erläutert die 25-Jährige.
Erinnerungen an die Pubertät
Sie selbst schreibt auch, „seit ich schreiben kann“. Und sie hat anscheinend bereits einen eigenen kleinen Fanclub, denn als Moderatorin hat sie sich schon ihre Sporen verdient; sie hat Routine. Ein Gast ist gekommen, weil sie Warnke schon mal in Berlin erlebt hat, „im Ritter Butzke“. Leonie Warnkes Bühnenpräsenz ist beeindruckend.
In zwei Durchläufen tragen die Poeten dann ihre Texte vor. Schon Theresa Sperlings freier Redefluss, mal assoziativ, mal stringent, hinterlässt bleibenden Eindruck. Sie erinnert an ihre Pubertät: „Ich war zu dünn, zu flach, überhaupt nicht sexy. Aber dann sprossen die Hormone.“
>>Info: Die Hormone sprossen bei allen Teilnehmern regelrecht aus den Federn aufs Papier. Es besteht also kein Grund zur Sorge um die Zukunft der Literatur in Deutschland, darüber waren sich alle Teilnehmer und Zuhörer einig.
Auch in Gelsenkirchen bieten unterschiedliche Veranstalter regelmäßig Poetry Slams mit großem Erfolg an.